Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.man ein reizbares Kind, das beim Anblick eines Frem- Sobald ein neuer Fremder kömmt, wird das Das Beste ist, man lasse das Kind nur ganz Die Zeit und die Nothwendigkeit, diese großen Lehr- man ein reizbares Kind, das beim Anblick eines Frem- Sobald ein neuer Fremder koͤmmt, wird das Das Beſte iſt, man laſſe das Kind nur ganz Die Zeit und die Nothwendigkeit, dieſe großen Lehr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="159"/> man ein reizbares Kind, das beim Anblick eines Frem-<lb/> den ſich verkriecht und durchaus nicht zu bewegen<lb/> iſt, ihm die Hand zu reichen, durch ein ſolches Ver-<lb/> fahren dazu zwingen will, man den Fehler nur verſtaͤrkt.</p><lb/> <p>Sobald ein neuer Fremder koͤmmt, wird das<lb/> Kind deſſen Erſcheinen mit unangenehmen Erinne-<lb/> rungen verknuͤpfen und dadurch nur in ſeiner Men-<lb/> ſchenſcheu verſtaͤrkt werden.</p><lb/> <p>Das Beſte iſt, man laſſe das Kind nur ganz<lb/> ruhig im Zimmer bleiben und nehme keine weitere<lb/> Notiz von ihm. Bald wird es die Augen aufſchlagen<lb/> und aus Neugierde nach dem Fremden ſchauen.<lb/> Laͤchelt dieſer es freundlich an, wird es ſchon mehr<lb/> Zutrauen gewinnen, und ſich zuletzt von ſelbſt dem<lb/> Gegenſtande ſeiner anfaͤnglichen Furcht naͤhern. Will<lb/> man gleich anfangs Gewalt brauchen, ſo muß hoͤchſt<lb/> wahrſcheinlich das ſchreiende Kind hinausgetragen<lb/> werden, nach einer Scene, die weder fuͤr die Han-<lb/> delnden noch fuͤr die Zuſchauer angenehm ſein kann.</p><lb/> <p>Die Zeit und die Nothwendigkeit, dieſe großen Lehr-<lb/> meiſter, verbeſſern gewoͤhnlich den Fehler der Schuͤch-<lb/> ternheit, doch bei hohen Graden dieſes Uebels laͤßt<lb/> es ſich weder durch Vernunft noch Uebung bemeiſtern<lb/> und iſt Schuld, daß mancher verdienſtvolle Mann<lb/> durchaus in der Welt nicht die Rolle ſpielt, wozu<lb/> ſeine Talente ihn berechtigt haͤtten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [159/0169]
man ein reizbares Kind, das beim Anblick eines Frem-
den ſich verkriecht und durchaus nicht zu bewegen
iſt, ihm die Hand zu reichen, durch ein ſolches Ver-
fahren dazu zwingen will, man den Fehler nur verſtaͤrkt.
Sobald ein neuer Fremder koͤmmt, wird das
Kind deſſen Erſcheinen mit unangenehmen Erinne-
rungen verknuͤpfen und dadurch nur in ſeiner Men-
ſchenſcheu verſtaͤrkt werden.
Das Beſte iſt, man laſſe das Kind nur ganz
ruhig im Zimmer bleiben und nehme keine weitere
Notiz von ihm. Bald wird es die Augen aufſchlagen
und aus Neugierde nach dem Fremden ſchauen.
Laͤchelt dieſer es freundlich an, wird es ſchon mehr
Zutrauen gewinnen, und ſich zuletzt von ſelbſt dem
Gegenſtande ſeiner anfaͤnglichen Furcht naͤhern. Will
man gleich anfangs Gewalt brauchen, ſo muß hoͤchſt
wahrſcheinlich das ſchreiende Kind hinausgetragen
werden, nach einer Scene, die weder fuͤr die Han-
delnden noch fuͤr die Zuſchauer angenehm ſein kann.
Die Zeit und die Nothwendigkeit, dieſe großen Lehr-
meiſter, verbeſſern gewoͤhnlich den Fehler der Schuͤch-
ternheit, doch bei hohen Graden dieſes Uebels laͤßt
es ſich weder durch Vernunft noch Uebung bemeiſtern
und iſt Schuld, daß mancher verdienſtvolle Mann
durchaus in der Welt nicht die Rolle ſpielt, wozu
ſeine Talente ihn berechtigt haͤtten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |