und das Post-Regal als ein vollständiges unbeschränktes Hoheits-Recht selbst zu verwalten. Jndeß hatte doch der Artikel 27 der Rheinbundacte festgesetzt: "Les princes ou comtes actuellement regnans con- serveront chacun comme propriete patrimoniale et privee, tous les domaines sans ex ception, qu'ils possedent maintenant, ainsi que tous les droits seigneuriaux et feodaux non essentiellement inherens a la souverainete" wornach wenigstens die Ausübung des Postregals dem Hause Taxis gesichert schien.
Allein selbst das Letztere konnte Taxis nur im spärlichsten Maße retten; überall traten an die Stelle der Reichspost nun eigene Landesposten; und leider behandelten die Bundes- fürsten das Postwesen bei seiner neuen Umgestaltung je nach verschiedenen Ansichten und Grundsätzen.
Wo bisher schon eigene Territorialposten bestanden, blieben sie auch jetzt fortbestehen; so -- abgesehen von der preußischen Staatspost -- in Oesterreich, in Sachsen, in Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha, in Mecklenburg-Schwerin, Strelitz, Olden- burg etc. etc.; andere errichteten auf eigene Rechnung eigene Landesposten mit Aufhebung der bisherigen Taxis'schen, so z. B. Württemberg, Berg, Cleve, Westphalen und Bayern. Jn den Gebieten von Bayreuth, Fulda, Hanau und Erfurt ließ Napoleon selbst (1807) die Taxis'schen Posten aufheben; auf seinen speziellen Befehl wurden sie aus den Hansestädten Bremen, Hamburg und Lübeck und aus allen jenen Theilen des nordwestlichen Deutschlands verdrängt, welche Napoleon im Dezember 1810 unter dem Namen des Lippe-Departements und des Hanseatischen Departements mit Frankreich vereinigte.
und das Poſt-Regal als ein vollſtändiges unbeſchränktes Hoheits-Recht ſelbſt zu verwalten. Jndeß hatte doch der Artikel 27 der Rheinbundacte feſtgeſetzt: „Les princes ou comtes actuellement régnans con- serveront chacun comme propriété patrimoniale et privée, tous les domaines sans ex ception, qu'ils possédent maintenant, ainsi que tous les droits seigneuriaux et féodaux non essentiellement inhérens à la souveraineté“ wornach wenigſtens die Ausübung des Poſtregals dem Hauſe Taxis geſichert ſchien.
Allein ſelbſt das Letztere konnte Taxis nur im ſpärlichſten Maße retten; überall traten an die Stelle der Reichspoſt nun eigene Landespoſten; und leider behandelten die Bundes- fürſten das Poſtweſen bei ſeiner neuen Umgeſtaltung je nach verſchiedenen Anſichten und Grundſätzen.
Wo bisher ſchon eigene Territorialpoſten beſtanden, blieben ſie auch jetzt fortbeſtehen; ſo — abgeſehen von der preußiſchen Staatspoſt — in Oeſterreich, in Sachſen, in Sachſen-Weimar und Sachſen-Gotha, in Mecklenburg-Schwerin, Strelitz, Olden- burg ꝛc. ꝛc.; andere errichteten auf eigene Rechnung eigene Landespoſten mit Aufhebung der bisherigen Taxis'ſchen, ſo z. B. Württemberg, Berg, Cleve, Weſtphalen und Bayern. Jn den Gebieten von Bayreuth, Fulda, Hanau und Erfurt ließ Napoleon ſelbſt (1807) die Taxis'ſchen Poſten aufheben; auf ſeinen ſpeziellen Befehl wurden ſie aus den Hanſeſtädten Bremen, Hamburg und Lübeck und aus allen jenen Theilen des nordweſtlichen Deutſchlands verdrängt, welche Napoleon im Dezember 1810 unter dem Namen des Lippe-Departements und des Hanſeatiſchen Departements mit Frankreich vereinigte.
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und das Poſt-Regal als ein vollſtändiges unbeſchränktes
Hoheits-Recht ſelbſt zu verwalten. Jndeß hatte doch der
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„Les princes ou comtes actuellement régnans con-
serveront chacun comme propriété patrimoniale et
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maintenant, ainsi que tous les droits seigneuriaux et
féodaux non essentiellement inhérens à la souveraineté“
wornach wenigſtens die Ausübung des Poſtregals dem
Hauſe Taxis geſichert ſchien.
Allein ſelbſt das Letztere konnte Taxis nur im ſpärlichſten
Maße retten; überall traten an die Stelle der Reichspoſt nun
eigene Landespoſten; und leider behandelten die Bundes-
fürſten das Poſtweſen bei ſeiner neuen Umgeſtaltung je nach
verſchiedenen Anſichten und Grundſätzen.
Wo bisher ſchon eigene Territorialpoſten beſtanden, blieben
ſie auch jetzt fortbeſtehen; ſo — abgeſehen von der preußiſchen
Staatspoſt — in Oeſterreich, in Sachſen, in Sachſen-Weimar
und Sachſen-Gotha, in Mecklenburg-Schwerin, Strelitz, Olden-
burg ꝛc. ꝛc.; andere errichteten auf eigene Rechnung eigene
Landespoſten mit Aufhebung der bisherigen Taxis'ſchen, ſo
z. B. Württemberg, Berg, Cleve, Weſtphalen und Bayern.
Jn den Gebieten von Bayreuth, Fulda, Hanau und Erfurt
ließ Napoleon ſelbſt (1807) die Taxis'ſchen Poſten aufheben;
auf ſeinen ſpeziellen Befehl wurden ſie aus den Hanſeſtädten
Bremen, Hamburg und Lübeck und aus allen jenen Theilen
des nordweſtlichen Deutſchlands verdrängt, welche Napoleon im
Dezember 1810 unter dem Namen des Lippe-Departements
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/383>, abgerufen am 28.11.2024.
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