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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Redlichkeit ist mein Kleid.
1.
WJe ruhig lebt ein Mensch/ der Redlichkeit ergeben/
Und der die gantze Zeit aufrichtig denckt zu leben?
Er sinnt nicht auf Betrug/ pflegt sich nicht zu verstellen/
Quält auch nicht seinen Sinn deß Nächsten Glück zu fällen.
Er lebet wolvergnügt/
Mit dem/ wie GOtt es fügt/
Und hofft/ was der beschert/
Das bleib ihm ungewehrt.
2.
Er täuschet Niemand nicht/ und lässet Jeden gehen/
Sein Augen nur auf sich/ und nicht auf andre sehen.
Er fraget nichts darnach/ ob hier und dort in Ecken
Bald zwey/ bald drey/ und mehr die Köpff zusammen stecken.
Und um die Leute sich
Bekümmern ängstiglich.
Er ist stäts wolgemuth/
Weil er nichts unrecht thut.
3.
Es kräncket ihn nicht sehr/ ob der den Hut nicht ziehet/
Ob Jener sauer sieht/ ob dieser ihn gar fliehet.
Die Freundschafft liebt er zwar/ und pflegt sie treu zu halten/
Verachtet Niemand nicht/ ehrt wol-verdiente Alten.
Sein Wort ist Ja und Nein/
Ohn allen falschen Schein/
Und wer dem nicht wil gläub'n/
Der laß es immer bleib'n.
4.
Drey gute Freunde sind/ GOtt und ein gut Gewissen/
Ein redliches Gemüth/ so Tugend ist beflissen/
Wer die vertrauet hat/ darff kein Unglück nicht scheuen/
Es mag die Falschheit auch das ärgste Unkraut streuen.
Und böse Boltzen dreh'n/
Er wird stäts wol besteh'n/
Und seine Lust noch seh'n
An ihrem Untergeh'n.
5.
Diß ist nun auch mein Trost/ drauf wil ich mich verlassen/
Und allen falschen Schein von Hertzen feindlich hassen.
Es
Romans II. Buch.
Redlichkeit iſt mein Kleid.
1.
WJe ruhig lebt ein Menſch/ der Redlichkeit ergeben/
Und der die gantze Zeit aufrichtig denckt zu leben?
Er ſinnt nicht auf Betrug/ pflegt ſich nicht zu verſtellen/
Quaͤlt auch nicht ſeinen Sinn deß Naͤchſten Gluͤck zu faͤllen.
Er lebet wolvergnuͤgt/
Mit dem/ wie GOtt es fuͤgt/
Und hofft/ was der beſchert/
Das bleib ihm ungewehrt.
2.
Er taͤuſchet Niemand nicht/ und laͤſſet Jeden gehen/
Sein Augen nur auf ſich/ und nicht auf andre ſehen.
Er fraget nichts darnach/ ob hier und dort in Ecken
Bald zwey/ bald drey/ und mehr die Koͤpff zuſammen ſtecken.
Und um die Leute ſich
Bekuͤmmern aͤngſtiglich.
Er iſt ſtaͤts wolgemuth/
Weil er nichts unrecht thut.
3.
Es kraͤncket ihn nicht ſehr/ ob der den Hut nicht ziehet/
Ob Jener ſauer ſieht/ ob dieſer ihn gar fliehet.
Die Freundſchafft liebt er zwar/ und pflegt ſie treu zu halten/
Verachtet Niemand nicht/ ehrt wol-verdiente Alten.
Sein Wort iſt Ja und Nein/
Ohn allen falſchen Schein/
Und wer dem nicht wil glaͤub’n/
Der laß es immer bleib’n.
4.
Drey gute Freunde ſind/ GOtt und ein gut Gewiſſen/
Ein redliches Gemuͤth/ ſo Tugend iſt befliſſen/
Wer die vertrauet hat/ darff kein Ungluͤck nicht ſcheuen/
Es mag die Falſchheit auch das aͤrgſte Unkraut ſtreuen.
Und boͤſe Boltzen dreh’n/
Er wird ſtaͤts wol beſteh’n/
Und ſeine Luſt noch ſeh’n
An ihrem Untergeh’n.
5.
Diß iſt nun auch mein Troſt/ drauf wil ich mich verlaſſen/
Und allen falſchen Schein von Hertzen feindlich haſſen.
Es
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[973/0993] Romans II. Buch. Redlichkeit iſt mein Kleid. 1. WJe ruhig lebt ein Menſch/ der Redlichkeit ergeben/ Und der die gantze Zeit aufrichtig denckt zu leben? Er ſinnt nicht auf Betrug/ pflegt ſich nicht zu verſtellen/ Quaͤlt auch nicht ſeinen Sinn deß Naͤchſten Gluͤck zu faͤllen. Er lebet wolvergnuͤgt/ Mit dem/ wie GOtt es fuͤgt/ Und hofft/ was der beſchert/ Das bleib ihm ungewehrt. 2. Er taͤuſchet Niemand nicht/ und laͤſſet Jeden gehen/ Sein Augen nur auf ſich/ und nicht auf andre ſehen. Er fraget nichts darnach/ ob hier und dort in Ecken Bald zwey/ bald drey/ und mehr die Koͤpff zuſammen ſtecken. Und um die Leute ſich Bekuͤmmern aͤngſtiglich. Er iſt ſtaͤts wolgemuth/ Weil er nichts unrecht thut. 3. Es kraͤncket ihn nicht ſehr/ ob der den Hut nicht ziehet/ Ob Jener ſauer ſieht/ ob dieſer ihn gar fliehet. Die Freundſchafft liebt er zwar/ und pflegt ſie treu zu halten/ Verachtet Niemand nicht/ ehrt wol-verdiente Alten. Sein Wort iſt Ja und Nein/ Ohn allen falſchen Schein/ Und wer dem nicht wil glaͤub’n/ Der laß es immer bleib’n. 4. Drey gute Freunde ſind/ GOtt und ein gut Gewiſſen/ Ein redliches Gemuͤth/ ſo Tugend iſt befliſſen/ Wer die vertrauet hat/ darff kein Ungluͤck nicht ſcheuen/ Es mag die Falſchheit auch das aͤrgſte Unkraut ſtreuen. Und boͤſe Boltzen dreh’n/ Er wird ſtaͤts wol beſteh’n/ Und ſeine Luſt noch ſeh’n An ihrem Untergeh’n. 5. Diß iſt nun auch mein Troſt/ drauf wil ich mich verlaſſen/ Und allen falſchen Schein von Hertzen feindlich haſſen. Es

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 973. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/993>, abgerufen am 23.11.2024.