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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Von der Reimung.
mit Gegenwart und Gegenwort:
Ach komm Herr Jesu/ (Offenb. 22. 20.)
kommebald!
Nun hört mein Hertz: Jch komme bald!

Dergleichen ist zu lesen in Trutz Nachtigall
am 20. Blat.

Hier könte ein genausichtiger Richter tadeln/
daß zu weilen viel zu weilen wenig Sylben wie-
derholet werden/ welches wieder die natürliche Ei-
genschafft deß Gegenhalls ist/ und nicht zulässig
scheinet/ man nahe sich dann zu dem Echo/ wel-
ches doch dieses Ortes nicht zu vermuthen/ weil
in dem ersten Gesetz/ von den sitzen gedacht wird.
Hierauf ist zu antworten: Daß man zu weilen
das Haubt verwendet/ oder nicht allezeit gleich
laut ruffet/ in welchen Fällen ein Echo zwey und
dreysylbig antworten kan/ nach dem sich die
Stimme verschlägt und in ungleichen Linien
wiederschallet. Besihe die Philosophischen und
Mathematischen Erquickstunden IV. 20.

Dergleichen ist auch zu lesen in den Lobgedichten
der Fromena/ welche der Hochgeborne und hoch-
begabte Herr/ Herr von Stubenberg etc. glück-
seligst gedolmetschet.

Der Echo wird auch artlich angeführet/ wann
desselben Meldung beschihet/ und etliche Wörter
solchen gleichsam vorstellen/ als wann Kain
in der folgenden Geschichtrede saget:

Jch
F v

Von der Reimung.
mit Gegenwart und Gegenwort:
Ach komm Herr Jeſu/ (Offenb. 22. 20.)
kommebald!
Nun hoͤrt mein Hertz: Jch komme bald!

Dergleichen iſt zu leſen in Trutz Nachtigall
am 20. Blat.

Hier koͤnte ein genauſichtiger Richter tadeln/
daß zu weilen viel zu weilen wenig Sylben wie-
derholet werdẽ/ welches wieder die natuͤrliche Ei-
genſchafft deß Gegenhalls iſt/ und nicht zulaͤſſig
ſcheinet/ man nahe ſich dann zu dem Echo/ wel-
ches doch dieſes Ortes nicht zu vermuthen/ weil
in dem erſten Geſetz/ von den ſitzen gedacht wird.
Hierauf iſt zu antworten: Daß man zu weilen
das Haubt verwendet/ oder nicht allezeit gleich
laut ruffet/ in welchen Faͤllen ein Echo zwey und
dreyſylbig antworten kan/ nach dem ſich die
Stimme verſchlaͤgt und in ungleichen Linien
wiederſchallet. Beſihe die Philoſophiſchen und
Mathematiſchen Erquickſtunden IV. 20.

Dergleichen iſt auch zu leſen in den Lobgedichten
der Fromena/ welche der Hochgeborne und hoch-
begabte Herr/ Herꝛ von Stubenberg ꝛc. gluͤck-
ſeligſt gedolmetſchet.

Der Echo wird auch artlich angefuͤhret/ wañ
deſſelben Meldung beſchihet/ und etliche Woͤrter
ſolchen gleichſam vorſtellen/ als wann Kain
in der folgenden Geſchichtrede ſaget:

Jch
F v
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[89/0121] Von der Reimung. mit Gegenwart und Gegenwort: Ach komm Herr Jeſu/ (Offenb. 22. 20.) kommebald! Nun hoͤrt mein Hertz: Jch komme bald! Dergleichen iſt zu leſen in Trutz Nachtigall am 20. Blat. Hier koͤnte ein genauſichtiger Richter tadeln/ daß zu weilen viel zu weilen wenig Sylben wie- derholet werdẽ/ welches wieder die natuͤrliche Ei- genſchafft deß Gegenhalls iſt/ und nicht zulaͤſſig ſcheinet/ man nahe ſich dann zu dem Echo/ wel- ches doch dieſes Ortes nicht zu vermuthen/ weil in dem erſten Geſetz/ von den ſitzen gedacht wird. Hierauf iſt zu antworten: Daß man zu weilen das Haubt verwendet/ oder nicht allezeit gleich laut ruffet/ in welchen Faͤllen ein Echo zwey und dreyſylbig antworten kan/ nach dem ſich die Stimme verſchlaͤgt und in ungleichen Linien wiederſchallet. Beſihe die Philoſophiſchen und Mathematiſchen Erquickſtunden IV. 20. Dergleichen iſt auch zu leſen in den Lobgedichten der Fromena/ welche der Hochgeborne und hoch- begabte Herr/ Herꝛ von Stubenberg ꝛc. gluͤck- ſeligſt gedolmetſchet. Der Echo wird auch artlich angefuͤhret/ wañ deſſelben Meldung beſchihet/ und etliche Woͤrter ſolchen gleichſam vorſtellen/ als wann Kain in der folgenden Geſchichtrede ſaget: Jch F v

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/121>, abgerufen am 22.11.2024.