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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Traub.
Traub.

Weintrauben.

462. Traum.

Der Traum ist gleich dem Mandelbaum/ der
blühet bey der Nacht; Er ist gleichbald zerflossnem
Schaum/ der Spiegel mit zerbrochnen Bildern/
der betrügliche/ bunte/ eingeschlichne/ veranlasste/
wandelbare/ der falsche Lügentraum/ das leere
Schattenbild/ der stillen Ruh Gemähl/ der ver-
liebten selbsterdichte Liebesträume/ der Traum
verstellet/ verformet/ ändert/ wandelt/ das was
wir zuvor gesehen/ oder was uns sol geschehen.
Der taube Traum schaut keinen Aufenthalt/
gleicht einen vergeblichen Sandtritt.

Der Traum wird gebildet in Gestalt einer
ligenden und fetten Person/ aus dessen Mund
ein grosser Dampf gehet: für sich habend einen zer-
brochnen Spiegel/ und neben sich etliche Ratzen/
welche unter allen Thieren am meinsten schlaffen.

463. Treue.

Ein ungefälschtes treues Hertz/ der es stets
treu gemeint/ als ein recht teutscher Freund/ der
in der Noht erscheint/ unverruckter Glaub und
Treu/ die seltne Lieb und Treu/ die unsterbliche/
beharrliche/ untadeliche/ väterliche/ Mütterliche/
reine/ gewisse/ beständige/ unerkauffte/ freywil-
lige/ freudige/ versicherte/ pflichtige/ verpfände
Treue.

Die
F f ij
Traub.
Traub.

Weintrauben.

462. Traum.

Der Traum iſt gleich dem Mandelbaum/ der
bluͤhet bey der Nacht; Er iſt gleichbald zerfloſſnem
Schaum/ der Spiegel mit zerbrochnen Bildern/
der betruͤgliche/ bunte/ eingeſchlichne/ veranlaſſte/
wandelbare/ der falſche Luͤgentraum/ das leere
Schattenbild/ der ſtillen Ruh Gemaͤhl/ der ver-
liebten ſelbſterdichte Liebestraͤume/ der Traum
verſtellet/ verformet/ aͤndert/ wandelt/ das was
wir zuvor geſehen/ oder was uns ſol geſchehen.
Der taube Traum ſchaut keinen Aufenthalt/
gleicht einen vergeblichen Sandtritt.

Der Traum wird gebildet in Geſtalt einer
ligenden und fetten Perſon/ aus deſſen Mund
ein groſſer Dampf gehet: fuͤr ſich habend einen zer-
brochnen Spiegel/ und neben ſich etliche Ratzen/
welche unter allen Thieren am meinſten ſchlaffẽ.

463. Treue.

Ein ungefaͤlſchtes treues Hertz/ der es ſtets
treu gemeint/ als ein recht teutſcher Freund/ der
in der Noht erſcheint/ unverruckter Glaub und
Treu/ die ſeltne Lieb und Treu/ die unſterbliche/
beharrliche/ untadeliche/ vaͤterliche/ Muͤtterliche/
reine/ gewiſſe/ beſtaͤndige/ unerkauffte/ freywil-
lige/ freudige/ verſicherte/ pflichtige/ verpfaͤnde
Treue.

Die
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[453[451]/0483] Traub. Traub. ☞Weintrauben. 462. Traum. Der Traum iſt gleich dem Mandelbaum/ der bluͤhet bey der Nacht; Er iſt gleichbald zerfloſſnem Schaum/ der Spiegel mit zerbrochnen Bildern/ der betruͤgliche/ bunte/ eingeſchlichne/ veranlaſſte/ wandelbare/ der falſche Luͤgentraum/ das leere Schattenbild/ der ſtillen Ruh Gemaͤhl/ der ver- liebten ſelbſterdichte Liebestraͤume/ der Traum verſtellet/ verformet/ aͤndert/ wandelt/ das was wir zuvor geſehen/ oder was uns ſol geſchehen. Der taube Traum ſchaut keinen Aufenthalt/ gleicht einen vergeblichen Sandtritt. Der Traum wird gebildet in Geſtalt einer ligenden und fetten Perſon/ aus deſſen Mund ein groſſer Dampf gehet: fuͤr ſich habend einen zer- brochnen Spiegel/ und neben ſich etliche Ratzen/ welche unter allen Thieren am meinſten ſchlaffẽ. 463. Treue. Ein ungefaͤlſchtes treues Hertz/ der es ſtets treu gemeint/ als ein recht teutſcher Freund/ der in der Noht erſcheint/ unverruckter Glaub und Treu/ die ſeltne Lieb und Treu/ die unſterbliche/ beharrliche/ untadeliche/ vaͤterliche/ Muͤtterliche/ reine/ gewiſſe/ beſtaͤndige/ unerkauffte/ freywil- lige/ freudige/ verſicherte/ pflichtige/ verpfaͤnde Treue. Die F f ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 453[451]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/483>, abgerufen am 23.11.2024.