Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber nicht blos für die Sicherheit des Handels nach Außen
wurde gesorgt, nicht blos der Handel als solcher wurde ge-
schützt und privilegirt, sondern auch die Handelsleute, der ganze
Stand der Kaufleute, -- denn dieser bildete sich nun allmählig
von selbst als solcher neben den Gewerbszünften und Gilden
heraus -- genoß Vorzüge und Privilegien bezüglich der Sicher-
heit seiner Personen, behufs ungestörter Verrichtung ihrer Geschäfte.
So lesen wir in der ältesten Polizeiordnung der Stadt Nürn-
berg, welche um die Zeit von 1258 bis zum Ende des 13. Jahr-
hunderts abgefaßt und niedergeschrieben wurde, folgende Stelle:
"Ein jeglicher purger der in einer laistvnge ist wil der waren
in sein selbes geschefte oder in der stat gescheft oder ob er
wallen wil oder waren in choffmanscheft den sol der laistvnge
nicht irren vnd im an sinen trewen nicht enschaden. Ez ist
ouch gesetzet swer leistet ze dem selbscholder ist dar mit en-
brosten1).

Der Genuß solcher Freiheiten, verbunden mit dem sichtbar
einträglichen Geschäfte, reizte zur Ausdehnung kaufmännischer
Unternehmungen, die Zahl der Städte, welche Märkte hielten,
vermehrte sich, die Verbindungen der Kaufleute unter sich und
mit ihren Waarenniederlagen nahmen zu an Ausdehnung und
Vielfältigkeit, und so mußte die Ausdehnung des Verkehrs noth-
wendig einen sehr wesentlichen Einfluß auf die bisherigen
Verbindungen ausüben. -- Bisher bewegten sich dieselben ent-
weder nur innerhalb unzähliger kleiner Kreise, ausgehend von
eben so zahllosen kleinen, für sich abgeschlossenen Gesellschaften;
eine Ausnahme machten nur, wie schon erwähnt und wie unten

1) Lochner, Nürnberger Jahrbücher, 1834. II. 2. 135.

Aber nicht blos für die Sicherheit des Handels nach Außen
wurde geſorgt, nicht blos der Handel als ſolcher wurde ge-
ſchützt und privilegirt, ſondern auch die Handelsleute, der ganze
Stand der Kaufleute, — denn dieſer bildete ſich nun allmählig
von ſelbſt als ſolcher neben den Gewerbszünften und Gilden
heraus — genoß Vorzüge und Privilegien bezüglich der Sicher-
heit ſeiner Perſonen, behufs ungeſtörter Verrichtung ihrer Geſchäfte.
So leſen wir in der älteſten Polizeiordnung der Stadt Nürn-
berg, welche um die Zeit von 1258 bis zum Ende des 13. Jahr-
hunderts abgefaßt und niedergeſchrieben wurde, folgende Stelle:
„Ein jeglicher purger der in einer laiſtvnge iſt wil der waren
in ſein ſelbes geſchefte oder in der ſtat geſcheft oder ob er
wallen wil oder waren in choffmanſcheft den ſol der laiſtvnge
nicht irren vnd im an ſinen trewen nicht enſchaden. Ez iſt
ouch geſetzet ſwer leiſtet ze dem ſelbſcholder iſt dar mit en-
broſten1).

Der Genuß ſolcher Freiheiten, verbunden mit dem ſichtbar
einträglichen Geſchäfte, reizte zur Ausdehnung kaufmänniſcher
Unternehmungen, die Zahl der Städte, welche Märkte hielten,
vermehrte ſich, die Verbindungen der Kaufleute unter ſich und
mit ihren Waarenniederlagen nahmen zu an Ausdehnung und
Vielfältigkeit, und ſo mußte die Ausdehnung des Verkehrs noth-
wendig einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die bisherigen
Verbindungen ausüben. — Bisher bewegten ſich dieſelben ent-
weder nur innerhalb unzähliger kleiner Kreiſe, ausgehend von
eben ſo zahlloſen kleinen, für ſich abgeſchloſſenen Geſellſchaften;
eine Ausnahme machten nur, wie ſchon erwähnt und wie unten

1) Lochner, Nürnberger Jahrbücher, 1834. II. 2. 135.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0187" n="174"/>
            <p>Aber nicht blos für die Sicherheit des Handels nach Außen<lb/>
wurde ge&#x017F;orgt, nicht blos der Handel als &#x017F;olcher wurde ge-<lb/>
&#x017F;chützt und privilegirt, &#x017F;ondern auch die Handelsleute, der ganze<lb/>
Stand der Kaufleute, &#x2014; denn die&#x017F;er bildete &#x017F;ich nun allmählig<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t als &#x017F;olcher neben den Gewerbszünften und Gilden<lb/>
heraus &#x2014; genoß Vorzüge und Privilegien bezüglich der Sicher-<lb/>
heit &#x017F;einer Per&#x017F;onen, behufs unge&#x017F;törter Verrichtung ihrer Ge&#x017F;chäfte.<lb/>
So le&#x017F;en wir in der älte&#x017F;ten Polizeiordnung der Stadt Nürn-<lb/>
berg, welche um die Zeit von 1258 bis zum Ende des 13. Jahr-<lb/>
hunderts abgefaßt und niederge&#x017F;chrieben wurde, folgende Stelle:<lb/>
&#x201E;Ein jeglicher purger der in einer lai&#x017F;tvnge i&#x017F;t wil der waren<lb/>
in &#x017F;ein &#x017F;elbes ge&#x017F;chefte oder in der &#x017F;tat ge&#x017F;cheft oder ob er<lb/>
wallen wil oder waren in choffman&#x017F;cheft den &#x017F;ol der lai&#x017F;tvnge<lb/>
nicht irren vnd im an &#x017F;inen trewen nicht en&#x017F;chaden. Ez i&#x017F;t<lb/>
ouch ge&#x017F;etzet &#x017F;wer lei&#x017F;tet ze dem &#x017F;elb&#x017F;cholder i&#x017F;t dar mit en-<lb/>
bro&#x017F;ten<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Lochner</hi>, Nürnberger Jahrbücher, 1834. <hi rendition="#aq">II</hi>. 2. 135.</note>.</p><lb/>
            <p>Der Genuß &#x017F;olcher Freiheiten, verbunden mit dem &#x017F;ichtbar<lb/>
einträglichen Ge&#x017F;chäfte, reizte zur Ausdehnung kaufmänni&#x017F;cher<lb/>
Unternehmungen, die Zahl der Städte, welche Märkte hielten,<lb/>
vermehrte &#x017F;ich, die Verbindungen der Kaufleute unter &#x017F;ich und<lb/>
mit ihren Waarenniederlagen nahmen zu an Ausdehnung und<lb/>
Vielfältigkeit, und &#x017F;o mußte die Ausdehnung des Verkehrs noth-<lb/>
wendig einen &#x017F;ehr we&#x017F;entlichen Einfluß auf die bisherigen<lb/>
Verbindungen ausüben. &#x2014; Bisher bewegten &#x017F;ich die&#x017F;elben ent-<lb/>
weder nur innerhalb unzähliger kleiner Krei&#x017F;e, ausgehend von<lb/>
eben &#x017F;o zahllo&#x017F;en kleinen, <hi rendition="#g">für &#x017F;ich</hi> abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften;<lb/>
eine Ausnahme machten nur, wie &#x017F;chon erwähnt und wie unten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0187] Aber nicht blos für die Sicherheit des Handels nach Außen wurde geſorgt, nicht blos der Handel als ſolcher wurde ge- ſchützt und privilegirt, ſondern auch die Handelsleute, der ganze Stand der Kaufleute, — denn dieſer bildete ſich nun allmählig von ſelbſt als ſolcher neben den Gewerbszünften und Gilden heraus — genoß Vorzüge und Privilegien bezüglich der Sicher- heit ſeiner Perſonen, behufs ungeſtörter Verrichtung ihrer Geſchäfte. So leſen wir in der älteſten Polizeiordnung der Stadt Nürn- berg, welche um die Zeit von 1258 bis zum Ende des 13. Jahr- hunderts abgefaßt und niedergeſchrieben wurde, folgende Stelle: „Ein jeglicher purger der in einer laiſtvnge iſt wil der waren in ſein ſelbes geſchefte oder in der ſtat geſcheft oder ob er wallen wil oder waren in choffmanſcheft den ſol der laiſtvnge nicht irren vnd im an ſinen trewen nicht enſchaden. Ez iſt ouch geſetzet ſwer leiſtet ze dem ſelbſcholder iſt dar mit en- broſten 1). Der Genuß ſolcher Freiheiten, verbunden mit dem ſichtbar einträglichen Geſchäfte, reizte zur Ausdehnung kaufmänniſcher Unternehmungen, die Zahl der Städte, welche Märkte hielten, vermehrte ſich, die Verbindungen der Kaufleute unter ſich und mit ihren Waarenniederlagen nahmen zu an Ausdehnung und Vielfältigkeit, und ſo mußte die Ausdehnung des Verkehrs noth- wendig einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die bisherigen Verbindungen ausüben. — Bisher bewegten ſich dieſelben ent- weder nur innerhalb unzähliger kleiner Kreiſe, ausgehend von eben ſo zahlloſen kleinen, für ſich abgeſchloſſenen Geſellſchaften; eine Ausnahme machten nur, wie ſchon erwähnt und wie unten 1) Lochner, Nürnberger Jahrbücher, 1834. II. 2. 135.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/187
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/187>, abgerufen am 23.11.2024.