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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Das System ging eben auch von oben bis unten, und
ganz folgerichtig kam es so weit, daß nicht einmal mehr die
Aebte das Recht hatten, bei ihren Ausflügen Herberge oder
Dienstpferde auf den Gütern zu fordern, welche zum Tisch ihrer
Klosterleute gehörten; die Aebte von St. Denis und St. Ger-
main
pflegten darauf förmlich Verzicht zu leisten1).

Wir sehen hier schon die vollkommenste Jmmunität der
Kirche und das Ringen nach Selbstständigkeit und Befreiung
von allen feudalen Lasten; nachdem aber der Grundbesitz über-
haupt zum größten Theile nur in den Händen des Adels und
der Kirche lag, jedes für sich aber gegen jedwede Belastung
ihres Eigenthums ankämpfte, wie und wo sollte eine Anstalt
erstehen oder sich halten, die auf der Schulter des Volks ruhen
sollte? --

Es ist sehr bezeichnend für die Frage, ob Karl der Große
überhaupt Postanstalten errichtet hat, und wenn, wie lange sie
gedauert haben, daß in dem Polypticon der Abtei von St. Remi
de Reims
, deren Abfassung in das Jahr 981 fällt, von den
Leistungen der paraveredi nichts mehr vorkommt. Das Schwei-
gen über diesen Gegenstand beweist, sagt Guerard, daß die
letzten Spuren des cursus publicus der Römer nach der Mitte
des 9. Jahrhunderts wenigstens in jenen Gegenden des frän-
kischen Reichs, wo das Kloster von St. Remis seine Besitzun-
gen hatte, gänzlich verschwunden waren.

Die römischen Jnstitutionen sind eine nach der andern mit
dem Principe der Centralisation der herannahenden Feudalität

1) Historisch politische Blätter 1858. Band II.

Das Syſtem ging eben auch von oben bis unten, und
ganz folgerichtig kam es ſo weit, daß nicht einmal mehr die
Aebte das Recht hatten, bei ihren Ausflügen Herberge oder
Dienſtpferde auf den Gütern zu fordern, welche zum Tiſch ihrer
Kloſterleute gehörten; die Aebte von St. Denis und St. Ger-
main
pflegten darauf förmlich Verzicht zu leiſten1).

Wir ſehen hier ſchon die vollkommenſte Jmmunität der
Kirche und das Ringen nach Selbſtſtändigkeit und Befreiung
von allen feudalen Laſten; nachdem aber der Grundbeſitz über-
haupt zum größten Theile nur in den Händen des Adels und
der Kirche lag, jedes für ſich aber gegen jedwede Belaſtung
ihres Eigenthums ankämpfte, wie und wo ſollte eine Anſtalt
erſtehen oder ſich halten, die auf der Schulter des Volks ruhen
ſollte? —

Es iſt ſehr bezeichnend für die Frage, ob Karl der Große
überhaupt Poſtanſtalten errichtet hat, und wenn, wie lange ſie
gedauert haben, daß in dem Polypticon der Abtei von St. Remi
de Reims
, deren Abfaſſung in das Jahr 981 fällt, von den
Leiſtungen der paraveredi nichts mehr vorkommt. Das Schwei-
gen über dieſen Gegenſtand beweiſt, ſagt Guérard, daß die
letzten Spuren des cursus publicus der Römer nach der Mitte
des 9. Jahrhunderts wenigſtens in jenen Gegenden des frän-
kiſchen Reichs, wo das Kloſter von St. Remis ſeine Beſitzun-
gen hatte, gänzlich verſchwunden waren.

Die römiſchen Jnſtitutionen ſind eine nach der andern mit
dem Principe der Centraliſation der herannahenden Feudalität

1) Hiſtoriſch politiſche Blätter 1858. Band II.
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[155/0168] Das Syſtem ging eben auch von oben bis unten, und ganz folgerichtig kam es ſo weit, daß nicht einmal mehr die Aebte das Recht hatten, bei ihren Ausflügen Herberge oder Dienſtpferde auf den Gütern zu fordern, welche zum Tiſch ihrer Kloſterleute gehörten; die Aebte von St. Denis und St. Ger- main pflegten darauf förmlich Verzicht zu leiſten 1). Wir ſehen hier ſchon die vollkommenſte Jmmunität der Kirche und das Ringen nach Selbſtſtändigkeit und Befreiung von allen feudalen Laſten; nachdem aber der Grundbeſitz über- haupt zum größten Theile nur in den Händen des Adels und der Kirche lag, jedes für ſich aber gegen jedwede Belaſtung ihres Eigenthums ankämpfte, wie und wo ſollte eine Anſtalt erſtehen oder ſich halten, die auf der Schulter des Volks ruhen ſollte? — Es iſt ſehr bezeichnend für die Frage, ob Karl der Große überhaupt Poſtanſtalten errichtet hat, und wenn, wie lange ſie gedauert haben, daß in dem Polypticon der Abtei von St. Remi de Reims, deren Abfaſſung in das Jahr 981 fällt, von den Leiſtungen der paraveredi nichts mehr vorkommt. Das Schwei- gen über dieſen Gegenſtand beweiſt, ſagt Guérard, daß die letzten Spuren des cursus publicus der Römer nach der Mitte des 9. Jahrhunderts wenigſtens in jenen Gegenden des frän- kiſchen Reichs, wo das Kloſter von St. Remis ſeine Beſitzun- gen hatte, gänzlich verſchwunden waren. Die römiſchen Jnſtitutionen ſind eine nach der andern mit dem Principe der Centraliſation der herannahenden Feudalität 1) Hiſtoriſch politiſche Blätter 1858. Band II.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/168>, abgerufen am 23.11.2024.