Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Huer.
gerniß und deß Anstosses/ eine betrügliche Syre-
ne/ eine Verführerin der Jugend/ die auf den Ab-
weg von der Tugend leitet an den Bettelstab.
Balsac sagt/ daß solche die erste Nacht ihrer
Hochzeit nichts neues erfahre. Sie gleichet jener
Grufft da Curtius hineingestürtzt und selbe nicht
erfüllt: Sie gleicht der Pestilentz/ die unschuldi-
gen vergifftend. Die niemals satte Wölffin/ lu-
stert nach Menschenfleisch.

Das Wort Huer kommet her von heuren/
bestehen für gewiesses Gelt bedingen (sicut etiam
meretrix a merendo nomen habet
) oder von
hüren/ welches ein Altes Wort und so viel/ als
beflecken/ verunreinen/ daher auch der Tauben
Hüre genennet wird. Von vorbesagtem Wort
heuren sol auch das Wort Heurat herstammen/
und so viel seyn als eine Heurung oder Din-
gung/ so mit Rath geschiehet/ huren aber beschieht
nicht mit Raht. Unkeuschheit.

210. Hurtig.

Behänd/ musterig/ fertig/ wacker/ unverdros-
sen/ ungesaumt/ geflissen/ wachsam/
munter etc.



211. Jagen
S ij

Huer.
gerniß und deß Anſtoſſes/ eine betruͤgliche Syre-
ne/ eine Verfuͤhrerin der Jugend/ die auf den Ab-
weg von der Tugend leitet an den Bettelſtab.
Balſac ſagt/ daß ſolche die erſte Nacht ihrer
Hochzeit nichts neues erfahre. Sie gleichet jener
Grufft da Curtius hineingeſtuͤrtzt und ſelbe nicht
erfuͤllt: Sie gleicht der Peſtilentz/ die unſchuldi-
gen vergifftend. Die niemals ſatte Woͤlffin/ lu-
ſtert nach Menſchenfleiſch.

Das Wort Huer kommet her von heuren/
beſtehen fuͤr gewieſſes Gelt bedingen (ſicut etiam
meretrix à merendo nomen habet
) oder von
huͤren/ welches ein Altes Wort und ſo viel/ als
beflecken/ verunreinen/ daher auch der Tauben
Huͤre genennet wird. Von vorbeſagtem Wort
heuren ſol auch das Wort Heurat herſtammẽ/
und ſo viel ſeyn als eine Heurung oder Din-
gung/ ſo mit Rath geſchiehet/ huren abeꝛ beſchieht
nicht mit Raht.Unkeuſchheit.

210. Hurtig.

Behaͤnd/ muſterig/ fertig/ wacker/ unverdroſ-
ſen/ ungeſaumt/ gefliſſen/ wachſam/
munter ꝛc.



211. Jagen
S ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0307" n="277[275]"/><fw place="top" type="header">Huer.</fw><lb/>
gerniß und deß An&#x017F;to&#x017F;&#x017F;es/ eine betru&#x0364;gliche Syre-<lb/>
ne/ eine Verfu&#x0364;hrerin der Jugend/ die auf den Ab-<lb/>
weg von der Tugend leitet an den Bettel&#x017F;tab.<lb/>
Bal&#x017F;ac &#x017F;agt/ daß &#x017F;olche die er&#x017F;te Nacht ihrer<lb/>
Hochzeit nichts neues erfahre. Sie gleichet jener<lb/>
Grufft da Curtius hineinge&#x017F;tu&#x0364;rtzt und &#x017F;elbe nicht<lb/>
erfu&#x0364;llt: Sie gleicht der Pe&#x017F;tilentz/ die un&#x017F;chuldi-<lb/>
gen vergifftend. Die niemals &#x017F;atte Wo&#x0364;lffin/ lu-<lb/>
&#x017F;tert nach Men&#x017F;chenflei&#x017F;ch.</p><lb/>
            <p>Das Wort <hi rendition="#fr">Huer</hi> kommet her von <hi rendition="#fr">heuren/</hi><lb/>
be&#x017F;tehen fu&#x0364;r gewie&#x017F;&#x017F;es Gelt bedingen (<hi rendition="#aq">&#x017F;icut etiam<lb/>
meretrix à merendo nomen habet</hi>) oder von<lb/><hi rendition="#fr">hu&#x0364;ren/</hi> welches ein Altes Wort und &#x017F;o viel/ als<lb/>
beflecken/ verunreinen/ daher auch der Tauben<lb/>
Hu&#x0364;re genennet wird. Von vorbe&#x017F;agtem Wort<lb/><hi rendition="#fr">heuren</hi> &#x017F;ol auch das Wort <hi rendition="#fr">Heurat</hi> her&#x017F;tamm&#x1EBD;/<lb/>
und &#x017F;o viel &#x017F;eyn als eine <hi rendition="#fr">Heurung</hi> oder Din-<lb/>
gung/ &#x017F;o mit Rath ge&#x017F;chiehet/ huren abe&#xA75B; be&#x017F;chieht<lb/>
nicht mit <hi rendition="#fr">Raht.</hi> &#x261E;<hi rendition="#fr">U</hi>nkeu&#x017F;chheit.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">210. Hurtig.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Beha&#x0364;nd/ mu&#x017F;terig/ fertig/ wacker/ unverdro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ unge&#x017F;aumt/ gefli&#x017F;&#x017F;en/ wach&#x017F;am/<lb/>
munter &#xA75B;c.</hi> </p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">S ij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">211. <hi rendition="#fr">Jagen</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277[275]/0307] Huer. gerniß und deß Anſtoſſes/ eine betruͤgliche Syre- ne/ eine Verfuͤhrerin der Jugend/ die auf den Ab- weg von der Tugend leitet an den Bettelſtab. Balſac ſagt/ daß ſolche die erſte Nacht ihrer Hochzeit nichts neues erfahre. Sie gleichet jener Grufft da Curtius hineingeſtuͤrtzt und ſelbe nicht erfuͤllt: Sie gleicht der Peſtilentz/ die unſchuldi- gen vergifftend. Die niemals ſatte Woͤlffin/ lu- ſtert nach Menſchenfleiſch. Das Wort Huer kommet her von heuren/ beſtehen fuͤr gewieſſes Gelt bedingen (ſicut etiam meretrix à merendo nomen habet) oder von huͤren/ welches ein Altes Wort und ſo viel/ als beflecken/ verunreinen/ daher auch der Tauben Huͤre genennet wird. Von vorbeſagtem Wort heuren ſol auch das Wort Heurat herſtammẽ/ und ſo viel ſeyn als eine Heurung oder Din- gung/ ſo mit Rath geſchiehet/ huren abeꝛ beſchieht nicht mit Raht. ☞Unkeuſchheit. 210. Hurtig. Behaͤnd/ muſterig/ fertig/ wacker/ unverdroſ- ſen/ ungeſaumt/ gefliſſen/ wachſam/ munter ꝛc. 211. Jagen S ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/307
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 277[275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/307>, abgerufen am 23.11.2024.