Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Er fügte vor Allem, wenigstens so weit sein Scepter reichte,
die zerrissenen Glieder des Verkehrs wieder zu einem Ganzen
zusammen und suchte die Lasten der Unterthanen in dieser Be-
ziehung zu erleichtern. Klagen ganzer Gemeinden, über Ver-
armung und Entvölkerung drangen wohl zu seinen Ohren, und
wo es möglich war, trat er helfend ein.

So hatte er verschiedene Gemeinden und Städte auf ihre
Bitte hin, von der unerschwinglichen Last zur Stellung der
veredi und paraveredi befreit, z. B. die Stadt Como1),
welche durch ihre Lage an einem Straßenknotenpunkte gerade in
Folge der außergewöhnlichen Bewegung der Völker durch ihre
bisherigen Vorspannleistungen gänzlich verarmt war; ebenso
übernahm er die der Stadt Scylliaca aufgelegten Verpflicht-
ungen auf Staatskosten, nachdem er erfahren, daß ihre Ein-
wohner durch diese Leistungen selbst in Noth gerathen waren2).

Eine besonders strenge Controle ordnete er darüber an, daß
Niemand mehr Thiere verlangte, als ihm seine evectio zuweise,

1) Cassiodori. Variar. lib. XI. cap. 14. "dum multis itineribus
Como civitas expetatur, ita se possessores paraveredorum assidui-
tate suggerunt esse fatigatos ut equorum nimio cursu ipsi potius
atterantur. Quibus indultu Regali beneficium praecipimus jugiter
custodiri etc.
2) Cassiodori Var. Lib. XII. ep. 15. "hanc dum frequenter in-
visere desiderant commeantes, dum taedia laboris refugere cupiunt,
amoenitate civiatis in paraveredorum et annonarum praebitione
proprii cives fatigantur expensis. Quapropter ne laedat urbem
amoenitas sua, aut res praeconii fiat causa dispendii, paraveredo-
rum et annonarum praebitionem secundum evectiones concessas in
assem pnblicum constituimus imputari etc.

Er fügte vor Allem, wenigſtens ſo weit ſein Scepter reichte,
die zerriſſenen Glieder des Verkehrs wieder zu einem Ganzen
zuſammen und ſuchte die Laſten der Unterthanen in dieſer Be-
ziehung zu erleichtern. Klagen ganzer Gemeinden, über Ver-
armung und Entvölkerung drangen wohl zu ſeinen Ohren, und
wo es möglich war, trat er helfend ein.

So hatte er verſchiedene Gemeinden und Städte auf ihre
Bitte hin, von der unerſchwinglichen Laſt zur Stellung der
veredi und paraveredi befreit, z. B. die Stadt Como1),
welche durch ihre Lage an einem Straßenknotenpunkte gerade in
Folge der außergewöhnlichen Bewegung der Völker durch ihre
bisherigen Vorſpannleiſtungen gänzlich verarmt war; ebenſo
übernahm er die der Stadt Scylliaca aufgelegten Verpflicht-
ungen auf Staatskoſten, nachdem er erfahren, daß ihre Ein-
wohner durch dieſe Leiſtungen ſelbſt in Noth gerathen waren2).

Eine beſonders ſtrenge Controle ordnete er darüber an, daß
Niemand mehr Thiere verlangte, als ihm ſeine evectio zuweiſe,

1) Cassiodori. Variar. lib. XI. cap. 14. „dum multis itineribus
Como civitas expetatur, ita se possessores paraveredorum assidui-
tate suggerunt esse fatigatos ut equorum nimio cursu ipsi potius
atterantur. Quibus indultu Regali beneficium praecipimus jugiter
custodiri etc.
2) Cassiodori Var. Lib. XII. ep. 15. „hanc dum frequenter in-
visere desiderant commeantes, dum taedia laboris refugere cupiunt,
amoenitate civiatis in paraveredorum et annonarum praebitione
proprii cives fatigantur expensis. Quapropter ne laedat urbem
amoenitas sua, aut res praeconii fiat causa dispendii, paraveredo-
rum et annonarum praebitionem secundum evectiones concessas in
assem pnblicum constituimus imputari etc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0131" n="118"/>
                <p>Er fügte vor Allem, wenig&#x017F;tens &#x017F;o weit &#x017F;ein Scepter reichte,<lb/>
die zerri&#x017F;&#x017F;enen Glieder des Verkehrs wieder zu einem Ganzen<lb/>
zu&#x017F;ammen und &#x017F;uchte die La&#x017F;ten der Unterthanen in die&#x017F;er Be-<lb/>
ziehung zu erleichtern. Klagen ganzer Gemeinden, über Ver-<lb/>
armung und Entvölkerung drangen wohl zu &#x017F;einen Ohren, und<lb/>
wo es möglich war, trat er helfend ein.</p><lb/>
                <p>So hatte er ver&#x017F;chiedene Gemeinden und Städte auf ihre<lb/>
Bitte hin, von der uner&#x017F;chwinglichen La&#x017F;t zur Stellung der<lb/><hi rendition="#aq">veredi</hi> und <hi rendition="#aq">paraveredi</hi> befreit, z. B. die Stadt <hi rendition="#aq">Como</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Cassiodori. Variar. lib. XI. cap. 14. &#x201E;dum multis itineribus<lb/>
Como civitas expetatur, ita se possessores paraveredorum assidui-<lb/>
tate suggerunt esse fatigatos ut equorum nimio cursu ipsi potius<lb/>
atterantur. Quibus indultu Regali beneficium praecipimus jugiter<lb/>
custodiri etc.</hi></note>,<lb/>
welche durch ihre Lage an einem Straßenknotenpunkte gerade in<lb/>
Folge der außergewöhnlichen Bewegung der Völker durch ihre<lb/>
bisherigen Vor&#x017F;pannlei&#x017F;tungen gänzlich verarmt war; eben&#x017F;o<lb/>
übernahm er die der Stadt <hi rendition="#aq">Scylliaca</hi> aufgelegten Verpflicht-<lb/>
ungen auf Staatsko&#x017F;ten, nachdem er erfahren, daß ihre Ein-<lb/>
wohner durch die&#x017F;e Lei&#x017F;tungen &#x017F;elb&#x017F;t in Noth gerathen waren<note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Cassiodori Var. Lib. XII. ep. 15. &#x201E;hanc dum frequenter in-<lb/>
visere desiderant commeantes, dum taedia laboris refugere cupiunt,<lb/>
amoenitate civiatis in paraveredorum et annonarum praebitione<lb/>
proprii cives fatigantur expensis. Quapropter ne laedat urbem<lb/>
amoenitas sua, aut res praeconii fiat causa dispendii, paraveredo-<lb/>
rum et annonarum praebitionem secundum evectiones concessas in<lb/>
assem pnblicum constituimus imputari etc.</hi></note>.</p><lb/>
                <p>Eine be&#x017F;onders &#x017F;trenge Controle ordnete er darüber an, daß<lb/>
Niemand mehr Thiere verlangte, als ihm &#x017F;eine <hi rendition="#aq">evectio</hi> zuwei&#x017F;e,<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0131] Er fügte vor Allem, wenigſtens ſo weit ſein Scepter reichte, die zerriſſenen Glieder des Verkehrs wieder zu einem Ganzen zuſammen und ſuchte die Laſten der Unterthanen in dieſer Be- ziehung zu erleichtern. Klagen ganzer Gemeinden, über Ver- armung und Entvölkerung drangen wohl zu ſeinen Ohren, und wo es möglich war, trat er helfend ein. So hatte er verſchiedene Gemeinden und Städte auf ihre Bitte hin, von der unerſchwinglichen Laſt zur Stellung der veredi und paraveredi befreit, z. B. die Stadt Como 1), welche durch ihre Lage an einem Straßenknotenpunkte gerade in Folge der außergewöhnlichen Bewegung der Völker durch ihre bisherigen Vorſpannleiſtungen gänzlich verarmt war; ebenſo übernahm er die der Stadt Scylliaca aufgelegten Verpflicht- ungen auf Staatskoſten, nachdem er erfahren, daß ihre Ein- wohner durch dieſe Leiſtungen ſelbſt in Noth gerathen waren 2). Eine beſonders ſtrenge Controle ordnete er darüber an, daß Niemand mehr Thiere verlangte, als ihm ſeine evectio zuweiſe, 1) Cassiodori. Variar. lib. XI. cap. 14. „dum multis itineribus Como civitas expetatur, ita se possessores paraveredorum assidui- tate suggerunt esse fatigatos ut equorum nimio cursu ipsi potius atterantur. Quibus indultu Regali beneficium praecipimus jugiter custodiri etc. 2) Cassiodori Var. Lib. XII. ep. 15. „hanc dum frequenter in- visere desiderant commeantes, dum taedia laboris refugere cupiunt, amoenitate civiatis in paraveredorum et annonarum praebitione proprii cives fatigantur expensis. Quapropter ne laedat urbem amoenitas sua, aut res praeconii fiat causa dispendii, paraveredo- rum et annonarum praebitionem secundum evectiones concessas in assem pnblicum constituimus imputari etc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/131
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/131>, abgerufen am 25.11.2024.