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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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vilegien; die Großboten theilten zunächst mit der Universität
die Freiheit vom Zoll, von Umgeld und Steuer und waren
speciell von den städtischen Leistungen, als Nachtdienst etc. be-
freit, die Kleinboten oder Unterboten, wie man sie nennen
will, genoßen dagegen Freiheit von jenen Lasten, welche auf
der Benützung von Straßen, Wegen und Häfen ruhten.

Diese Freiheiten mußten für die Bereicherung namentlich
der Großboten sehr wesentlich beigetragen haben und scheinen
zu manchen Mißbräuchen die Hand geboten zu haben1).

Die Zahl der Großboten war so ziemlich fixirt; wenigstens
war durch eine Verordnung Carl VIII. vom Jahr 1489 be-
stimmt, daß nur für je eine Diözese Frankreich's und ebenso
je eine Diözese des Auslandes je ein Großbote aufgestellt sein
sollte2).

Die Zahl der Kleinboten war nicht fixirt und konnte es
wohl auch nicht sein, da ihr Bedarf sich je nach den Bedürf-
nissen, d. h. je nach den verschiedenen, sich mehr oder minder
zersplitternden Coursen erhöhte oder verminderte.

1) Crevier V. 314. "Le magistrat se plaignait de la quantite
enorme de vignes, que possedaient les messagers, ce qui, s'ils etaient
exemts de payer aucun droit pour le vin de leur crau, portait un
notable prejudice aux finances du roi.
2) Crevier IV. 448. "Un messager pour chaque diocese du
royaume, et un pareillement pour chacun des dioceses etrangers,
dont il se trouvera des ecoliers a Paris. -- Et pour prevenir les
fraudes de ceux, qui voudraient a faux, titre jouir des privileges,
dont il s'agit, l'ordonnance prescrit a l'Universite de faire porter
au greffe de la chambre des aides un rolle contenant les noms,
surnoms, et qualites de ceux, qui sont actuellement pourvus des
offices ci-dessus mentionnes et a chaque mutation de fournir pa-
reillement le nom de celui, qui remplira la place vacante.

vilegien; die Großboten theilten zunächſt mit der Univerſität
die Freiheit vom Zoll, von Umgeld und Steuer und waren
ſpeciell von den ſtädtiſchen Leiſtungen, als Nachtdienſt ꝛc. be-
freit, die Kleinboten oder Unterboten, wie man ſie nennen
will, genoßen dagegen Freiheit von jenen Laſten, welche auf
der Benützung von Straßen, Wegen und Häfen ruhten.

Dieſe Freiheiten mußten für die Bereicherung namentlich
der Großboten ſehr weſentlich beigetragen haben und ſcheinen
zu manchen Mißbräuchen die Hand geboten zu haben1).

Die Zahl der Großboten war ſo ziemlich fixirt; wenigſtens
war durch eine Verordnung Carl VIII. vom Jahr 1489 be-
ſtimmt, daß nur für je eine Diözeſe Frankreich's und ebenſo
je eine Diözeſe des Auslandes je ein Großbote aufgeſtellt ſein
ſollte2).

Die Zahl der Kleinboten war nicht fixirt und konnte es
wohl auch nicht ſein, da ihr Bedarf ſich je nach den Bedürf-
niſſen, d. h. je nach den verſchiedenen, ſich mehr oder minder
zerſplitternden Courſen erhöhte oder verminderte.

1) Crevier V. 314. „Le magistrat se plaignait de la quantité
énorme de vignes, que possedaient les messagers, ce qui, s'ils étaient
exemts de payer aucun droit pour le vin de leur crû, portait un
notable préjudice aux finances du roi.
2) Crevier IV. 448. „Un messager pour chaque diocése du
royaume, et un pareillement pour chacun des diocéses étrangers,
dont il se trouvera des écoliers à Paris. — Et pour prévenir les
fraudes de ceux, qui voudraient à faux, titre jouir des priviléges,
dont il s'agit, l'ordonnance prescrit à l'Université de faire porter
au greffe de la chambre des aides un rôlle contenant les noms,
surnoms, et qualités de ceux, qui sont actuellement pourvus des
offices ci-dessus mentionnés et à chaque mutation de fournir pa-
reillement le nom de celui, qui remplira la place vacante.
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[210/0223] vilegien; die Großboten theilten zunächſt mit der Univerſität die Freiheit vom Zoll, von Umgeld und Steuer und waren ſpeciell von den ſtädtiſchen Leiſtungen, als Nachtdienſt ꝛc. be- freit, die Kleinboten oder Unterboten, wie man ſie nennen will, genoßen dagegen Freiheit von jenen Laſten, welche auf der Benützung von Straßen, Wegen und Häfen ruhten. Dieſe Freiheiten mußten für die Bereicherung namentlich der Großboten ſehr weſentlich beigetragen haben und ſcheinen zu manchen Mißbräuchen die Hand geboten zu haben 1). Die Zahl der Großboten war ſo ziemlich fixirt; wenigſtens war durch eine Verordnung Carl VIII. vom Jahr 1489 be- ſtimmt, daß nur für je eine Diözeſe Frankreich's und ebenſo je eine Diözeſe des Auslandes je ein Großbote aufgeſtellt ſein ſollte 2). Die Zahl der Kleinboten war nicht fixirt und konnte es wohl auch nicht ſein, da ihr Bedarf ſich je nach den Bedürf- niſſen, d. h. je nach den verſchiedenen, ſich mehr oder minder zerſplitternden Courſen erhöhte oder verminderte. 1) Crevier V. 314. „Le magistrat se plaignait de la quantité énorme de vignes, que possedaient les messagers, ce qui, s'ils étaient exemts de payer aucun droit pour le vin de leur crû, portait un notable préjudice aux finances du roi. 2) Crevier IV. 448. „Un messager pour chaque diocése du royaume, et un pareillement pour chacun des diocéses étrangers, dont il se trouvera des écoliers à Paris. — Et pour prévenir les fraudes de ceux, qui voudraient à faux, titre jouir des priviléges, dont il s'agit, l'ordonnance prescrit à l'Université de faire porter au greffe de la chambre des aides un rôlle contenant les noms, surnoms, et qualités de ceux, qui sont actuellement pourvus des offices ci-dessus mentionnés et à chaque mutation de fournir pa- reillement le nom de celui, qui remplira la place vacante.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/223>, abgerufen am 28.04.2024.