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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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5. Die Betriebsvorschriften.

Der Betrieb des cursus publicus selbst wird am besten
durch die Dienstesvorschriften gekennzeichnet, welche durch die Ver-
ordnungen und Gesetze der Kaiser theils für einzelne, theils für alle
Provinzen in den verschiedenen Jahren erlassen wurden; in
manchen dieser Gesetze spiegelt sich nicht blos die Organisation
der ganzen Anstalt, sondern auch der Charakter der Zeit.

1. Als oberstes Gesetz für den ganzen Betrieb galt die
Regel: "Nach eigenem Gutdünken konnte Niemand sich des
cursus publicus bedienen"; Jeder mußte vielmehr hiezu legitimirt
sein. Diese Legitimation, dieser Reisepaß, welcher zur Benütz-
ung des cursus publicus berechtigte, hieß diploma; erst nach
Vorzeigen dieses Diplomes oder Patentes konnte eine evectio
stattfinden; im Verlauf der Zeiten, nämlich von Constantin
an, ward diese diploma selbst evectio genannt und erscheint
mit dieser gleichbedeutend1).

Die evectio war auf doppelt zusammengelegtes Papier oder
Pergament geschrieben.

Zur Ausstellung der diplomata waren ursprünglich nur
sehr wenige berechtigt, zumeist hatte sich der Kaiser selbst diese
Gnade vorbehalten und nur ausnahmsweise war sie den prae-

1) Guerard, Polytyque de l'Abee Irminon, tom. I. p. II. §. 424.
,.Nul ne pouvait fair usage des "veredi" ni des "paraveredi" sans
une autorisation speciale nommee "evectio" emanee de l'emqereur,
du prefet du pretoire, ou du prefet de la ville et contenant avec
le nom du fonctionaire public a qui elle etait remise, le temps
qu'elle devait lui servir et le nombre de chevaux qui lui etait
accorde.
5. Die Betriebsvorſchriften.

Der Betrieb des cursus publicus ſelbſt wird am beſten
durch die Dienſtesvorſchriften gekennzeichnet, welche durch die Ver-
ordnungen und Geſetze der Kaiſer theils für einzelne, theils für alle
Provinzen in den verſchiedenen Jahren erlaſſen wurden; in
manchen dieſer Geſetze ſpiegelt ſich nicht blos die Organiſation
der ganzen Anſtalt, ſondern auch der Charakter der Zeit.

1. Als oberſtes Geſetz für den ganzen Betrieb galt die
Regel: „Nach eigenem Gutdünken konnte Niemand ſich des
cursus publicus bedienen“; Jeder mußte vielmehr hiezu legitimirt
ſein. Dieſe Legitimation, dieſer Reiſepaß, welcher zur Benütz-
ung des cursus publicus berechtigte, hieß diploma; erſt nach
Vorzeigen dieſes Diplomes oder Patentes konnte eine evectio
ſtattfinden; im Verlauf der Zeiten, nämlich von Constantin
an, ward dieſe diploma ſelbſt evectio genannt und erſcheint
mit dieſer gleichbedeutend1).

Die evectio war auf doppelt zuſammengelegtes Papier oder
Pergament geſchrieben.

Zur Ausſtellung der diplomata waren urſprünglich nur
ſehr wenige berechtigt, zumeiſt hatte ſich der Kaiſer ſelbſt dieſe
Gnade vorbehalten und nur ausnahmsweiſe war ſie den prae-

1) Guérard, Polytyque de l'Abée Irminon, tom. I. p. II. §. 424.
,.Nul ne pouvait fair usage des „veredi“ ni des „paraveredi“ sans
une autorisation speciale nommée „evectio“ emanée de l'emqereur,
du préfet du prétoire, ou du préfet de la ville et contenant avec
le nom du fonctionaire public à qui elle était remise, le temps
qu'elle devait lui servir et le nombre de chevaux qui lui était
accordé.
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[63/0076] 5. Die Betriebsvorſchriften. Der Betrieb des cursus publicus ſelbſt wird am beſten durch die Dienſtesvorſchriften gekennzeichnet, welche durch die Ver- ordnungen und Geſetze der Kaiſer theils für einzelne, theils für alle Provinzen in den verſchiedenen Jahren erlaſſen wurden; in manchen dieſer Geſetze ſpiegelt ſich nicht blos die Organiſation der ganzen Anſtalt, ſondern auch der Charakter der Zeit. 1. Als oberſtes Geſetz für den ganzen Betrieb galt die Regel: „Nach eigenem Gutdünken konnte Niemand ſich des cursus publicus bedienen“; Jeder mußte vielmehr hiezu legitimirt ſein. Dieſe Legitimation, dieſer Reiſepaß, welcher zur Benütz- ung des cursus publicus berechtigte, hieß diploma; erſt nach Vorzeigen dieſes Diplomes oder Patentes konnte eine evectio ſtattfinden; im Verlauf der Zeiten, nämlich von Constantin an, ward dieſe diploma ſelbſt evectio genannt und erſcheint mit dieſer gleichbedeutend 1). Die evectio war auf doppelt zuſammengelegtes Papier oder Pergament geſchrieben. Zur Ausſtellung der diplomata waren urſprünglich nur ſehr wenige berechtigt, zumeiſt hatte ſich der Kaiſer ſelbſt dieſe Gnade vorbehalten und nur ausnahmsweiſe war ſie den prae- 1) Guérard, Polytyque de l'Abée Irminon, tom. I. p. II. §. 424. ,.Nul ne pouvait fair usage des „veredi“ ni des „paraveredi“ sans une autorisation speciale nommée „evectio“ emanée de l'emqereur, du préfet du prétoire, ou du préfet de la ville et contenant avec le nom du fonctionaire public à qui elle était remise, le temps qu'elle devait lui servir et le nombre de chevaux qui lui était accordé.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/76>, abgerufen am 22.11.2024.