Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Rede.
mütes/ der Schlüssel der Gedächtniß/ das Pfand
Menschlicher Gemeinschafft/ die Trösterin der
betrübten/ die Bottschaffterin deß Leides und der
Freuden/ die Regiererin der Völker/ die Raht-
geberin bey den bedrangten/ die Gnade über alle
Gnade/ welche Gott den Menschen verliehen hat.
Die Rede bauet Stätte/ sie streitet in die Wette/
sie kan mit Worten kriegen/ bald siegend unter-
ligen/ mahlt jede Seele gleichsam ab/ und weiset
die verborgne Gab. Die Rede ist deß Verstandes
Kennzeichen/ die Pfortnerin unsres Hertzens/
die Beherscherin Menschlichen Willens/ der
Spiegel unsers Gemüts/ der Unschuld Schild
und Schirm/ die Meisterin aller Lehren/ die
Stuffen zu den Ehren.

Die Redner sind mit ausgestrecktem rechten
Arm und zugeschlossner Fauste/ in langen Rö-
cken gebildet worden.

Zunge/ Mund.

369. Der Regen.

Der fruchtbare Wolkenfluß/ der reiche Him-
melsguß/ der ersprießlichste Felder Safft/ die ge-
deulichste Wälderkrafft/ die sanffte Himmels-
trifften/ die schwere Wolkenbürde von oben ab
geschüttet/ die rechten Himmelthrenen/ der Wol-
ken werden Brüste zu nehren und zu tränken/ der
Erden einzuschenken den reichen Wasserguß.
Der Regen schwebet ober uns getrieben von den

Win-

Rede.
muͤtes/ der Schluͤſſel der Gedaͤchtniß/ das Pfand
Menſchlicher Gemeinſchafft/ die Troͤſterin der
betruͤbten/ die Bottſchaffterin deß Leides und der
Freuden/ die Regiererin der Voͤlker/ die Raht-
geberin bey den bedrangten/ die Gnade uͤber alle
Gnade/ welche Gott den Menſchen verliehen hat.
Die Rede bauet Staͤtte/ ſie ſtreitet in die Wette/
ſie kan mit Worten kriegen/ bald ſiegend unter-
ligen/ mahlt jede Seele gleichſam ab/ und weiſet
die verborgne Gab. Die Rede iſt deß Verſtandes
Kennzeichen/ die Pfortnerin unſres Hertzens/
die Beherſcherin Menſchlichen Willens/ der
Spiegel unſers Gemuͤts/ der Unſchuld Schild
und Schirm/ die Meiſterin aller Lehren/ die
Stuffen zu den Ehren.

Die Redner ſind mit ausgeſtrecktem rechten
Arm und zugeſchloſſner Fauſte/ in langen Roͤ-
cken gebildet worden.

Zunge/ Mund.

369. Der Regen.

Der fruchtbare Wolkenfluß/ der reiche Him-
melsguß/ der erſprießlichſte Felder Safft/ die ge-
deulichſte Waͤlderkrafft/ die ſanffte Himmels-
trifften/ die ſchwere Wolkenbuͤrde von oben ab
geſchuͤttet/ die rechten Himmelthrenen/ der Wol-
ken werden Bruͤſte zu nehren und zu traͤnken/ deꝛ
Erden einzuſchenken den reichen Waſſerguß.
Der Regen ſchwebet ober uns getrieben von den

Win-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0418" n="388[386]"/><fw place="top" type="header">Rede.</fw><lb/>
mu&#x0364;tes/ der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el der Geda&#x0364;chtniß/ das Pfand<lb/>
Men&#x017F;chlicher Gemein&#x017F;chafft/ die Tro&#x0364;&#x017F;terin der<lb/>
betru&#x0364;bten/ die Bott&#x017F;chaffterin deß Leides und der<lb/>
Freuden/ die Regiererin der Vo&#x0364;lker/ die Raht-<lb/>
geberin bey den bedrangten/ die Gnade u&#x0364;ber alle<lb/>
Gnade/ welche Gott den Men&#x017F;chen verliehen hat.<lb/>
Die Rede bauet Sta&#x0364;tte/ &#x017F;ie &#x017F;treitet in die Wette/<lb/>
&#x017F;ie kan mit Worten kriegen/ bald &#x017F;iegend unter-<lb/>
ligen/ mahlt jede Seele gleich&#x017F;am ab/ und wei&#x017F;et<lb/>
die verborgne Gab. Die Rede i&#x017F;t deß Ver&#x017F;tandes<lb/>
Kennzeichen/ die Pfortnerin un&#x017F;res Hertzens/<lb/>
die Beher&#x017F;cherin Men&#x017F;chlichen Willens/ der<lb/>
Spiegel un&#x017F;ers Gemu&#x0364;ts/ der <hi rendition="#fr">U</hi>n&#x017F;chuld Schild<lb/>
und Schirm/ die Mei&#x017F;terin aller Lehren/ die<lb/>
Stuffen zu den Ehren.</p><lb/>
            <p>Die Redner &#x017F;ind mit ausge&#x017F;trecktem rechten<lb/>
Arm und zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ner Fau&#x017F;te/ in langen Ro&#x0364;-<lb/>
cken gebildet worden.</p><lb/>
            <p>&#x261E; <hi rendition="#fr">Zunge/ Mund.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">369. Der Regen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Der fruchtbare Wolkenfluß/ der reiche Him-<lb/>
melsguß/ der er&#x017F;prießlich&#x017F;te Felder Safft/ die ge-<lb/>
deulich&#x017F;te Wa&#x0364;lderkrafft/ die &#x017F;anffte Himmels-<lb/>
trifften/ die &#x017F;chwere Wolkenbu&#x0364;rde von oben ab<lb/>
ge&#x017F;chu&#x0364;ttet/ die rechten Himmelthrenen/ der Wol-<lb/>
ken werden Bru&#x0364;&#x017F;te zu nehren und zu tra&#x0364;nken/ de&#xA75B;<lb/>
Erden einzu&#x017F;chenken den reichen Wa&#x017F;&#x017F;erguß.<lb/>
Der Regen &#x017F;chwebet ober uns getrieben von den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Win-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388[386]/0418] Rede. muͤtes/ der Schluͤſſel der Gedaͤchtniß/ das Pfand Menſchlicher Gemeinſchafft/ die Troͤſterin der betruͤbten/ die Bottſchaffterin deß Leides und der Freuden/ die Regiererin der Voͤlker/ die Raht- geberin bey den bedrangten/ die Gnade uͤber alle Gnade/ welche Gott den Menſchen verliehen hat. Die Rede bauet Staͤtte/ ſie ſtreitet in die Wette/ ſie kan mit Worten kriegen/ bald ſiegend unter- ligen/ mahlt jede Seele gleichſam ab/ und weiſet die verborgne Gab. Die Rede iſt deß Verſtandes Kennzeichen/ die Pfortnerin unſres Hertzens/ die Beherſcherin Menſchlichen Willens/ der Spiegel unſers Gemuͤts/ der Unſchuld Schild und Schirm/ die Meiſterin aller Lehren/ die Stuffen zu den Ehren. Die Redner ſind mit ausgeſtrecktem rechten Arm und zugeſchloſſner Fauſte/ in langen Roͤ- cken gebildet worden. ☞ Zunge/ Mund. 369. Der Regen. Der fruchtbare Wolkenfluß/ der reiche Him- melsguß/ der erſprießlichſte Felder Safft/ die ge- deulichſte Waͤlderkrafft/ die ſanffte Himmels- trifften/ die ſchwere Wolkenbuͤrde von oben ab geſchuͤttet/ die rechten Himmelthrenen/ der Wol- ken werden Bruͤſte zu nehren und zu traͤnken/ deꝛ Erden einzuſchenken den reichen Waſſerguß. Der Regen ſchwebet ober uns getrieben von den Win-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/418
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 388[386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/418>, abgerufen am 25.11.2024.