ihre philologischen Studien mit Erfolg werden fort- setzen können. Sie werden unstreitig nicht weniger tief in den Geist des Alterthums eindringen, weil sie sich nebenbei manche andere nützliche Kenntnisse, und durch fleißiges Bewegen im Freien, einen tüchtigen Fond von Gesundheit und Lebenskraft erworben haben. Jch glaube wenigstens, daß um die gesunden Griechen zu verstehen, es durchaus nicht übel ist, selbst gesund zu sein, und kann mir unmöglich denken, daß ein hypochondrischer Professor den Geist der Hellenen richtig auffassen wird.
Wozu nützt das Studium der Geographie, so wie es gewöhnlich auf Schulen betrieben wird? Diese öde Nomenclatur von Ländern, Flüssen, Bergen und Städten, wobei sich das arme Kind nichts denkt, weil es keinen Zusammenhang hineinbringen kann? Wer von uns verdankt nicht sein Bischen Erdkunde einer späteren Zeit, wo politische Begebenheiten oder die Lectüre interessanter Reisebeschreibungen ihn auffor- derten, auf der Karte nachzusuchen?
Die Geographie sollte stets mit dem Geschichts- unterrichte Hand in Hand gehen. Hat man z. B. dem Kinde den Freiheitskampf der Griecheu oder den Zug des Hannibal über die Alpen erzählt, so muß gleich auf der Karte der Schauplatz dieser Begeben- heiten aufgesucht werden. Man benutze die Gele- genheit, dem Kleinen lehrreiche Bemerkungen über
ihre philologiſchen Studien mit Erfolg werden fort- ſetzen koͤnnen. Sie werden unſtreitig nicht weniger tief in den Geiſt des Alterthums eindringen, weil ſie ſich nebenbei manche andere nuͤtzliche Kenntniſſe, und durch fleißiges Bewegen im Freien, einen tuͤchtigen Fond von Geſundheit und Lebenskraft erworben haben. Jch glaube wenigſtens, daß um die geſunden Griechen zu verſtehen, es durchaus nicht uͤbel iſt, ſelbſt geſund zu ſein, und kann mir unmoͤglich denken, daß ein hypochondriſcher Profeſſor den Geiſt der Hellenen richtig auffaſſen wird.
Wozu nuͤtzt das Studium der Geographie, ſo wie es gewoͤhnlich auf Schulen betrieben wird? Dieſe oͤde Nomenclatur von Ländern, Fluͤſſen, Bergen und Staͤdten, wobei ſich das arme Kind nichts denkt, weil es keinen Zuſammenhang hineinbringen kann? Wer von uns verdankt nicht ſein Bischen Erdkunde einer ſpaͤteren Zeit, wo politiſche Begebenheiten oder die Lectuͤre intereſſanter Reiſebeſchreibungen ihn auffor- derten, auf der Karte nachzuſuchen?
Die Geographie ſollte ſtets mit dem Geſchichts- unterrichte Hand in Hand gehen. Hat man z. B. dem Kinde den Freiheitskampf der Griecheu oder den Zug des Hannibal uͤber die Alpen erzaͤhlt, ſo muß gleich auf der Karte der Schauplatz dieſer Begeben- heiten aufgeſucht werden. Man benutze die Gele- genheit, dem Kleinen lehrreiche Bemerkungen uͤber
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ihre philologiſchen Studien mit Erfolg werden fort-
ſetzen koͤnnen. Sie werden unſtreitig nicht weniger
tief in den Geiſt des Alterthums eindringen, weil ſie
ſich nebenbei manche andere nuͤtzliche Kenntniſſe, und
durch fleißiges Bewegen im Freien, einen tuͤchtigen
Fond von Geſundheit und Lebenskraft erworben haben.
Jch glaube wenigſtens, daß um die geſunden Griechen
zu verſtehen, es durchaus nicht uͤbel iſt, ſelbſt geſund
zu ſein, und kann mir unmoͤglich denken, daß ein
hypochondriſcher Profeſſor den Geiſt der Hellenen
richtig auffaſſen wird.
Wozu nuͤtzt das Studium der Geographie, ſo
wie es gewoͤhnlich auf Schulen betrieben wird? Dieſe
oͤde Nomenclatur von Ländern, Fluͤſſen, Bergen und
Staͤdten, wobei ſich das arme Kind nichts denkt, weil
es keinen Zuſammenhang hineinbringen kann? Wer
von uns verdankt nicht ſein Bischen Erdkunde einer
ſpaͤteren Zeit, wo politiſche Begebenheiten oder die
Lectuͤre intereſſanter Reiſebeſchreibungen ihn auffor-
derten, auf der Karte nachzuſuchen?
Die Geographie ſollte ſtets mit dem Geſchichts-
unterrichte Hand in Hand gehen. Hat man z. B.
dem Kinde den Freiheitskampf der Griecheu oder den
Zug des Hannibal uͤber die Alpen erzaͤhlt, ſo muß
gleich auf der Karte der Schauplatz dieſer Begeben-
heiten aufgeſucht werden. Man benutze die Gele-
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/133>, abgerufen am 16.02.2025.
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