Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

dritte Nardin (von Mathäus Visconti verjagt), der vierte
Annurat, der fünfte Guidettus, der sechste und jüngste war
Lamoral de la Tour der eigentliche Stammhalter des
Hauses Taxis.

Lamoral erbte die Ungunst des Schicksals seiner Ahnen
und mußte sich wie seine Brüder vom Hause flüchten. Er zog
in's Bergamesische und ließ sich dort im Thale Cornelia nieder
(1313); er erlangte die Herrschaft resp. den Besitz des Taxis'-
schen Gebirges und lebte dort lediglich der Jagd und sonstigen
ritterlichen Vergnügungen. Von dem Namen dieses seines
größern und liebsten Besitzthums nannte er sich selbst Lamoral
de la Tour Tassis, oder auch nur Lamoral Tassis1).

Lamoral starb dort, aber seine Familie zog später nach
Bergamo. Jn Folge der fortwährenden Verfolgungen der
Visconti zogen einzelne Familienglieder unter Kaiser Fried-
rich III. fort und ließen sich in den Staaten des Hauses
Oesterreich um's Jahr 1452 nieder.

Der erste, der an dem Hof des Kaisers Friedrich III. ging,
nannte sich Rogerius (I.) de Tassis; seine reiche Begabung und
hervorragenden Fähigkeiten gewannen ihm bald die Stelle eines
kaiserlichen Kammerjunkers und Oberjägermeisters2).

1) Zazzera [1]. c. tom. II. L'anno 1313 ritirose con suoi fratelli
nel Bergamazco: quini occupando la valle del Cornello, di quella
se ne vissero gran tempo Signori, nella qual valle perche si vede
la Montagna del Tasso abondantissima d'animali di questo nome
della caccia de quali essendo molto vago Lamorale, fu' il primo
che sorti il cognome del Tasso etc.
2) Chifflet, l. c. pag. 59, sagt von Roger de Tassis, er war ein
Seigneur adroit en tout, et fort capable au maniement des grands

dritte Nardin (von Mathäus Visconti verjagt), der vierte
Annurat, der fünfte Guidettus, der ſechſte und jüngſte war
Lamoral de la Tour der eigentliche Stammhalter des
Hauſes Taxis.

Lamoral erbte die Ungunſt des Schickſals ſeiner Ahnen
und mußte ſich wie ſeine Brüder vom Hauſe flüchten. Er zog
in's Bergameſiſche und ließ ſich dort im Thale Cornelia nieder
(1313); er erlangte die Herrſchaft resp. den Beſitz des Taxis'-
ſchen Gebirges und lebte dort lediglich der Jagd und ſonſtigen
ritterlichen Vergnügungen. Von dem Namen dieſes ſeines
größern und liebſten Beſitzthums nannte er ſich ſelbſt Lamoral
de la Tour Taſſis, oder auch nur Lamoral Taſſis1).

Lamoral ſtarb dort, aber ſeine Familie zog ſpäter nach
Bergamo. Jn Folge der fortwährenden Verfolgungen der
Visconti zogen einzelne Familienglieder unter Kaiſer Fried-
rich III. fort und ließen ſich in den Staaten des Hauſes
Oeſterreich um's Jahr 1452 nieder.

Der erſte, der an dem Hof des Kaiſers Friedrich III. ging,
nannte ſich Rogerius (I.) de Taſſis; ſeine reiche Begabung und
hervorragenden Fähigkeiten gewannen ihm bald die Stelle eines
kaiſerlichen Kammerjunkers und Oberjägermeiſters2).

1) Zazzera [1]. c. tom. II. L'anno 1313 ritiróse con suoi fratelli
nel Bergamazco: quini occupando la valle del Cornello, di quella
se ne vissero gran tempo Signori, nella qual valle perche si vede
la Montagna del Tasso abondantissima d'animali di questo nome
della caccia de quali essendo molto vago Lamorale, fu' il primo
che sorti il cognome del Tasso etc.
2) Chifflet, l. c. pag. 59, ſagt von Roger de Taſſis, er war ein
Seigneur adroit en tout, et fort capable au maniement des grands
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0267" n="254"/>
dritte Nardin (von Mathäus Visconti verjagt), der vierte<lb/>
Annurat, der fünfte Guidettus, der &#x017F;ech&#x017F;te und jüng&#x017F;te war<lb/><hi rendition="#g">Lamoral de la Tour</hi> der eigentliche Stammhalter des<lb/>
Hau&#x017F;es Taxis.</p><lb/>
            <p>Lamoral erbte die Ungun&#x017F;t des Schick&#x017F;als &#x017F;einer Ahnen<lb/>
und mußte &#x017F;ich wie &#x017F;eine Brüder vom Hau&#x017F;e flüchten. Er zog<lb/>
in's Bergame&#x017F;i&#x017F;che und ließ &#x017F;ich dort im Thale Cornelia nieder<lb/>
(1313); er erlangte die Herr&#x017F;chaft <hi rendition="#aq">resp</hi>. den Be&#x017F;itz des Taxis'-<lb/>
&#x017F;chen Gebirges und lebte dort lediglich der Jagd und &#x017F;on&#x017F;tigen<lb/>
ritterlichen Vergnügungen. Von dem Namen die&#x017F;es &#x017F;eines<lb/>
größern und lieb&#x017F;ten Be&#x017F;itzthums nannte er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t Lamoral<lb/>
de la Tour Ta&#x017F;&#x017F;is, oder auch nur Lamoral Ta&#x017F;&#x017F;is<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Zazzera <supplied>1</supplied>. c. tom. II. L'anno 1313 ritiróse con suoi fratelli<lb/>
nel Bergamazco: quini occupando la valle del Cornello, di quella<lb/>
se ne vissero gran tempo Signori, nella qual valle perche si vede<lb/>
la Montagna del Tasso abondantissima d'animali di questo nome<lb/>
della caccia de quali essendo molto vago Lamorale, fu' il primo<lb/>
che sorti il cognome del Tasso etc.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Lamoral &#x017F;tarb dort, aber &#x017F;eine Familie zog &#x017F;päter nach<lb/>
Bergamo. Jn Folge der fortwährenden Verfolgungen der<lb/>
Visconti zogen einzelne Familienglieder unter Kai&#x017F;er Fried-<lb/>
rich <hi rendition="#aq">III</hi>. fort und ließen &#x017F;ich in den Staaten des Hau&#x017F;es<lb/>
Oe&#x017F;terreich um's Jahr 1452 nieder.</p><lb/>
            <p>Der er&#x017F;te, der an dem Hof des Kai&#x017F;ers Friedrich <hi rendition="#aq">III</hi>. ging,<lb/>
nannte &#x017F;ich Rogerius (<hi rendition="#aq">I</hi>.) de Ta&#x017F;&#x017F;is; &#x017F;eine reiche Begabung und<lb/>
hervorragenden Fähigkeiten gewannen ihm bald die Stelle eines<lb/>
kai&#x017F;erlichen Kammerjunkers und Oberjägermei&#x017F;ters<note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Chifflet, l. c. pag.</hi> 59, &#x017F;agt von Roger de Ta&#x017F;&#x017F;is, er war ein<lb/><hi rendition="#aq">Seigneur adroit en tout, et fort capable au maniement des grands</hi></note>.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0267] dritte Nardin (von Mathäus Visconti verjagt), der vierte Annurat, der fünfte Guidettus, der ſechſte und jüngſte war Lamoral de la Tour der eigentliche Stammhalter des Hauſes Taxis. Lamoral erbte die Ungunſt des Schickſals ſeiner Ahnen und mußte ſich wie ſeine Brüder vom Hauſe flüchten. Er zog in's Bergameſiſche und ließ ſich dort im Thale Cornelia nieder (1313); er erlangte die Herrſchaft resp. den Beſitz des Taxis'- ſchen Gebirges und lebte dort lediglich der Jagd und ſonſtigen ritterlichen Vergnügungen. Von dem Namen dieſes ſeines größern und liebſten Beſitzthums nannte er ſich ſelbſt Lamoral de la Tour Taſſis, oder auch nur Lamoral Taſſis 1). Lamoral ſtarb dort, aber ſeine Familie zog ſpäter nach Bergamo. Jn Folge der fortwährenden Verfolgungen der Visconti zogen einzelne Familienglieder unter Kaiſer Fried- rich III. fort und ließen ſich in den Staaten des Hauſes Oeſterreich um's Jahr 1452 nieder. Der erſte, der an dem Hof des Kaiſers Friedrich III. ging, nannte ſich Rogerius (I.) de Taſſis; ſeine reiche Begabung und hervorragenden Fähigkeiten gewannen ihm bald die Stelle eines kaiſerlichen Kammerjunkers und Oberjägermeiſters 2). 1) Zazzera 1. c. tom. II. L'anno 1313 ritiróse con suoi fratelli nel Bergamazco: quini occupando la valle del Cornello, di quella se ne vissero gran tempo Signori, nella qual valle perche si vede la Montagna del Tasso abondantissima d'animali di questo nome della caccia de quali essendo molto vago Lamorale, fu' il primo che sorti il cognome del Tasso etc. 2) Chifflet, l. c. pag. 59, ſagt von Roger de Taſſis, er war ein Seigneur adroit en tout, et fort capable au maniement des grands

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/267
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/267>, abgerufen am 22.11.2024.