gemeinschaft der deutschen Staaten entsprachen. Einflußreiche Veränderungen in den gegenseitigen Verhältnissen der Staaten und Nationen schienen zwar in den letzten Jahrhunderten lediglich von politischen Umgestaltungen abhängig zu sein, -- in unserer Zeit aber, wo die durch Handel und Ver- kehr und andere Boten des Friedens beförderte Entwicklung der internationalen Verhältnisse sich weniger als je von den Grenzen und den sonstigen specifischen Verhältnissen der einzelnen Staaten eindämmen läßt, wo die menschliche Gesellschaft in ihrer immer inniger werdenden Annäherung und Verbindung den einzelnen Staat überwächst und ihn in manchem Punkte nöthigt ihren Forderungen als den Bedürfnissen der Gesammtheit Rechnung zu tragen, selbst wenn es seinen besondern Jnteressen augen- blicklich nicht gerade zusagen sollte, sind es auch bereits wieder- holt gesellschaftliche Elemente gewesen, welche einfluß- reiche Veränderungen in den gegenseitigen Verhältnissen der Staaten und Nationen bewirkt haben.
Aus solchen Consequenzen entstand auch der deutsch- österreichische Postverein.
Preußen hatte bereits durch den Zollverein die Jdee der Verkehrsgemeinschaft der deutschen Staaten auf eine Weise ins Leben gerufen, die auch auf den Gedanken der postalischen Einigung befruchtenden Einfluß auszuüben ge- eignet war.
Die ersten Schritte hiezu waren schon im Jahre 1842-44 durch Oesterreich eingeleitet worden, welches mit den bayerischen, badischen, sächsischen, Thurn und Taxis'schen und preußischen Postverwaltungen "Postverträge" abschloß,
gemeinſchaft der deutſchen Staaten entſprachen. Einflußreiche Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der Staaten und Nationen ſchienen zwar in den letzten Jahrhunderten lediglich von politiſchen Umgeſtaltungen abhängig zu ſein, — in unſerer Zeit aber, wo die durch Handel und Ver- kehr und andere Boten des Friedens beförderte Entwicklung der internationalen Verhältniſſe ſich weniger als je von den Grenzen und den ſonſtigen ſpecifiſchen Verhältniſſen der einzelnen Staaten eindämmen läßt, wo die menſchliche Geſellſchaft in ihrer immer inniger werdenden Annäherung und Verbindung den einzelnen Staat überwächſt und ihn in manchem Punkte nöthigt ihren Forderungen als den Bedürfniſſen der Geſammtheit Rechnung zu tragen, ſelbſt wenn es ſeinen beſondern Jntereſſen augen- blicklich nicht gerade zuſagen ſollte, ſind es auch bereits wieder- holt geſellſchaftliche Elemente geweſen, welche einfluß- reiche Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der Staaten und Nationen bewirkt haben.
Aus ſolchen Conſequenzen entſtand auch der deutſch- öſterreichiſche Poſtverein.
Preußen hatte bereits durch den Zollverein die Jdee der Verkehrsgemeinſchaft der deutſchen Staaten auf eine Weiſe ins Leben gerufen, die auch auf den Gedanken der poſtaliſchen Einigung befruchtenden Einfluß auszuüben ge- eignet war.
Die erſten Schritte hiezu waren ſchon im Jahre 1842‒44 durch Oeſterreich eingeleitet worden, welches mit den bayeriſchen, badiſchen, ſächſiſchen, Thurn und Taxis'ſchen und preußiſchen Poſtverwaltungen „Poſtverträge“ abſchloß,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0399"n="386"/>
gemeinſchaft der deutſchen Staaten entſprachen. Einflußreiche<lb/>
Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der Staaten<lb/>
und Nationen ſchienen zwar in den letzten Jahrhunderten<lb/>
lediglich von <hirendition="#g">politiſchen Umgeſtaltungen</hi> abhängig zu<lb/>ſein, — in unſerer Zeit aber, wo die durch Handel und Ver-<lb/>
kehr und andere Boten des Friedens beförderte Entwicklung der<lb/>
internationalen Verhältniſſe ſich weniger als je von den Grenzen<lb/>
und den ſonſtigen ſpecifiſchen Verhältniſſen der einzelnen Staaten<lb/>
eindämmen läßt, wo die menſchliche Geſellſchaft in ihrer immer<lb/>
inniger werdenden Annäherung und Verbindung den einzelnen<lb/>
Staat überwächſt und ihn in manchem Punkte nöthigt ihren<lb/>
Forderungen als den Bedürfniſſen der Geſammtheit Rechnung<lb/>
zu tragen, ſelbſt wenn es ſeinen beſondern Jntereſſen augen-<lb/>
blicklich nicht gerade zuſagen ſollte, ſind es auch bereits wieder-<lb/>
holt <hirendition="#g">geſellſchaftliche Elemente</hi> geweſen, welche einfluß-<lb/>
reiche Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der<lb/>
Staaten und Nationen bewirkt haben.</p><lb/><p>Aus ſolchen Conſequenzen entſtand auch der <hirendition="#g">deutſch-<lb/>
öſterreichiſche Poſtverein</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Preußen</hi> hatte bereits durch den <hirendition="#g">Zollverein</hi> die<lb/>
Jdee der <hirendition="#g">Verkehrsgemeinſchaft</hi> der deutſchen Staaten auf<lb/>
eine Weiſe ins Leben gerufen, die auch auf den Gedanken der<lb/>
poſtaliſchen Einigung befruchtenden Einfluß auszuüben ge-<lb/>
eignet war.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">erſten Schritte</hi> hiezu waren ſchon im Jahre<lb/>
1842‒44 durch <hirendition="#g">Oeſterreich</hi> eingeleitet worden, welches mit<lb/>
den bayeriſchen, badiſchen, ſächſiſchen, Thurn und Taxis'ſchen<lb/>
und preußiſchen Poſtverwaltungen „Poſtverträge“ abſchloß,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[386/0399]
gemeinſchaft der deutſchen Staaten entſprachen. Einflußreiche
Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der Staaten
und Nationen ſchienen zwar in den letzten Jahrhunderten
lediglich von politiſchen Umgeſtaltungen abhängig zu
ſein, — in unſerer Zeit aber, wo die durch Handel und Ver-
kehr und andere Boten des Friedens beförderte Entwicklung der
internationalen Verhältniſſe ſich weniger als je von den Grenzen
und den ſonſtigen ſpecifiſchen Verhältniſſen der einzelnen Staaten
eindämmen läßt, wo die menſchliche Geſellſchaft in ihrer immer
inniger werdenden Annäherung und Verbindung den einzelnen
Staat überwächſt und ihn in manchem Punkte nöthigt ihren
Forderungen als den Bedürfniſſen der Geſammtheit Rechnung
zu tragen, ſelbſt wenn es ſeinen beſondern Jntereſſen augen-
blicklich nicht gerade zuſagen ſollte, ſind es auch bereits wieder-
holt geſellſchaftliche Elemente geweſen, welche einfluß-
reiche Veränderungen in den gegenſeitigen Verhältniſſen der
Staaten und Nationen bewirkt haben.
Aus ſolchen Conſequenzen entſtand auch der deutſch-
öſterreichiſche Poſtverein.
Preußen hatte bereits durch den Zollverein die
Jdee der Verkehrsgemeinſchaft der deutſchen Staaten auf
eine Weiſe ins Leben gerufen, die auch auf den Gedanken der
poſtaliſchen Einigung befruchtenden Einfluß auszuüben ge-
eignet war.
Die erſten Schritte hiezu waren ſchon im Jahre
1842‒44 durch Oeſterreich eingeleitet worden, welches mit
den bayeriſchen, badiſchen, ſächſiſchen, Thurn und Taxis'ſchen
und preußiſchen Poſtverwaltungen „Poſtverträge“ abſchloß,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/399>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.