Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Hofleben.
Jehöhet/ je leichter.
Dieses Jnhalts mahlt man auch einen befe-
derten Poltz:
Das leichte (die Federn) trägt zum Ziel.
II. Sinnbilder von natürlichen Sachen auff der
Erden her genommen.
1. Ein Lindenbaum/ der nur einen Schatten
und Blüt/ aber keine Früchte bringet:
Nur groß und Schattenreich.
2. Ein Berg/ der nur unten herumb fruch-
bar/ auff den Gipfel aber unfruchtbar ist:
Die Höh' ist ohne Frucht.
3. Eine zugeschlossne Rose:
erwartet der Sonnen.
Verstehe der Fürstlichen Begnädigung. Es
können auch Lilien gemahlet werden/ welche noch
nicht auff gegangen:
ohne Sonne/ ohne Wonne.
4. Eine vielhäutige Zwifel/ absehend auff die
Lüste und Betrug der bey Hof im Schwang ge-
het:
verdecket und verstecket.
5. Leere Aehren die unter den schweren empor
stehen:
Es hebt das Haubt/ deß Nutz beraubt.
6. Ein Haan der zu Morgens krähet:
Jch sing' und grüsse meine Sonne.
Verstehe den Fürsten/ dem man auff alle Wei-
se schmeichelt.
III. Vo
R v
Hofleben.
Jehoͤhet/ je leichter.
Dieſes Jnhalts mahlt man auch einen befe-
derten Poltz:
Das leichte (die Federn) traͤgt zum Ziel.
II. Sinnbilder von natuͤrlichen Sachen auff der
Erden her genommen.
1. Ein Lindenbaum/ der nur einen Schatten
und Bluͤt/ aber keine Fruͤchte bringet:
Nur groß und Schattenreich.
2. Ein Berg/ der nur unten herumb fruch-
bar/ auff den Gipfel aber unfruchtbar iſt:
Die Hoͤh’ iſt ohne Frucht.
3. Eine zugeſchloſſne Roſe:
erwartet der Sonnen.
Verſtehe der Fuͤrſtlichen Begnaͤdigung. Es
koͤnnen auch Lilien gemahlet werden/ welche noch
nicht auff gegangen:
ohne Sonne/ ohne Wonne.
4. Eine vielhaͤutige Zwifel/ abſehend auff die
Luͤſte und Betrug der bey Hof im Schwang ge-
het:
verdecket und verſtecket.
5. Leere Aehren die unter den ſchweren empor
ſtehen:
Es hebt das Haubt/ deß Nutz beraubt.
6. Ein Haan der zu Morgens kraͤhet:
Jch ſing’ und gruͤſſe meine Sonne.
Verſtehe den Fuͤrſten/ dem man auff alle Wei-
ſe ſchmeichelt.
III. Vo
R v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0297" n="267[265]"/>
            <fw place="top" type="header">Hofleben.</fw><lb/>
            <list>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jeho&#x0364;het/ je leichter.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>Die&#x017F;es Jnhalts mahlt man auch einen befe-<lb/>
derten Poltz:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das leichte</hi> (die Federn) <hi rendition="#fr">tra&#x0364;gt zum Ziel.</hi></hi> </item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">II.</hi> Sinnbilder von natu&#x0364;rlichen Sachen auff der<lb/>
Erden her genommen.</hi> </item><lb/>
              <item>1. Ein Lindenbaum/ der nur einen Schatten<lb/>
und Blu&#x0364;t/ aber keine Fru&#x0364;chte bringet:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Nur groß und Schattenreich.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>2. Ein Berg/ der nur unten herumb fruch-<lb/>
bar/ auff den Gipfel aber unfruchtbar i&#x017F;t:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Die Ho&#x0364;h&#x2019; i&#x017F;t ohne Frucht.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>3. Eine zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ne Ro&#x017F;e:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">erwartet der Sonnen.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>Ver&#x017F;tehe der Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Begna&#x0364;digung. Es<lb/>
ko&#x0364;nnen auch Lilien gemahlet werden/ welche noch<lb/>
nicht auff gegangen:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">ohne Sonne/ ohne Wonne.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>4. Eine vielha&#x0364;utige Zwifel/ ab&#x017F;ehend auff die<lb/>
Lu&#x0364;&#x017F;te und Betrug der bey Hof im Schwang ge-<lb/>
het:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">verdecket und ver&#x017F;tecket.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>5. Leere Aehren die unter den &#x017F;chweren empor<lb/>
&#x017F;tehen:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Es hebt das Haubt/ deß Nutz beraubt.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>6. Ein Haan der zu Morgens kra&#x0364;het:</item><lb/>
              <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jch &#x017F;ing&#x2019; und gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;e meine Sonne.</hi> </hi> </item><lb/>
              <item>Ver&#x017F;tehe den Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ dem man auff alle Wei-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;chmeichelt.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">R v</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">III.</hi> Vo</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267[265]/0297] Hofleben. Jehoͤhet/ je leichter. Dieſes Jnhalts mahlt man auch einen befe- derten Poltz: Das leichte (die Federn) traͤgt zum Ziel. II. Sinnbilder von natuͤrlichen Sachen auff der Erden her genommen. 1. Ein Lindenbaum/ der nur einen Schatten und Bluͤt/ aber keine Fruͤchte bringet: Nur groß und Schattenreich. 2. Ein Berg/ der nur unten herumb fruch- bar/ auff den Gipfel aber unfruchtbar iſt: Die Hoͤh’ iſt ohne Frucht. 3. Eine zugeſchloſſne Roſe: erwartet der Sonnen. Verſtehe der Fuͤrſtlichen Begnaͤdigung. Es koͤnnen auch Lilien gemahlet werden/ welche noch nicht auff gegangen: ohne Sonne/ ohne Wonne. 4. Eine vielhaͤutige Zwifel/ abſehend auff die Luͤſte und Betrug der bey Hof im Schwang ge- het: verdecket und verſtecket. 5. Leere Aehren die unter den ſchweren empor ſtehen: Es hebt das Haubt/ deß Nutz beraubt. 6. Ein Haan der zu Morgens kraͤhet: Jch ſing’ und gruͤſſe meine Sonne. Verſtehe den Fuͤrſten/ dem man auff alle Wei- ſe ſchmeichelt. III. Vo R v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/297
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 267[265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/297>, abgerufen am 25.11.2024.