that Vieles für die Wissenschaft und Ausbildung des Volkes; er hatte Schulen gestiftet, Klöster gegründet, und seine Be- mühungen und sein Streben waren werth, einen fruchtbareren Boden zu finden, allein nach Karls Tod fehlten die pfle- genden Hände für die junge Saat, -- die zarte Pflanze starb in der eisernen Zeit. -- Vollends im X. und der ersten Hälfte des XI. Jahrhunderts wurde die Unwissenheit noch voll- ständiger, in diesen finstern Zeiten verlor sich selbst die Kennt- niß des Schreibens. Die obersten Richter konnten mitunter ihren Namen nicht schreiben. Die Handzeichen rühren aus dieser Zeit! Was sollte man zu solcher Zeit mit Posten thun!
Abschnitt III. Entwicklung des Postwesens in Deutschland.
Cap. I. Allgemeine Uebersicht.
Wenn es nun aus der vorangegangenen Darstellung er- sichtlich ist, daß sich die dürftigen Bruchstücke der altrömischen Reisebeförderung vorzugsweise nur in den romanischen oder neustrischen Gebieten des fränkischen Reiches erhalten haben, während die Verfügungen Karls des Großen in den meisten austrasischen Gegenden nur von vorübergehender Dauer gewesen sind, so treten doch in Deutschland andere Elemente genug auf, aus deren Vereinigung nach und nach eine Menge selbststän-
that Vieles für die Wiſſenſchaft und Ausbildung des Volkes; er hatte Schulen geſtiftet, Klöſter gegründet, und ſeine Be- mühungen und ſein Streben waren werth, einen fruchtbareren Boden zu finden, allein nach Karls Tod fehlten die pfle- genden Hände für die junge Saat, — die zarte Pflanze ſtarb in der eiſernen Zeit. — Vollends im X. und der erſten Hälfte des XI. Jahrhunderts wurde die Unwiſſenheit noch voll- ſtändiger, in dieſen finſtern Zeiten verlor ſich ſelbſt die Kennt- niß des Schreibens. Die oberſten Richter konnten mitunter ihren Namen nicht ſchreiben. Die Handzeichen rühren aus dieſer Zeit! Was ſollte man zu ſolcher Zeit mit Poſten thun!
Abſchnitt III. Entwicklung des Poſtweſens in Deutſchland.
Cap. I. Allgemeine Ueberſicht.
Wenn es nun aus der vorangegangenen Darſtellung er- ſichtlich iſt, daß ſich die dürftigen Bruchſtücke der altrömiſchen Reiſebeförderung vorzugsweiſe nur in den romaniſchen oder neuſtriſchen Gebieten des fränkiſchen Reiches erhalten haben, während die Verfügungen Karls des Großen in den meiſten auſtraſiſchen Gegenden nur von vorübergehender Dauer geweſen ſind, ſo treten doch in Deutſchland andere Elemente genug auf, aus deren Vereinigung nach und nach eine Menge ſelbſtſtän-
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that Vieles für die Wiſſenſchaft und Ausbildung des Volkes;
er hatte Schulen geſtiftet, Klöſter gegründet, und ſeine Be-
mühungen und ſein Streben waren werth, einen fruchtbareren
Boden zu finden, allein nach Karls Tod fehlten die pfle-
genden Hände für die junge Saat, — die zarte Pflanze
ſtarb in der eiſernen Zeit. — Vollends im X. und der erſten
Hälfte des XI. Jahrhunderts wurde die Unwiſſenheit noch voll-
ſtändiger, in dieſen finſtern Zeiten verlor ſich ſelbſt die Kennt-
niß des Schreibens. Die oberſten Richter konnten mitunter
ihren Namen nicht ſchreiben. Die Handzeichen rühren aus
dieſer Zeit! Was ſollte man zu ſolcher Zeit mit Poſten thun!
Abſchnitt III.
Entwicklung des Poſtweſens in Deutſchland.
Cap. I.
Allgemeine Ueberſicht.
Wenn es nun aus der vorangegangenen Darſtellung er-
ſichtlich iſt, daß ſich die dürftigen Bruchſtücke der altrömiſchen
Reiſebeförderung vorzugsweiſe nur in den romaniſchen oder
neuſtriſchen Gebieten des fränkiſchen Reiches erhalten haben,
während die Verfügungen Karls des Großen in den meiſten
auſtraſiſchen Gegenden nur von vorübergehender Dauer geweſen
ſind, ſo treten doch in Deutſchland andere Elemente genug auf,
aus deren Vereinigung nach und nach eine Menge ſelbſtſtän-
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/173>, abgerufen am 03.05.2024.
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