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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Weib.
gleichet. Von den frommen ist hin und wieder zu
lesen in den Gesprächspielen und in dem 1. Lehr-
gedichte deß Nathans.

505. Weib so gebieret.

Wird mit der Todesfurcht geängstiget/ mit
den aller empfindlichsten Schmertzen gequälet/
mit der graussamsten Marter gefoldert/ mit tau-
sent Seufftzern belästiget/ mit dem Angstgeschrey
bejammert/ mit Zittern und Zagen überfallen.
Jhre Haare werden gleichsam zu Schlangen/
ihre Arme zu Rudern/ ihre Hände zu Fesseln/ ihr
Leib zu einem Abgrund der Schmertzen/ ihre
Brust will die Quelle deß Lebens/ das Hertz/
durch die Augen ausgiessen/ wann es nicht für
Furcht und Wartung der Dinge/ so noch kom-
men sollen/ zu Eis gefroren were. Alle Sinnlich-
keit wird auf dieser Marterbank ausgeleschet:
Der Puls verschwindet/ das Geschrey/ Klagen
und Zagen vermehret sich der kalte Schweiß trief-
fet über den gantzen Leib/ und stehen die armen
Creaturen auf der Schwelle zwischen Tod und
Leben; Deßwegen sie die Schmertzenmütter/ von
allen ihren Söhnen billich geehret werden sollen/
und/ saget hiervon Sirach recht: Mein Sohn
vergiß nicht/ wie sauer du deiner Mutter worden
bist. Ja dieser Geburtschmertzen ist allen gemein
weß Stands und Ehren sie auch seyn mögen.

Geberen.

Die

Weib.
gleichet. Von den frommen iſt hin und wieder zu
leſen in den Geſpraͤchſpielen und in dem 1. Lehr-
gedichte deß Nathans.

505. Weib ſo gebieret.

Wird mit der Todesfurcht geaͤngſtiget/ mit
den aller empfindlichſten Schmertzen gequaͤlet/
mit der grauſſamſten Marter gefoldert/ mit tau-
ſent Seufftzern belaͤſtiget/ mit dem Angſtgeſchrey
bejammert/ mit Zittern und Zagen uͤberfallen.
Jhre Haare werden gleichſam zu Schlangen/
ihre Arme zu Rudern/ ihre Haͤnde zu Feſſeln/ ihr
Leib zu einem Abgrund der Schmertzen/ ihre
Bruſt will die Quelle deß Lebens/ das Hertz/
durch die Augen ausgieſſen/ wann es nicht fuͤr
Furcht und Wartung der Dinge/ ſo noch kom-
men ſollen/ zu Eis gefroren were. Alle Sinnlich-
keit wird auf dieſer Marterbank ausgeleſchet:
Der Puls verſchwindet/ das Geſchrey/ Klagen
und Zagẽ vermehret ſich der kalte Schweiß trief-
fet uͤber den gantzen Leib/ und ſtehen die armen
Creaturen auf der Schwelle zwiſchen Tod und
Leben; Deßwegen ſie die Schmertzenmuͤtter/ von
allen ihren Soͤhnen billich geehret werden ſollen/
und/ ſaget hiervon Sirach recht: Mein Sohn
vergiß nicht/ wie ſauer du deiner Mutter worden
biſt. Ja dieſer Geburtſchmertzen iſt allen gemein
weß Stands und Ehren ſie auch ſeyn moͤgen.

☞Geberen.

Die
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[482[480]/0512] Weib. gleichet. Von den frommen iſt hin und wieder zu leſen in den Geſpraͤchſpielen und in dem 1. Lehr- gedichte deß Nathans. 505. Weib ſo gebieret. Wird mit der Todesfurcht geaͤngſtiget/ mit den aller empfindlichſten Schmertzen gequaͤlet/ mit der grauſſamſten Marter gefoldert/ mit tau- ſent Seufftzern belaͤſtiget/ mit dem Angſtgeſchrey bejammert/ mit Zittern und Zagen uͤberfallen. Jhre Haare werden gleichſam zu Schlangen/ ihre Arme zu Rudern/ ihre Haͤnde zu Feſſeln/ ihr Leib zu einem Abgrund der Schmertzen/ ihre Bruſt will die Quelle deß Lebens/ das Hertz/ durch die Augen ausgieſſen/ wann es nicht fuͤr Furcht und Wartung der Dinge/ ſo noch kom- men ſollen/ zu Eis gefroren were. Alle Sinnlich- keit wird auf dieſer Marterbank ausgeleſchet: Der Puls verſchwindet/ das Geſchrey/ Klagen und Zagẽ vermehret ſich der kalte Schweiß trief- fet uͤber den gantzen Leib/ und ſtehen die armen Creaturen auf der Schwelle zwiſchen Tod und Leben; Deßwegen ſie die Schmertzenmuͤtter/ von allen ihren Soͤhnen billich geehret werden ſollen/ und/ ſaget hiervon Sirach recht: Mein Sohn vergiß nicht/ wie ſauer du deiner Mutter worden biſt. Ja dieſer Geburtſchmertzen iſt allen gemein weß Stands und Ehren ſie auch ſeyn moͤgen. ☞Geberen. Die

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 482[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/512>, abgerufen am 23.11.2024.