Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

um nach Botzen zu reisen. Als sie aber am 3. Februar in
die Nähe von Hilpoltstein kamen, wurden sie von etlichen Rei-
tern und Schnapphähnen (Raubrittern) angegriffen. Der Ritt-
meister, 2 Dragoner, die 2 Kaufherren Johann Schlitter und
Georg Fürst wurden erschossen und todt nach Nürnberg zurück-
gebracht1).

Es würde uns zu weit führen, näher in die Geleitsordnung
einzugehen oder überhaupt diese Seite des damaligen Zeitcharak-
ters weiter zu beleuchten; aber dieses Wenige mußte erwähnt
werden, um zu sehen, mit welch außerordentlichen Schwierig-
keiten Handel und Verkehr zu kämpfen hatten, um sich zu er-
halten und auszubreiten. Kein Wunder also, wenn das Mittel-
alter selbst schon in seiner spätern Zeitperiode nur erst sehr
rohe Anstalten und sehr wenige regelmäßige Verbindungen auf-
zuweisen hat, -- von einer systematisch angelegten und orga-
nisch zergliederten Anstalt konnte begreiflicherweise bis jetzt, das
heißt bis ins XIII. und bis zum Verlauf des XIV. Jahr-
hunderts nicht die Rede sein.

Ein merkwürdiges Beispiel taucht indessen jetzt in der Ge-
schichte auf, welches -- und noch obendrein mit den zuver-
läßigsten Urkunden belegt, die Existenz einer förmlichen Post-
anstalt -- freilich nur wieder als ein für sich abgeschlossenes
Jnstitut nachweist. Es ist dies die Post-Einrichtung der deut-
schen Ordensritter.



1) Roth, Geschichte des Nürnberger Handels. Bd. 2. pag. 19.

um nach Botzen zu reiſen. Als ſie aber am 3. Februar in
die Nähe von Hilpoltſtein kamen, wurden ſie von etlichen Rei-
tern und Schnapphähnen (Raubrittern) angegriffen. Der Ritt-
meiſter, 2 Dragoner, die 2 Kaufherren Johann Schlitter und
Georg Fürſt wurden erſchoſſen und todt nach Nürnberg zurück-
gebracht1).

Es würde uns zu weit führen, näher in die Geleitsordnung
einzugehen oder überhaupt dieſe Seite des damaligen Zeitcharak-
ters weiter zu beleuchten; aber dieſes Wenige mußte erwähnt
werden, um zu ſehen, mit welch außerordentlichen Schwierig-
keiten Handel und Verkehr zu kämpfen hatten, um ſich zu er-
halten und auszubreiten. Kein Wunder alſo, wenn das Mittel-
alter ſelbſt ſchon in ſeiner ſpätern Zeitperiode nur erſt ſehr
rohe Anſtalten und ſehr wenige regelmäßige Verbindungen auf-
zuweiſen hat, — von einer ſyſtematiſch angelegten und orga-
niſch zergliederten Anſtalt konnte begreiflicherweiſe bis jetzt, das
heißt bis ins XIII. und bis zum Verlauf des XIV. Jahr-
hunderts nicht die Rede ſein.

Ein merkwürdiges Beiſpiel taucht indeſſen jetzt in der Ge-
ſchichte auf, welches — und noch obendrein mit den zuver-
läßigſten Urkunden belegt, die Exiſtenz einer förmlichen Poſt-
anſtalt — freilich nur wieder als ein für ſich abgeſchloſſenes
Jnſtitut nachweiſt. Es iſt dies die Poſt-Einrichtung der deut-
ſchen Ordensritter.



1) Roth, Geſchichte des Nürnberger Handels. Bd. 2. pag. 19.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0199" n="186"/>
um nach Botzen zu rei&#x017F;en. Als &#x017F;ie aber am 3. Februar in<lb/>
die Nähe von Hilpolt&#x017F;tein kamen, wurden &#x017F;ie von etlichen Rei-<lb/>
tern und Schnapphähnen (Raubrittern) angegriffen. Der Ritt-<lb/>
mei&#x017F;ter, 2 Dragoner, die 2 Kaufherren Johann Schlitter und<lb/>
Georg Für&#x017F;t wurden er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en und todt nach Nürnberg zurück-<lb/>
gebracht<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Roth</hi>, Ge&#x017F;chichte des Nürnberger Handels. Bd. 2. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 19.</note>.</p><lb/>
            <p>Es würde uns zu weit führen, näher in die Geleitsordnung<lb/>
einzugehen oder überhaupt die&#x017F;e Seite des damaligen Zeitcharak-<lb/>
ters weiter zu beleuchten; aber die&#x017F;es Wenige mußte erwähnt<lb/>
werden, um zu &#x017F;ehen, mit welch außerordentlichen Schwierig-<lb/>
keiten Handel und Verkehr zu kämpfen hatten, um &#x017F;ich zu er-<lb/>
halten und auszubreiten. Kein Wunder al&#x017F;o, wenn das Mittel-<lb/>
alter &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon in &#x017F;einer &#x017F;pätern Zeitperiode nur er&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
rohe An&#x017F;talten und &#x017F;ehr wenige regelmäßige Verbindungen auf-<lb/>
zuwei&#x017F;en hat, &#x2014; von einer &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;ch angelegten und orga-<lb/>
ni&#x017F;ch zergliederten An&#x017F;talt konnte begreiflicherwei&#x017F;e bis jetzt, das<lb/>
heißt bis ins <hi rendition="#aq">XIII</hi>. und bis zum Verlauf des <hi rendition="#aq">XIV</hi>. Jahr-<lb/>
hunderts nicht die Rede &#x017F;ein.</p><lb/>
            <p>Ein merkwürdiges Bei&#x017F;piel taucht inde&#x017F;&#x017F;en jetzt in der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte auf, welches &#x2014; und noch obendrein mit den zuver-<lb/>
läßig&#x017F;ten Urkunden belegt, die Exi&#x017F;tenz einer förmlichen Po&#x017F;t-<lb/>
an&#x017F;talt &#x2014; freilich nur wieder als ein für &#x017F;ich abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enes<lb/>
Jn&#x017F;titut nachwei&#x017F;t. Es i&#x017F;t dies die Po&#x017F;t-Einrichtung der deut-<lb/>
&#x017F;chen Ordensritter.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0199] um nach Botzen zu reiſen. Als ſie aber am 3. Februar in die Nähe von Hilpoltſtein kamen, wurden ſie von etlichen Rei- tern und Schnapphähnen (Raubrittern) angegriffen. Der Ritt- meiſter, 2 Dragoner, die 2 Kaufherren Johann Schlitter und Georg Fürſt wurden erſchoſſen und todt nach Nürnberg zurück- gebracht 1). Es würde uns zu weit führen, näher in die Geleitsordnung einzugehen oder überhaupt dieſe Seite des damaligen Zeitcharak- ters weiter zu beleuchten; aber dieſes Wenige mußte erwähnt werden, um zu ſehen, mit welch außerordentlichen Schwierig- keiten Handel und Verkehr zu kämpfen hatten, um ſich zu er- halten und auszubreiten. Kein Wunder alſo, wenn das Mittel- alter ſelbſt ſchon in ſeiner ſpätern Zeitperiode nur erſt ſehr rohe Anſtalten und ſehr wenige regelmäßige Verbindungen auf- zuweiſen hat, — von einer ſyſtematiſch angelegten und orga- niſch zergliederten Anſtalt konnte begreiflicherweiſe bis jetzt, das heißt bis ins XIII. und bis zum Verlauf des XIV. Jahr- hunderts nicht die Rede ſein. Ein merkwürdiges Beiſpiel taucht indeſſen jetzt in der Ge- ſchichte auf, welches — und noch obendrein mit den zuver- läßigſten Urkunden belegt, die Exiſtenz einer förmlichen Poſt- anſtalt — freilich nur wieder als ein für ſich abgeſchloſſenes Jnſtitut nachweiſt. Es iſt dies die Poſt-Einrichtung der deut- ſchen Ordensritter. 1) Roth, Geſchichte des Nürnberger Handels. Bd. 2. pag. 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/199
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/199>, abgerufen am 03.05.2024.