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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Während der blutigen Herrschaft des Commodus (180-
192) war, wie es scheint, das Postwesen wieder in Verfall ge-
rathen; während der kurzen Regierung des Pertinax und Di-
dius Julianus
(192-193) erschütterten Umwälzungen und
Unruhen das Reich und erst nachdem Septimus Severus (193
bis 211) mit gewaltiger Hand seine zahlreichen Gegner über-
wältigt, die Aufstände unterdrückt und dem tieferschütterten
Reiche Ruhe und Ordnung wieder gegeben hatte, wendete
er seine Thätigkeit auf das Postwesen, in einer Weise,
welche ein nicht unrühmliches Zeugniß für die Tüchtigkeit und
Umsicht des sonst so strengen und soldatisch regierenden Kaisers
ablegt. Vielleicht traf er auch die Vorkehrung, daß den städti-
schen Beamten, welchen wahrscheinlich auch fernerhin die Ver-
pflichtung oblag, für die Reisenden die Mittel zu ihrem Fort-
kommen herbeizuschaffen, dafür eine angemessene Geldentschä-
digung gegeben, oder daß den bei der Post Angestellten eine
Besoldung ausgesetzt wurde. --

Seine Nachfolger, Caracalla (211-217) und Helioga-
balus
(218-222) scheinen nichts für die Verbesserung des Post-
wesens gethan zu haben, ihre Regierung war nur der Fröhnung
sinnlicher Lust, einer ungemessenen Verschwendung und tückischen
Grausamkeit gewidmet. Erst der jugendliche, aber wohlwollende
und thätige Kaiser Alex. Severus (222-235) scheint, so
weit die wenigen von Lampridius in seiner Biographie mit-
getheilten Nachrichten hierüber uns Aufklärung geben, Einiges
für die Post gethan zu haben, wenn auch eine ganz klare An-
sicht hierüber nicht zu gewinnen ist1).

1) Hudemann p. 12.

Während der blutigen Herrſchaft des Commodus (180‒
192) war, wie es ſcheint, das Poſtweſen wieder in Verfall ge-
rathen; während der kurzen Regierung des Pertinax und Di-
dius Julianus
(192‒193) erſchütterten Umwälzungen und
Unruhen das Reich und erſt nachdem Septimus Severus (193
bis 211) mit gewaltiger Hand ſeine zahlreichen Gegner über-
wältigt, die Aufſtände unterdrückt und dem tieferſchütterten
Reiche Ruhe und Ordnung wieder gegeben hatte, wendete
er ſeine Thätigkeit auf das Poſtweſen, in einer Weiſe,
welche ein nicht unrühmliches Zeugniß für die Tüchtigkeit und
Umſicht des ſonſt ſo ſtrengen und ſoldatiſch regierenden Kaiſers
ablegt. Vielleicht traf er auch die Vorkehrung, daß den ſtädti-
ſchen Beamten, welchen wahrſcheinlich auch fernerhin die Ver-
pflichtung oblag, für die Reiſenden die Mittel zu ihrem Fort-
kommen herbeizuſchaffen, dafür eine angemeſſene Geldentſchä-
digung gegeben, oder daß den bei der Poſt Angeſtellten eine
Beſoldung ausgeſetzt wurde. —

Seine Nachfolger, Caracalla (211‒217) und Helioga-
balus
(218‒222) ſcheinen nichts für die Verbeſſerung des Poſt-
weſens gethan zu haben, ihre Regierung war nur der Fröhnung
ſinnlicher Luſt, einer ungemeſſenen Verſchwendung und tückiſchen
Grauſamkeit gewidmet. Erſt der jugendliche, aber wohlwollende
und thätige Kaiſer Alex. Severus (222‒235) ſcheint, ſo
weit die wenigen von Lampridius in ſeiner Biographie mit-
getheilten Nachrichten hierüber uns Aufklärung geben, Einiges
für die Poſt gethan zu haben, wenn auch eine ganz klare An-
ſicht hierüber nicht zu gewinnen iſt1).

1) Hudemann p. 12.
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[91/0104] Während der blutigen Herrſchaft des Commodus (180‒ 192) war, wie es ſcheint, das Poſtweſen wieder in Verfall ge- rathen; während der kurzen Regierung des Pertinax und Di- dius Julianus (192‒193) erſchütterten Umwälzungen und Unruhen das Reich und erſt nachdem Septimus Severus (193 bis 211) mit gewaltiger Hand ſeine zahlreichen Gegner über- wältigt, die Aufſtände unterdrückt und dem tieferſchütterten Reiche Ruhe und Ordnung wieder gegeben hatte, wendete er ſeine Thätigkeit auf das Poſtweſen, in einer Weiſe, welche ein nicht unrühmliches Zeugniß für die Tüchtigkeit und Umſicht des ſonſt ſo ſtrengen und ſoldatiſch regierenden Kaiſers ablegt. Vielleicht traf er auch die Vorkehrung, daß den ſtädti- ſchen Beamten, welchen wahrſcheinlich auch fernerhin die Ver- pflichtung oblag, für die Reiſenden die Mittel zu ihrem Fort- kommen herbeizuſchaffen, dafür eine angemeſſene Geldentſchä- digung gegeben, oder daß den bei der Poſt Angeſtellten eine Beſoldung ausgeſetzt wurde. — Seine Nachfolger, Caracalla (211‒217) und Helioga- balus (218‒222) ſcheinen nichts für die Verbeſſerung des Poſt- weſens gethan zu haben, ihre Regierung war nur der Fröhnung ſinnlicher Luſt, einer ungemeſſenen Verſchwendung und tückiſchen Grauſamkeit gewidmet. Erſt der jugendliche, aber wohlwollende und thätige Kaiſer Alex. Severus (222‒235) ſcheint, ſo weit die wenigen von Lampridius in ſeiner Biographie mit- getheilten Nachrichten hierüber uns Aufklärung geben, Einiges für die Poſt gethan zu haben, wenn auch eine ganz klare An- ſicht hierüber nicht zu gewinnen iſt 1). 1) Hudemann p. 12.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/104>, abgerufen am 23.11.2024.