Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Gelübd thun.
che Gelübde/ Almosen in Gefahr geloben/ etc.

477. Vernunfft.

Deß Menschen höchster/ edelster/ wehrtster Schatz.
Der hochgestirnte Geist/ was in deß Menschen
Leib mehr als nur irdisch ist und heisst die schärffe
deß Verstandes/ deß Gemütes Regiment/ das in
uns jedes Thier erkennt/ das Steuerruder uns-
rer Gedanken/ der Sinne hochgeborne Macht/
die Quelle gutes Rahts. Von Gottes Ebenbild
erhellter Gegenschein. Die Freundin der Natur.

Die Vernunfft deß Menschen ist schwach/
himmlisch/ tieffsinnig/ durchdringend/ erforschend
durchsuchend/ in Glaubenssachen blind/ das
Liechtlein der Natur beleuchtend unsre Wege.
Deß Willens Nordmagnet geleitet nach Ver-
stand. Es stralet die Vernunfft in klugbedachten
Reden.

Die Vernunfft wird gebildet durch die Per-
son eines Jünglings/ welcher Königlich beklei-
det/ in seiner Kron das Haar gleichsam aufflam-
mend tragend/ zu bedeuten die hohen Gedanken/
neben sich habend einen Adler und ein Aug auf
seinem Scepter. Seine Vernunfft mit geilen Ge-
danken schlagen und plagen. Ein Lust und Freu-
denvoller Geist/ der in Glück Mässigung erweist.

Rede.

478. Vers.

Poeterey.

Die

Geluͤbd thun.
che Geluͤbde/ Almoſen in Gefahr geloben/ ꝛc.

477. Vernunfft.

Deß Mẽſchẽ hoͤchſter/ edelſter/ wehrtſter Schatz.
Der hochgeſtirnte Geiſt/ was in deß Menſchen
Leib mehr als nur irdiſch iſt und heiſſt die ſchaͤrffe
deß Verſtandes/ deß Gemuͤtes Regiment/ das in
uns jedes Thier erkennt/ das Steuerruder unſ-
rer Gedanken/ der Sinne hochgeborne Macht/
die Quelle gutes Rahts. Von Gottes Ebenbild
erhellter Gegenſchein. Die Freundin der Natur.

Die Vernunfft deß Menſchen iſt ſchwach/
himmliſch/ tieffſinnig/ durchdringend/ erforſchẽd
durchſuchend/ in Glaubensſachen blind/ das
Liechtlein der Natur beleuchtend unſre Wege.
Deß Willens Nordmagnet geleitet nach Ver-
ſtand. Es ſtralet die Vernunfft in klugbedachten
Reden.

Die Vernunfft wird gebildet durch die Per-
ſon eines Juͤnglings/ welcher Koͤniglich beklei-
det/ in ſeiner Kron das Haar gleichſam aufflam-
mend tragend/ zu bedeuten die hohen Gedanken/
neben ſich habend einen Adler und ein Aug auf
ſeinem Scepter. Seine Vernunfft mit geilen Ge-
danken ſchlagen und plagen. Ein Luſt und Freu-
denvoller Geiſt/ der in Gluͤck Maͤſſigung erweiſt.

☞Rede.

478. Vers.

Poëterey.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0493" n="463[461]"/><fw place="top" type="header">Gelu&#x0364;bd thun.</fw><lb/>
che Gelu&#x0364;bde/ Almo&#x017F;en in Gefahr geloben/ &#xA75B;c.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">477. Vernunfft.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Deß M&#x1EBD;&#x017F;ch&#x1EBD; ho&#x0364;ch&#x017F;ter/ edel&#x017F;ter/ wehrt&#x017F;ter Schatz.<lb/>
Der hochge&#x017F;tirnte Gei&#x017F;t/ was in deß Men&#x017F;chen<lb/>
Leib mehr als nur irdi&#x017F;ch i&#x017F;t und hei&#x017F;&#x017F;t die &#x017F;cha&#x0364;rffe<lb/>
deß Ver&#x017F;tandes/ deß Gemu&#x0364;tes Regiment/ das in<lb/>
uns jedes Thier erkennt/ das Steuerruder un&#x017F;-<lb/>
rer Gedanken/ der Sinne hochgeborne Macht/<lb/>
die Quelle gutes Rahts. Von Gottes Ebenbild<lb/>
erhellter Gegen&#x017F;chein. Die Freundin der Natur.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Vernunfft</hi> deß Men&#x017F;chen i&#x017F;t &#x017F;chwach/<lb/>
himmli&#x017F;ch/ tieff&#x017F;innig/ durchdringend/ erfor&#x017F;ch&#x1EBD;d<lb/>
durch&#x017F;uchend/ in Glaubens&#x017F;achen blind/ das<lb/>
Liechtlein der Natur beleuchtend un&#x017F;re Wege.<lb/>
Deß Willens Nordmagnet geleitet nach Ver-<lb/>
&#x017F;tand. Es &#x017F;tralet die Vernunfft in klugbedachten<lb/>
Reden.</p><lb/>
            <p>Die Vernunfft wird gebildet durch die Per-<lb/>
&#x017F;on eines Ju&#x0364;nglings/ welcher Ko&#x0364;niglich beklei-<lb/>
det/ in &#x017F;einer Kron das Haar gleich&#x017F;am aufflam-<lb/>
mend tragend/ zu bedeuten die hohen Gedanken/<lb/>
neben &#x017F;ich habend einen Adler und ein Aug auf<lb/>
&#x017F;einem Scepter. Seine Vernunfft mit geilen Ge-<lb/>
danken &#x017F;chlagen und plagen. Ein Lu&#x017F;t und Freu-<lb/>
denvoller Gei&#x017F;t/ der in Glu&#x0364;ck Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igung erwei&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>&#x261E;Rede.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">478. Vers.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>&#x261E;<hi rendition="#fr">Po</hi><hi rendition="#aq">ë</hi><hi rendition="#fr">terey.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463[461]/0493] Geluͤbd thun. che Geluͤbde/ Almoſen in Gefahr geloben/ ꝛc. 477. Vernunfft. Deß Mẽſchẽ hoͤchſter/ edelſter/ wehrtſter Schatz. Der hochgeſtirnte Geiſt/ was in deß Menſchen Leib mehr als nur irdiſch iſt und heiſſt die ſchaͤrffe deß Verſtandes/ deß Gemuͤtes Regiment/ das in uns jedes Thier erkennt/ das Steuerruder unſ- rer Gedanken/ der Sinne hochgeborne Macht/ die Quelle gutes Rahts. Von Gottes Ebenbild erhellter Gegenſchein. Die Freundin der Natur. Die Vernunfft deß Menſchen iſt ſchwach/ himmliſch/ tieffſinnig/ durchdringend/ erforſchẽd durchſuchend/ in Glaubensſachen blind/ das Liechtlein der Natur beleuchtend unſre Wege. Deß Willens Nordmagnet geleitet nach Ver- ſtand. Es ſtralet die Vernunfft in klugbedachten Reden. Die Vernunfft wird gebildet durch die Per- ſon eines Juͤnglings/ welcher Koͤniglich beklei- det/ in ſeiner Kron das Haar gleichſam aufflam- mend tragend/ zu bedeuten die hohen Gedanken/ neben ſich habend einen Adler und ein Aug auf ſeinem Scepter. Seine Vernunfft mit geilen Ge- danken ſchlagen und plagen. Ein Luſt und Freu- denvoller Geiſt/ der in Gluͤck Maͤſſigung erweiſt. ☞Rede. 478. Vers. ☞Poëterey. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/493
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 463[461]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/493>, abgerufen am 26.11.2024.