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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Anhang.
Meinung/ die noch nicht völlig angeführet ist;
wann nemlich eine Meinung unterschiedliche
Theil hat/ deren ieder mit seinem Zeitwort ge-
schlossen wird/ oder eine Ursach drauf folget/ also:
Jch ward gefragt/ wie viel ich Jahre auf
mir hätte? Jch antwortet: keine: dann/ sag-
te ich/ die ich gehabt/ habe ich nicht mehr;
die ich aber noch bekommen/ oder erleben
werde/ sind noch künftig und ungewiß:
gestalt mir und allen Menschen der Tod/
auf dem Fuß/ nachfolget.
I. dienet das
Dopelpünctlein eine hefftige Gemütsbewegung
aus zudrucken/ oder in einer Erzehlung/ die viel
Theile hat/ als: die Soldaten machen
aus Freunden Feinde: sie fluchen; weil
sie den Fluch mit sich bringen/ und ver-
flucht sind: sie sundigen/ und straffen der
Bösen Sünde. Das Haus/ welches sie
vor Kälte/ Regen und Schnee bedecket/
legen sie/ zur Danckbarkeit/ in die Aschen:
ihr Glück ist unser Unglück: sie sind die
Rute/ darmit Gott die bösen Kinder stäu-
pet/ und die er hernach auch in das Feu-
er wirfft.
III. dienet das Dopelpünctlein in
langen/ und weitläufftigen Gleichnissen/ also:
Wie das faule Holtz/ in der Finsterniß/
helle Stralen von sich wirfft/ daß man es

für
J ij

Anhang.
Meinung/ die noch nicht voͤllig angefuͤhret iſt;
wann nemlich eine Meinung unterſchiedliche
Theil hat/ deren ieder mit ſeinem Zeitwort ge-
ſchloſſen wird/ oder eine Urſach drauf folget/ alſo:
Jch ward gefragt/ wie viel ich Jahre auf
mir haͤtte? Jch antwortet: keine: dann/ ſag-
te ich/ die ich gehabt/ habe ich nicht mehr;
die ich aber noch bekommen/ oder erleben
werde/ ſind noch kuͤnftig und ungewiß:
geſtalt mir und allen Menſchen der Tod/
auf dem Fuß/ nachfolget.
I. dienet das
Dopelpuͤnctlein eine hefftige Gemuͤtsbewegung
aus zudrucken/ oder in einer Erzehlung/ die viel
Theile hat/ als: die Soldaten machen
aus Freunden Feinde: ſie fluchen; weil
ſie den Fluch mit ſich bringen/ und ver-
flucht ſind: ſie ſundigen/ und ſtraffen der
Boͤſen Suͤnde. Das Haus/ welches ſie
vor Kaͤlte/ Regen und Schnee bedecket/
legen ſie/ zur Danckbarkeit/ in die Aſchen:
ihr Gluͤck iſt unſer Ungluͤck: ſie ſind die
Rute/ darmit Gott die boͤſen Kinder ſtaͤu-
pet/ und die er hernach auch in das Feu-
er wirfft.
III. dienet das Dopelpuͤnctlein in
langen/ und weitlaͤufftigen Gleichniſſen/ alſo:
Wie das faule Holtz/ in der Finſterniß/
helle Stralen von ſich wirfft/ daß man es

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[135[131]/0149] Anhang. Meinung/ die noch nicht voͤllig angefuͤhret iſt; wann nemlich eine Meinung unterſchiedliche Theil hat/ deren ieder mit ſeinem Zeitwort ge- ſchloſſen wird/ oder eine Urſach drauf folget/ alſo: Jch ward gefragt/ wie viel ich Jahre auf mir haͤtte? Jch antwortet: keine: dann/ ſag- te ich/ die ich gehabt/ habe ich nicht mehr; die ich aber noch bekommen/ oder erleben werde/ ſind noch kuͤnftig und ungewiß: geſtalt mir und allen Menſchen der Tod/ auf dem Fuß/ nachfolget. I. dienet das Dopelpuͤnctlein eine hefftige Gemuͤtsbewegung aus zudrucken/ oder in einer Erzehlung/ die viel Theile hat/ als: die Soldaten machen aus Freunden Feinde: ſie fluchen; weil ſie den Fluch mit ſich bringen/ und ver- flucht ſind: ſie ſundigen/ und ſtraffen der Boͤſen Suͤnde. Das Haus/ welches ſie vor Kaͤlte/ Regen und Schnee bedecket/ legen ſie/ zur Danckbarkeit/ in die Aſchen: ihr Gluͤck iſt unſer Ungluͤck: ſie ſind die Rute/ darmit Gott die boͤſen Kinder ſtaͤu- pet/ und die er hernach auch in das Feu- er wirfft. III. dienet das Dopelpuͤnctlein in langen/ und weitlaͤufftigen Gleichniſſen/ alſo: Wie das faule Holtz/ in der Finſterniß/ helle Stralen von ſich wirfft/ daß man es fuͤr J ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 135[131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/149>, abgerufen am 22.11.2024.