Boten sie weiter befördern, so daß diese von Stadt zu Stadt bis an den Ort ihrer Bestimmung abgelöst wurden, oder man sandte, wenn es außer Landes ging, eigne Boten zu Pferde oder zu Fuß, welche gleich die Antwort mitzubringen hatten.
Beides war ebenso beschwerlich als kostbar; wollte man jedoch die großen Kosten nicht daran wenden, so blieb nichts übrig, als die großen Messen abzuwarten und alsdann den reisenden Kaufleuten seine Briefe zur Besorgung mitzugeben. Diese erzählten sich denn auch alle halbe Jahre die Neuigkeiten aus ihren Städten und Ländern und vertraten gleichsam die Stelle der Zeitungen.
Da kam man auf einen andern Gedanken.
Die Metzger größerer Städte mußten behufs Vieheinkauf nicht nur in der nächsten Umgebung von 6--8 Stunden ihre Reisen machen, sondern dieselben erstreckten sich nicht selten 20 und noch mehr Stunden Weges weit. Dies benutzten Kauf- leute und andere briefschreibende Personen, um durch sie ihre Briefe bestellen zu lassen. Obschon es gegenüber der früheren fast gänzlichen Gelegenheitslosigkeit ein offenbarer Gewinn war, nun mindestens ein bei weitem öfter wiederkehrendes Mittel zur Beförderung von Correspondenzen zu haben, so war es doch, so lange es Sache einer gegenseitig persönlichen Ueber- einkunft und bürgerlicher Gefälligkeit war, eine höchst unzu- verläßige Sache.
Da mag es denn wohl der Fall gewesen sein, daß zwischen der Kaufmannschaft einerseits und den Metzgern anderseits durch Vermittelung der städtischen Behörden ein bindender Con- trakt geschlossen wurde, nach welchem sich die Metzger gegen einen bestimmten Gehalt, oder gegen irgendwelche Befreiung
Boten ſie weiter befördern, ſo daß dieſe von Stadt zu Stadt bis an den Ort ihrer Beſtimmung abgelöſt wurden, oder man ſandte, wenn es außer Landes ging, eigne Boten zu Pferde oder zu Fuß, welche gleich die Antwort mitzubringen hatten.
Beides war ebenſo beſchwerlich als koſtbar; wollte man jedoch die großen Koſten nicht daran wenden, ſo blieb nichts übrig, als die großen Meſſen abzuwarten und alsdann den reiſenden Kaufleuten ſeine Briefe zur Beſorgung mitzugeben. Dieſe erzählten ſich denn auch alle halbe Jahre die Neuigkeiten aus ihren Städten und Ländern und vertraten gleichſam die Stelle der Zeitungen.
Da kam man auf einen andern Gedanken.
Die Metzger größerer Städte mußten behufs Vieheinkauf nicht nur in der nächſten Umgebung von 6—8 Stunden ihre Reiſen machen, ſondern dieſelben erſtreckten ſich nicht ſelten 20 und noch mehr Stunden Weges weit. Dies benutzten Kauf- leute und andere briefſchreibende Perſonen, um durch ſie ihre Briefe beſtellen zu laſſen. Obſchon es gegenüber der früheren faſt gänzlichen Gelegenheitsloſigkeit ein offenbarer Gewinn war, nun mindeſtens ein bei weitem öfter wiederkehrendes Mittel zur Beförderung von Correſpondenzen zu haben, ſo war es doch, ſo lange es Sache einer gegenſeitig perſönlichen Ueber- einkunft und bürgerlicher Gefälligkeit war, eine höchſt unzu- verläßige Sache.
Da mag es denn wohl der Fall geweſen ſein, daß zwiſchen der Kaufmannſchaft einerſeits und den Metzgern anderſeits durch Vermittelung der ſtädtiſchen Behörden ein bindender Con- trakt geſchloſſen wurde, nach welchem ſich die Metzger gegen einen beſtimmten Gehalt, oder gegen irgendwelche Befreiung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0211"n="198"/>
Boten ſie weiter befördern, ſo daß dieſe von Stadt zu Stadt<lb/>
bis an den Ort ihrer Beſtimmung abgelöſt wurden, oder man<lb/>ſandte, wenn es außer Landes ging, eigne Boten zu Pferde<lb/>
oder zu Fuß, welche gleich die Antwort mitzubringen hatten.</p><lb/><p>Beides war ebenſo beſchwerlich als koſtbar; wollte man<lb/>
jedoch die großen Koſten nicht daran wenden, ſo blieb nichts<lb/>
übrig, als die großen Meſſen abzuwarten und alsdann den<lb/>
reiſenden Kaufleuten ſeine Briefe zur Beſorgung mitzugeben.<lb/>
Dieſe erzählten ſich denn auch alle halbe Jahre die Neuigkeiten<lb/>
aus ihren Städten und Ländern und vertraten gleichſam die<lb/>
Stelle der Zeitungen.</p><lb/><p>Da kam man auf einen andern Gedanken.</p><lb/><p>Die Metzger größerer Städte mußten behufs Vieheinkauf<lb/>
nicht nur in der nächſten Umgebung von 6—8 Stunden ihre<lb/>
Reiſen machen, ſondern dieſelben erſtreckten ſich nicht ſelten 20<lb/>
und noch mehr Stunden Weges weit. Dies benutzten Kauf-<lb/>
leute und andere briefſchreibende Perſonen, um durch ſie ihre<lb/>
Briefe beſtellen zu laſſen. Obſchon es gegenüber der früheren<lb/>
faſt gänzlichen Gelegenheitsloſigkeit ein offenbarer Gewinn war,<lb/>
nun mindeſtens <hirendition="#g">ein</hi> bei weitem öfter wiederkehrendes Mittel<lb/>
zur Beförderung von Correſpondenzen zu haben, ſo war es<lb/>
doch, ſo lange es Sache einer gegenſeitig perſönlichen Ueber-<lb/>
einkunft und bürgerlicher Gefälligkeit war, eine höchſt unzu-<lb/>
verläßige Sache.</p><lb/><p>Da mag es denn wohl der Fall geweſen ſein, daß zwiſchen<lb/>
der Kaufmannſchaft einerſeits und den Metzgern anderſeits<lb/>
durch Vermittelung der ſtädtiſchen Behörden ein bindender Con-<lb/>
trakt geſchloſſen wurde, nach welchem ſich die Metzger gegen<lb/>
einen beſtimmten Gehalt, oder gegen irgendwelche Befreiung<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[198/0211]
Boten ſie weiter befördern, ſo daß dieſe von Stadt zu Stadt
bis an den Ort ihrer Beſtimmung abgelöſt wurden, oder man
ſandte, wenn es außer Landes ging, eigne Boten zu Pferde
oder zu Fuß, welche gleich die Antwort mitzubringen hatten.
Beides war ebenſo beſchwerlich als koſtbar; wollte man
jedoch die großen Koſten nicht daran wenden, ſo blieb nichts
übrig, als die großen Meſſen abzuwarten und alsdann den
reiſenden Kaufleuten ſeine Briefe zur Beſorgung mitzugeben.
Dieſe erzählten ſich denn auch alle halbe Jahre die Neuigkeiten
aus ihren Städten und Ländern und vertraten gleichſam die
Stelle der Zeitungen.
Da kam man auf einen andern Gedanken.
Die Metzger größerer Städte mußten behufs Vieheinkauf
nicht nur in der nächſten Umgebung von 6—8 Stunden ihre
Reiſen machen, ſondern dieſelben erſtreckten ſich nicht ſelten 20
und noch mehr Stunden Weges weit. Dies benutzten Kauf-
leute und andere briefſchreibende Perſonen, um durch ſie ihre
Briefe beſtellen zu laſſen. Obſchon es gegenüber der früheren
faſt gänzlichen Gelegenheitsloſigkeit ein offenbarer Gewinn war,
nun mindeſtens ein bei weitem öfter wiederkehrendes Mittel
zur Beförderung von Correſpondenzen zu haben, ſo war es
doch, ſo lange es Sache einer gegenſeitig perſönlichen Ueber-
einkunft und bürgerlicher Gefälligkeit war, eine höchſt unzu-
verläßige Sache.
Da mag es denn wohl der Fall geweſen ſein, daß zwiſchen
der Kaufmannſchaft einerſeits und den Metzgern anderſeits
durch Vermittelung der ſtädtiſchen Behörden ein bindender Con-
trakt geſchloſſen wurde, nach welchem ſich die Metzger gegen
einen beſtimmten Gehalt, oder gegen irgendwelche Befreiung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/211>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.