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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

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Erwachsenen oder älteren Personen dasselbe Lager
oder dasselbe Zimmer theilen läßt. Wenn aber, an
irgend einem Orte, so muß in der Wochenstube für
Reinheit der Luft gesorgt werden. Wir haben hier
ein neugebornes Wesen, das besonders leicht von
allen Schädlichkeiten getroffen wird; eine stark aus-
dünstende und fiebernde Wöchnerin; einen ununter-
brochenen Aufenthalt in demselben Raume, oft noch
die Anwesenheit von Ammen und Wärterinnen. Bei
der Vereinigung so vieler Elemente zur Luftverderb-
niß, ist daher ganz besonders für die äußerste Rein-
lichkeit zu sorgen; hier muß mit sorgfältiger Ver-
meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkühlung
entstehen könnte, die Luft so rein als möglich ge-
halten werden, damit der Hineintretende nicht den
geringsten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn
thut er dieses, so kann man versichert sein, daß die
Zimmerluft sowohl der Mutter wie dem Kinde scha-
det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, so
ist ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen.
Durchnäßte Wäsche darf nie vor dem Feuer getrock-
net werden, auch ist alles Kochen im Zimmer zu
vermeiden. Die Luft wird dadurch mit wässerigen
oft unangenehm riechenden Dünsten angefüllt, und
in einem hohen Grade verdorben.

Das Speisezimmer sei, wo möglich, nur allein
für diesen Zweck bestimmt; ist es zugleich Wohnzimmer

Erwachſenen oder aͤlteren Perſonen dasſelbe Lager
oder dasſelbe Zimmer theilen laͤßt. Wenn aber, an
irgend einem Orte, ſo muß in der Wochenſtube fuͤr
Reinheit der Luft geſorgt werden. Wir haben hier
ein neugebornes Weſen, das beſonders leicht von
allen Schaͤdlichkeiten getroffen wird; eine ſtark aus-
duͤnſtende und fiebernde Woͤchnerin; einen ununter-
brochenen Aufenthalt in demſelben Raume, oft noch
die Anweſenheit von Ammen und Waͤrterinnen. Bei
der Vereinigung ſo vieler Elemente zur Luftverderb-
niß, iſt daher ganz beſonders fuͤr die aͤußerſte Rein-
lichkeit zu ſorgen; hier muß mit ſorgfaͤltiger Ver-
meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkuͤhlung
entſtehen koͤnnte, die Luft ſo rein als moͤglich ge-
halten werden, damit der Hineintretende nicht den
geringſten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn
thut er dieſes, ſo kann man verſichert ſein, daß die
Zimmerluft ſowohl der Mutter wie dem Kinde ſcha-
det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, ſo
iſt ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen.
Durchnaͤßte Waͤſche darf nie vor dem Feuer getrock-
net werden, auch iſt alles Kochen im Zimmer zu
vermeiden. Die Luft wird dadurch mit waͤſſerigen
oft unangenehm riechenden Duͤnſten angefuͤllt, und
in einem hohen Grade verdorben.

Das Speiſezimmer ſei, wo moͤglich, nur allein
fuͤr dieſen Zweck beſtimmt; iſt es zugleich Wohnzimmer

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[21/0031] Erwachſenen oder aͤlteren Perſonen dasſelbe Lager oder dasſelbe Zimmer theilen laͤßt. Wenn aber, an irgend einem Orte, ſo muß in der Wochenſtube fuͤr Reinheit der Luft geſorgt werden. Wir haben hier ein neugebornes Weſen, das beſonders leicht von allen Schaͤdlichkeiten getroffen wird; eine ſtark aus- duͤnſtende und fiebernde Woͤchnerin; einen ununter- brochenen Aufenthalt in demſelben Raume, oft noch die Anweſenheit von Ammen und Waͤrterinnen. Bei der Vereinigung ſo vieler Elemente zur Luftverderb- niß, iſt daher ganz beſonders fuͤr die aͤußerſte Rein- lichkeit zu ſorgen; hier muß mit ſorgfaͤltiger Ver- meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkuͤhlung entſtehen koͤnnte, die Luft ſo rein als moͤglich ge- halten werden, damit der Hineintretende nicht den geringſten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn thut er dieſes, ſo kann man verſichert ſein, daß die Zimmerluft ſowohl der Mutter wie dem Kinde ſcha- det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, ſo iſt ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen. Durchnaͤßte Waͤſche darf nie vor dem Feuer getrock- net werden, auch iſt alles Kochen im Zimmer zu vermeiden. Die Luft wird dadurch mit waͤſſerigen oft unangenehm riechenden Duͤnſten angefuͤllt, und in einem hohen Grade verdorben. Das Speiſezimmer ſei, wo moͤglich, nur allein fuͤr dieſen Zweck beſtimmt; iſt es zugleich Wohnzimmer

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Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/31>, abgerufen am 18.04.2024.