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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Cap. VIII.
Eifersucht des Hauses Taxis gegen andere Verkehrs-
Einrichtungen.

Claudius Lamoral von Taxis war 1673 gestorben, sein
Sohn Eugen Alexander wurde unterm 18. Mai 1677 mit
dem Reichspost-Generalate belehnt.

Das Erste, was Lamorals Nachfolger that, war, wie es
bisher geschah, einen mächtigen Bannstrahl gegen das Neben-
botenwerk zu schleudern und den Kaiser zu veranlassen, wieder
ein Mandat in diesem Sinne ins Reich zu erlassen. Der
Kaiser gab Willfährde und im Jahre 1680 erschienen Man-
date, wodurch den Boten die Briefsammlung und der unerlaubte
Vorschub, welcher hin und wieder sogar fremden Boten und
mit unterlegten Pferden geleistet würde, strengstens verboten
wurde. --

Ein strenges Mandat erging an die Reichsstadt Ulm wegen
des schädlichen Botenwesens. Augsburg, Ulm, Lindau und
Nürnberg waren jene Städte, welche am häufigsten dem Reichs-
Post-Generalate Anlaß zu Klagen wegen unbefugten Eingriffen
gaben. Jn Ulm maßten sich die Boten an, das Posthorn zu
führen, es wurde ihnen aber von den Reichsbehörden abge-
nommen. Andere Städte erkannten indessen das Reichspostregale
an, und äußerten in einem Jntercessions-Schreiben an Seine
Majestät den Kaiser am 14. Juni 1681 für die obengenannten
Städte: "daß keiner Zeit die unziemliche Jntention gewesen,
Eurer Kaiserlichen Majestät hohen Postregal von Seite der ge-

Cap. VIII.
Eiferſucht des Hauſes Taxis gegen andere Verkehrs-
Einrichtungen.

Claudius Lamoral von Taxis war 1673 geſtorben, ſein
Sohn Eugen Alexander wurde unterm 18. Mai 1677 mit
dem Reichspoſt-Generalate belehnt.

Das Erſte, was Lamorals Nachfolger that, war, wie es
bisher geſchah, einen mächtigen Bannſtrahl gegen das Neben-
botenwerk zu ſchleudern und den Kaiſer zu veranlaſſen, wieder
ein Mandat in dieſem Sinne ins Reich zu erlaſſen. Der
Kaiſer gab Willfährde und im Jahre 1680 erſchienen Man-
date, wodurch den Boten die Briefſammlung und der unerlaubte
Vorſchub, welcher hin und wieder ſogar fremden Boten und
mit unterlegten Pferden geleiſtet würde, ſtrengſtens verboten
wurde. —

Ein ſtrenges Mandat erging an die Reichsſtadt Ulm wegen
des ſchädlichen Botenweſens. Augsburg, Ulm, Lindau und
Nürnberg waren jene Städte, welche am häufigſten dem Reichs-
Poſt-Generalate Anlaß zu Klagen wegen unbefugten Eingriffen
gaben. Jn Ulm maßten ſich die Boten an, das Poſthorn zu
führen, es wurde ihnen aber von den Reichsbehörden abge-
nommen. Andere Städte erkannten indeſſen das Reichspoſtregale
an, und äußerten in einem Jnterceſſions-Schreiben an Seine
Majeſtät den Kaiſer am 14. Juni 1681 für die obengenannten
Städte: „daß keiner Zeit die unziemliche Jntention geweſen,
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[328/0341] Cap. VIII. Eiferſucht des Hauſes Taxis gegen andere Verkehrs- Einrichtungen. Claudius Lamoral von Taxis war 1673 geſtorben, ſein Sohn Eugen Alexander wurde unterm 18. Mai 1677 mit dem Reichspoſt-Generalate belehnt. Das Erſte, was Lamorals Nachfolger that, war, wie es bisher geſchah, einen mächtigen Bannſtrahl gegen das Neben- botenwerk zu ſchleudern und den Kaiſer zu veranlaſſen, wieder ein Mandat in dieſem Sinne ins Reich zu erlaſſen. Der Kaiſer gab Willfährde und im Jahre 1680 erſchienen Man- date, wodurch den Boten die Briefſammlung und der unerlaubte Vorſchub, welcher hin und wieder ſogar fremden Boten und mit unterlegten Pferden geleiſtet würde, ſtrengſtens verboten wurde. — Ein ſtrenges Mandat erging an die Reichsſtadt Ulm wegen des ſchädlichen Botenweſens. Augsburg, Ulm, Lindau und Nürnberg waren jene Städte, welche am häufigſten dem Reichs- Poſt-Generalate Anlaß zu Klagen wegen unbefugten Eingriffen gaben. Jn Ulm maßten ſich die Boten an, das Poſthorn zu führen, es wurde ihnen aber von den Reichsbehörden abge- nommen. Andere Städte erkannten indeſſen das Reichspoſtregale an, und äußerten in einem Jnterceſſions-Schreiben an Seine Majeſtät den Kaiſer am 14. Juni 1681 für die obengenannten Städte: „daß keiner Zeit die unziemliche Jntention geweſen, Eurer Kaiſerlichen Majeſtät hohen Poſtregal von Seite der ge-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/341>, abgerufen am 22.11.2024.