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Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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es mit der Schlucht bildete, dauerten freilich nicht lange, denn in dem Dorfe, das am Eingange lag, haus'te nicht mindere Noth, als in der Schlucht, und das wenige Vieh, das auf den Wiesen weidete, war klein und verkrüppelt, als gehörte es der Thierwelt des Polarkreises zu. Ueberraschend aber und das Thal fürstlich beherrschend blickte von einer Höhe hinter dem Dorfe ein prächtiges Schloß mit vier Thürmen, unzähligen glänzenden Fenstern, einem hohen, steilen Dach, wie es dem Schloßstil aus der Zeit Heinrich's II. eigen ist, mit vielen und reichen Verzierungen auf diesem Dache, mit Balconen, mit einer großen Hufeisentreppe, die sich von der dreifachen Thüre des ersten Stockwerkes breit und groß in den Hof hinabzog, und endlich mit einem uralten Parke, der sich weit hinter dem Schlosse mit riesigen Bäumen sanft den Berg hinausstreckte und für dasselbe einen schönen, abhebenden Hintergrund bildete. In ungleichen Entfernungen vom Hauptgebäude, aus dem dunkeln Schooße des Parks hervor, blickten mehrere Pavillons mit hohen Dächern, Thürmen oder Kuppeln.

Dieß ist das Schloß des Herrn Laurens! sagte mein Führer, als ich erstaunt stehen blieb und die unverhoffte Pracht mit weit offenen Augen betrachtete.

Es hatte etwas Zauberhaftes, dieser Pracht nach solcher Wanderung in solcher Einsamkeit zu begegnen. So mag Montsalvatsch plötzlich vor den irrenden Rittern aufgetaucht sein. Ich beschleunigte meine

es mit der Schlucht bildete, dauerten freilich nicht lange, denn in dem Dorfe, das am Eingange lag, haus'te nicht mindere Noth, als in der Schlucht, und das wenige Vieh, das auf den Wiesen weidete, war klein und verkrüppelt, als gehörte es der Thierwelt des Polarkreises zu. Ueberraschend aber und das Thal fürstlich beherrschend blickte von einer Höhe hinter dem Dorfe ein prächtiges Schloß mit vier Thürmen, unzähligen glänzenden Fenstern, einem hohen, steilen Dach, wie es dem Schloßstil aus der Zeit Heinrich's II. eigen ist, mit vielen und reichen Verzierungen auf diesem Dache, mit Balconen, mit einer großen Hufeisentreppe, die sich von der dreifachen Thüre des ersten Stockwerkes breit und groß in den Hof hinabzog, und endlich mit einem uralten Parke, der sich weit hinter dem Schlosse mit riesigen Bäumen sanft den Berg hinausstreckte und für dasselbe einen schönen, abhebenden Hintergrund bildete. In ungleichen Entfernungen vom Hauptgebäude, aus dem dunkeln Schooße des Parks hervor, blickten mehrere Pavillons mit hohen Dächern, Thürmen oder Kuppeln.

Dieß ist das Schloß des Herrn Laurens! sagte mein Führer, als ich erstaunt stehen blieb und die unverhoffte Pracht mit weit offenen Augen betrachtete.

Es hatte etwas Zauberhaftes, dieser Pracht nach solcher Wanderung in solcher Einsamkeit zu begegnen. So mag Montsalvatsch plötzlich vor den irrenden Rittern aufgetaucht sein. Ich beschleunigte meine

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[0012] es mit der Schlucht bildete, dauerten freilich nicht lange, denn in dem Dorfe, das am Eingange lag, haus'te nicht mindere Noth, als in der Schlucht, und das wenige Vieh, das auf den Wiesen weidete, war klein und verkrüppelt, als gehörte es der Thierwelt des Polarkreises zu. Ueberraschend aber und das Thal fürstlich beherrschend blickte von einer Höhe hinter dem Dorfe ein prächtiges Schloß mit vier Thürmen, unzähligen glänzenden Fenstern, einem hohen, steilen Dach, wie es dem Schloßstil aus der Zeit Heinrich's II. eigen ist, mit vielen und reichen Verzierungen auf diesem Dache, mit Balconen, mit einer großen Hufeisentreppe, die sich von der dreifachen Thüre des ersten Stockwerkes breit und groß in den Hof hinabzog, und endlich mit einem uralten Parke, der sich weit hinter dem Schlosse mit riesigen Bäumen sanft den Berg hinausstreckte und für dasselbe einen schönen, abhebenden Hintergrund bildete. In ungleichen Entfernungen vom Hauptgebäude, aus dem dunkeln Schooße des Parks hervor, blickten mehrere Pavillons mit hohen Dächern, Thürmen oder Kuppeln. Dieß ist das Schloß des Herrn Laurens! sagte mein Führer, als ich erstaunt stehen blieb und die unverhoffte Pracht mit weit offenen Augen betrachtete. Es hatte etwas Zauberhaftes, dieser Pracht nach solcher Wanderung in solcher Einsamkeit zu begegnen. So mag Montsalvatsch plötzlich vor den irrenden Rittern aufgetaucht sein. Ich beschleunigte meine

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:58:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:58:35Z)

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Zitationshilfe: Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_gebirge_1910/12>, abgerufen am 22.11.2024.