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Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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hinzufüge, sie war neunzehn Jahre alt, und jeder Zug ihres Gesichtes sprach von Verstand und Güte zugleich.

Verstand und Güte zugleich! wiederholte der Marquis.

Herr Laurens streckte ihm über den Tisch die Hand entgegen, er aber hatte die Augen geschlossen und sah es nickt. Laurens zog die Hand wieder zurück und sagte: Wir waren jung und sind alt geworden; wir waren Feinde, weil wir Dieselbe liebten, jetzt sind wir Freunde, eben weil wir Dieselbe liebten. Er kam ins Haus der Vicomtesse C..., bei der Louison diente, er verliebte sich in Louison, er verfolgte sie, ich blieb ruhig. Er bot ihr seine Hand an, ja, ja er wollte sie heirathen, obwohl sie nur Kammerjungfer war; ich war immer noch ruhig. Aber einmal, da ihre Dame sich in seiner Gegenwart von Louison einige unserer Volkslieder vorsingen ließ, fand der Marquis, daß sie zu einer großen Sängerin geboren sei, daß sie eine wunderschöne Stimme und viel Talent habe, und daß sie als Sängerin eine große Carriere machen könnte. Da fing sie Feuer. Die Geschichte der "Fanchon", die ebenfalls eine Savoyardin gewesen sein soll, die damals aus dem Theater aufgeführt wurde und in Aller Munde war, trug noch dazu bei, ihren Kopf zu erhitzen, und sie bildete sich ein, eine zweite Fanchon zu sein. Der Weg zur Million, der allerkürzeste, und in das "Schloß", war gefunden. Das waren böse Zeiten.

hinzufüge, sie war neunzehn Jahre alt, und jeder Zug ihres Gesichtes sprach von Verstand und Güte zugleich.

Verstand und Güte zugleich! wiederholte der Marquis.

Herr Laurens streckte ihm über den Tisch die Hand entgegen, er aber hatte die Augen geschlossen und sah es nickt. Laurens zog die Hand wieder zurück und sagte: Wir waren jung und sind alt geworden; wir waren Feinde, weil wir Dieselbe liebten, jetzt sind wir Freunde, eben weil wir Dieselbe liebten. Er kam ins Haus der Vicomtesse C..., bei der Louison diente, er verliebte sich in Louison, er verfolgte sie, ich blieb ruhig. Er bot ihr seine Hand an, ja, ja er wollte sie heirathen, obwohl sie nur Kammerjungfer war; ich war immer noch ruhig. Aber einmal, da ihre Dame sich in seiner Gegenwart von Louison einige unserer Volkslieder vorsingen ließ, fand der Marquis, daß sie zu einer großen Sängerin geboren sei, daß sie eine wunderschöne Stimme und viel Talent habe, und daß sie als Sängerin eine große Carrière machen könnte. Da fing sie Feuer. Die Geschichte der „Fanchon“, die ebenfalls eine Savoyardin gewesen sein soll, die damals aus dem Theater aufgeführt wurde und in Aller Munde war, trug noch dazu bei, ihren Kopf zu erhitzen, und sie bildete sich ein, eine zweite Fanchon zu sein. Der Weg zur Million, der allerkürzeste, und in das „Schloß“, war gefunden. Das waren böse Zeiten.

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[0035] hinzufüge, sie war neunzehn Jahre alt, und jeder Zug ihres Gesichtes sprach von Verstand und Güte zugleich. Verstand und Güte zugleich! wiederholte der Marquis. Herr Laurens streckte ihm über den Tisch die Hand entgegen, er aber hatte die Augen geschlossen und sah es nickt. Laurens zog die Hand wieder zurück und sagte: Wir waren jung und sind alt geworden; wir waren Feinde, weil wir Dieselbe liebten, jetzt sind wir Freunde, eben weil wir Dieselbe liebten. Er kam ins Haus der Vicomtesse C..., bei der Louison diente, er verliebte sich in Louison, er verfolgte sie, ich blieb ruhig. Er bot ihr seine Hand an, ja, ja er wollte sie heirathen, obwohl sie nur Kammerjungfer war; ich war immer noch ruhig. Aber einmal, da ihre Dame sich in seiner Gegenwart von Louison einige unserer Volkslieder vorsingen ließ, fand der Marquis, daß sie zu einer großen Sängerin geboren sei, daß sie eine wunderschöne Stimme und viel Talent habe, und daß sie als Sängerin eine große Carrière machen könnte. Da fing sie Feuer. Die Geschichte der „Fanchon“, die ebenfalls eine Savoyardin gewesen sein soll, die damals aus dem Theater aufgeführt wurde und in Aller Munde war, trug noch dazu bei, ihren Kopf zu erhitzen, und sie bildete sich ein, eine zweite Fanchon zu sein. Der Weg zur Million, der allerkürzeste, und in das „Schloß“, war gefunden. Das waren böse Zeiten.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:58:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:58:35Z)

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Zitationshilfe: Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_gebirge_1910/35>, abgerufen am 22.11.2024.