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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Einsamkeit.
90. Einsamkeit.

Der Versuchung Stand und Land/ ein ödes
Trauerleben. Der Eitelkeit entnommen in Gott
und in sich selbst vergnügt/ pflegt nicht zu kom-
men wo sonst der Weltling sitzt. Wer die Gesell-
schafft liebt der edlen Kunst-Gedanken/ die mit
den Toden-Buch bespricht und unverhindert der
Sachen sinnet nach/ versteht die stumme Sprach
der stillen Einsamkeit. Es spricht mein Hertz mit
mir/ wann ich es nur will hören/ mich von den
Leuten kehren etc.

Der Einsamkeit Deutung hat der schüch-
tere Sperling.

91. Eiß.

Der Wasser Harnisch den die Kälte hat den
Fluten angezogen. Der Schnee und Spiegel-
bach/ zerschmiltzet nach und nach vom linden
Westenhauch. Die weisse Wasserbrucken so die
beeisten Schuh' im schlurffen Schleiffen dru-
cken/ und ihren Last entzucken. Das Eiß ist Spie-
gel weiß und hell/ belastet mit der Schlittenschell.

Das Eiß.
Mir hat die harte Lufft den Harnisch angezogen/
daß ich/ wie Ebenholtz den Stoltz * hab gleich ge-
bogen.
So bald der milde Lentz erbaut sein Garten-
Haus/
so
* der Wellen
M
Einſamkeit.
90. Einſamkeit.

Der Verſuchung Stand und Land/ ein oͤdes
Trauerleben. Der Eitelkeit entnommen in Gott
und in ſich ſelbſt vergnuͤgt/ pflegt nicht zu kom-
men wo ſonſt der Weltling ſitzt. Wer die Geſell-
ſchafft liebt der edlen Kunſt-Gedanken/ die mit
den Toden-Buch beſpricht und unverhindert der
Sachen ſinnet nach/ verſteht die ſtum̃e Sprach
der ſtillen Einſamkeit. Es ſpricht mein Hertz mit
mir/ wann ich es nur will hoͤren/ mich von den
Leuten kehren ꝛc.

Der Einſamkeit Deutung hat der ſchuͤch-
tere Sperling.

91. Eiß.

Der Waſſer Harniſch den die Kaͤlte hat den
Fluten angezogen. Der Schnee und Spiegel-
bach/ zerſchmiltzet nach und nach vom linden
Weſtenhauch. Die weiſſe Waſſerbrucken ſo die
beeiſten Schuh’ im ſchlurffen Schleiffen dru-
cken/ und ihren Laſt entzucken. Das Eiß iſt Spie-
gel weiß und hell/ belaſtet mit der Schlittenſchell.

Das Eiß.
Mir hat die harte Lufft den Harniſch angezogen/
daß ich/ wie Ebenholtz den Stoltz * hab gleich ge-
bogen.
So bald der milde Lentz erbaut ſein Garten-
Haus/
ſo
* der Wellen
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[179[177]/0209] Einſamkeit. 90. Einſamkeit. Der Verſuchung Stand und Land/ ein oͤdes Trauerleben. Der Eitelkeit entnommen in Gott und in ſich ſelbſt vergnuͤgt/ pflegt nicht zu kom- men wo ſonſt der Weltling ſitzt. Wer die Geſell- ſchafft liebt der edlen Kunſt-Gedanken/ die mit den Toden-Buch beſpricht und unverhindert der Sachen ſinnet nach/ verſteht die ſtum̃e Sprach der ſtillen Einſamkeit. Es ſpricht mein Hertz mit mir/ wann ich es nur will hoͤren/ mich von den Leuten kehren ꝛc. Der Einſamkeit Deutung hat der ſchuͤch- tere Sperling. 91. Eiß. Der Waſſer Harniſch den die Kaͤlte hat den Fluten angezogen. Der Schnee und Spiegel- bach/ zerſchmiltzet nach und nach vom linden Weſtenhauch. Die weiſſe Waſſerbrucken ſo die beeiſten Schuh’ im ſchlurffen Schleiffen dru- cken/ und ihren Laſt entzucken. Das Eiß iſt Spie- gel weiß und hell/ belaſtet mit der Schlittenſchell. Das Eiß. Mir hat die harte Lufft den Harniſch angezogen/ daß ich/ wie Ebenholtz den Stoltz * hab gleich ge- bogen. So bald der milde Lentz erbaut ſein Garten- Haus/ ſo * der Wellen M

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 179[177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/209>, abgerufen am 29.11.2024.