Erwachsenen oder älteren Personen dasselbe Lager oder dasselbe Zimmer theilen läßt. Wenn aber, an irgend einem Orte, so muß in der Wochenstube für Reinheit der Luft gesorgt werden. Wir haben hier ein neugebornes Wesen, das besonders leicht von allen Schädlichkeiten getroffen wird; eine stark aus- dünstende und fiebernde Wöchnerin; einen ununter- brochenen Aufenthalt in demselben Raume, oft noch die Anwesenheit von Ammen und Wärterinnen. Bei der Vereinigung so vieler Elemente zur Luftverderb- niß, ist daher ganz besonders für die äußerste Rein- lichkeit zu sorgen; hier muß mit sorgfältiger Ver- meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkühlung entstehen könnte, die Luft so rein als möglich ge- halten werden, damit der Hineintretende nicht den geringsten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn thut er dieses, so kann man versichert sein, daß die Zimmerluft sowohl der Mutter wie dem Kinde scha- det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, so ist ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen. Durchnäßte Wäsche darf nie vor dem Feuer getrock- net werden, auch ist alles Kochen im Zimmer zu vermeiden. Die Luft wird dadurch mit wässerigen oft unangenehm riechenden Dünsten angefüllt, und in einem hohen Grade verdorben.
Das Speisezimmer sei, wo möglich, nur allein für diesen Zweck bestimmt; ist es zugleich Wohnzimmer
Erwachſenen oder aͤlteren Perſonen dasſelbe Lager oder dasſelbe Zimmer theilen laͤßt. Wenn aber, an irgend einem Orte, ſo muß in der Wochenſtube fuͤr Reinheit der Luft geſorgt werden. Wir haben hier ein neugebornes Weſen, das beſonders leicht von allen Schaͤdlichkeiten getroffen wird; eine ſtark aus- duͤnſtende und fiebernde Woͤchnerin; einen ununter- brochenen Aufenthalt in demſelben Raume, oft noch die Anweſenheit von Ammen und Waͤrterinnen. Bei der Vereinigung ſo vieler Elemente zur Luftverderb- niß, iſt daher ganz beſonders fuͤr die aͤußerſte Rein- lichkeit zu ſorgen; hier muß mit ſorgfaͤltiger Ver- meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkuͤhlung entſtehen koͤnnte, die Luft ſo rein als moͤglich ge- halten werden, damit der Hineintretende nicht den geringſten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn thut er dieſes, ſo kann man verſichert ſein, daß die Zimmerluft ſowohl der Mutter wie dem Kinde ſcha- det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, ſo iſt ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen. Durchnaͤßte Waͤſche darf nie vor dem Feuer getrock- net werden, auch iſt alles Kochen im Zimmer zu vermeiden. Die Luft wird dadurch mit waͤſſerigen oft unangenehm riechenden Duͤnſten angefuͤllt, und in einem hohen Grade verdorben.
Das Speiſezimmer ſei, wo moͤglich, nur allein fuͤr dieſen Zweck beſtimmt; iſt es zugleich Wohnzimmer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0031"n="21"/>
Erwachſenen oder aͤlteren Perſonen dasſelbe Lager<lb/>
oder dasſelbe Zimmer theilen laͤßt. Wenn aber, an<lb/>
irgend einem Orte, ſo muß in der Wochenſtube fuͤr<lb/>
Reinheit der Luft geſorgt werden. Wir haben hier<lb/>
ein neugebornes Weſen, das beſonders leicht von<lb/>
allen Schaͤdlichkeiten getroffen wird; eine ſtark aus-<lb/>
duͤnſtende und fiebernde Woͤchnerin; einen ununter-<lb/>
brochenen Aufenthalt in demſelben Raume, oft noch<lb/>
die Anweſenheit von Ammen und Waͤrterinnen. Bei<lb/>
der Vereinigung ſo vieler Elemente zur Luftverderb-<lb/>
niß, iſt daher ganz beſonders fuͤr die aͤußerſte Rein-<lb/>
lichkeit zu ſorgen; hier muß mit ſorgfaͤltiger Ver-<lb/>
meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkuͤhlung<lb/>
entſtehen koͤnnte, die Luft ſo rein als moͤglich ge-<lb/>
halten werden, damit der Hineintretende nicht den<lb/>
geringſten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn<lb/>
thut er dieſes, ſo kann man verſichert ſein, daß die<lb/>
Zimmerluft ſowohl der Mutter wie dem Kinde ſcha-<lb/>
det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, ſo<lb/>
iſt ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen.<lb/>
Durchnaͤßte Waͤſche darf nie vor dem Feuer getrock-<lb/>
net werden, auch iſt alles Kochen im Zimmer zu<lb/>
vermeiden. Die Luft wird dadurch mit waͤſſerigen<lb/>
oft unangenehm riechenden Duͤnſten angefuͤllt, und<lb/>
in einem hohen Grade verdorben.</p><lb/><p>Das Speiſezimmer ſei, wo moͤglich, nur allein<lb/>
fuͤr dieſen Zweck beſtimmt; iſt es zugleich Wohnzimmer<lb/></p></div></body></text></TEI>
[21/0031]
Erwachſenen oder aͤlteren Perſonen dasſelbe Lager
oder dasſelbe Zimmer theilen laͤßt. Wenn aber, an
irgend einem Orte, ſo muß in der Wochenſtube fuͤr
Reinheit der Luft geſorgt werden. Wir haben hier
ein neugebornes Weſen, das beſonders leicht von
allen Schaͤdlichkeiten getroffen wird; eine ſtark aus-
duͤnſtende und fiebernde Woͤchnerin; einen ununter-
brochenen Aufenthalt in demſelben Raume, oft noch
die Anweſenheit von Ammen und Waͤrterinnen. Bei
der Vereinigung ſo vieler Elemente zur Luftverderb-
niß, iſt daher ganz beſonders fuͤr die aͤußerſte Rein-
lichkeit zu ſorgen; hier muß mit ſorgfaͤltiger Ver-
meidung aller Gefahr, die aus zu großer Abkuͤhlung
entſtehen koͤnnte, die Luft ſo rein als moͤglich ge-
halten werden, damit der Hineintretende nicht den
geringſten unangenehmen Geruch wahrnehme, denn
thut er dieſes, ſo kann man verſichert ſein, daß die
Zimmerluft ſowohl der Mutter wie dem Kinde ſcha-
det. Verlangt die Witterung, daß geheizt werde, ſo
iſt ein offener Windofen nicht genug zu empfehlen.
Durchnaͤßte Waͤſche darf nie vor dem Feuer getrock-
net werden, auch iſt alles Kochen im Zimmer zu
vermeiden. Die Luft wird dadurch mit waͤſſerigen
oft unangenehm riechenden Duͤnſten angefuͤllt, und
in einem hohen Grade verdorben.
Das Speiſezimmer ſei, wo moͤglich, nur allein
fuͤr dieſen Zweck beſtimmt; iſt es zugleich Wohnzimmer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/31>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.