Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Spiegel.
Was ich gesehen hab/ das bild'ich treulich vor;
Der mir nicht glauben will ist ein verblendter
Thor.

Der Spiegel hat unterschiedne Deutungen/
so theils gut/ wann das Glas rein/ und als ein
guter Freund/ die Gebrechen anzeichet/ niemand
schmeichelt/ keinen groben Schertz verstehet etc.
theils auch nachtheilig/ in den er das rechte links/
das linke rechts weiset/ wider das liecht will ge-
halten seyn/ und auch durch die Gegenstralung
anzünden kan. Hiervon/ und sonderlich von der
Spiegel Unterscheid ist viel zu lesen in unsrem
Mathematischen und Philosophischen Erquick-
stunden.

431. Spiel.

Der Spiele sind mancherley/ und belustigen
Theils den Verstand/ wie die Gesprächspiele/
Schachspiele etc. Theils dienen zu Ubung deß Lei-
bes wie Pallenspiel/ Kugelspiel etc. theils sind
Glücks-Theils Kunstspiel/ theils beedes zugleich/
wie verkehren und piquiren. Nach dem nun das
Spiel ist/ nach dem wird es beschrieben.

Spielen ludere: spülen elugere. Spille
Spindel.

432. Spinne.

Die Spinne spinnet reinen Faden der bringet
Unlust ohne Schaden/ sie bebet ihr Zelt Cirkel-
rund/ und alles aus deß Leibes Grund/ gewieß

ist
Spiegel.
Was ich geſehen hab/ das bild’ich treulich voꝛ;
Der mir nicht glauben will iſt ein verblendter
Thor.

Der Spiegel hat unterſchiedne Deutungẽ/
ſo theils gut/ wann das Glas rein/ und als ein
guter Freund/ die Gebrechen anzeichet/ niemand
ſchmeichelt/ keinen groben Schertz verſtehet ꝛc.
theils auch nachtheilig/ in dẽ er das rechte links/
das linke rechts weiſet/ wider das liecht will ge-
halten ſeyn/ und auch durch die Gegenſtralung
anzuͤnden kan. Hiervon/ und ſonderlich von der
Spiegel Unterſcheid iſt viel zu leſen in unſrem
Mathematiſchen und Philoſophiſchen Erquick-
ſtunden.

431. Spiel.

Der Spiele ſind mancherley/ und beluſtigen
Theils den Verſtand/ wie die Geſpraͤchſpiele/
Schachſpiele ꝛc. Theils dienen zu Ubung deß Lei-
bes wie Pallenſpiel/ Kugelſpiel ꝛc. theils ſind
Gluͤcks-Theils Kunſtſpiel/ theils beedes zugleich/
wie verkehren und piquiren. Nach dem nun das
Spiel iſt/ nach dem wird es beſchrieben.

Spielen ludere: ſpuͤlen elugere. Spille
Spindel.

432. Spinne.

Die Spinne ſpinnet reinen Faden der bringet
Unluſt ohne Schaden/ ſie bebet ihr Zelt Cirkel-
rund/ und alles aus deß Leibes Grund/ gewieß

iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0462" n="432[430]"/>
              <fw place="top" type="header">Spiegel.</fw><lb/>
              <l>Was ich ge&#x017F;ehen hab/ das bild&#x2019;ich treulich vo&#xA75B;;</l><lb/>
              <l>Der mir nicht glauben will i&#x017F;t ein verblendter</l><lb/>
              <l>Thor.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Spiegel</hi> hat unter&#x017F;chiedne Deutung&#x1EBD;/<lb/>
&#x017F;o theils gut/ wann das Glas rein/ und als ein<lb/>
guter Freund/ die Gebrechen anzeichet/ niemand<lb/>
&#x017F;chmeichelt/ keinen groben Schertz ver&#x017F;tehet &#xA75B;c.<lb/>
theils auch nachtheilig/ in d&#x1EBD; er das rechte links/<lb/>
das linke rechts wei&#x017F;et/ wider das liecht will ge-<lb/>
halten &#x017F;eyn/ und auch durch die Gegen&#x017F;tralung<lb/>
anzu&#x0364;nden kan. Hiervon/ und &#x017F;onderlich von der<lb/>
Spiegel <hi rendition="#aq">U</hi>nter&#x017F;cheid i&#x017F;t viel zu le&#x017F;en in un&#x017F;rem<lb/>
Mathemati&#x017F;chen und Philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Erquick-<lb/>
&#x017F;tunden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">431. Spiel.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Der Spiele &#x017F;ind mancherley/ und belu&#x017F;tigen<lb/>
Theils den Ver&#x017F;tand/ wie die Ge&#x017F;pra&#x0364;ch&#x017F;piele/<lb/>
Schach&#x017F;piele &#xA75B;c. Theils dienen zu <hi rendition="#fr">U</hi>bung deß Lei-<lb/>
bes wie Pallen&#x017F;piel/ Kugel&#x017F;piel &#xA75B;c. theils &#x017F;ind<lb/>
Glu&#x0364;cks-Theils Kun&#x017F;t&#x017F;piel/ theils beedes zugleich/<lb/>
wie verkehren und piquiren. Nach dem nun das<lb/>
Spiel i&#x017F;t/ nach dem wird es be&#x017F;chrieben.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Spielen</hi><hi rendition="#aq">ludere:</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;pu&#x0364;len</hi><hi rendition="#aq">elugere.</hi><hi rendition="#fr">Spille</hi><lb/>
Spindel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">432. Spinne.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Die Spinne &#x017F;pinnet reinen Faden der bringet<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nlu&#x017F;t ohne Schaden/ &#x017F;ie bebet ihr Zelt Cirkel-<lb/>
rund/ und alles aus deß Leibes Grund/ gewieß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432[430]/0462] Spiegel. Was ich geſehen hab/ das bild’ich treulich voꝛ; Der mir nicht glauben will iſt ein verblendter Thor. Der Spiegel hat unterſchiedne Deutungẽ/ ſo theils gut/ wann das Glas rein/ und als ein guter Freund/ die Gebrechen anzeichet/ niemand ſchmeichelt/ keinen groben Schertz verſtehet ꝛc. theils auch nachtheilig/ in dẽ er das rechte links/ das linke rechts weiſet/ wider das liecht will ge- halten ſeyn/ und auch durch die Gegenſtralung anzuͤnden kan. Hiervon/ und ſonderlich von der Spiegel Unterſcheid iſt viel zu leſen in unſrem Mathematiſchen und Philoſophiſchen Erquick- ſtunden. 431. Spiel. Der Spiele ſind mancherley/ und beluſtigen Theils den Verſtand/ wie die Geſpraͤchſpiele/ Schachſpiele ꝛc. Theils dienen zu Ubung deß Lei- bes wie Pallenſpiel/ Kugelſpiel ꝛc. theils ſind Gluͤcks-Theils Kunſtſpiel/ theils beedes zugleich/ wie verkehren und piquiren. Nach dem nun das Spiel iſt/ nach dem wird es beſchrieben. Spielen ludere: ſpuͤlen elugere. Spille Spindel. 432. Spinne. Die Spinne ſpinnet reinen Faden der bringet Unluſt ohne Schaden/ ſie bebet ihr Zelt Cirkel- rund/ und alles aus deß Leibes Grund/ gewieß iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/462
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 432[430]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/462>, abgerufen am 23.11.2024.