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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
hielte es auf den Studenten-Gelachen also/ daß der
Jenige/ so in einem Gelach 50. Pfeiffen außrauchen
kunte/ Magister, der 80. ein Licentiat, und welcher 100.
außdampffen kunte/ ein Doctor, aber alles von der Ta-
backs-Wissenschafft zu verstehen/ genennet ward.
Endlich kamen die Karten herfür/ darinn man/ um
die Zeit vollends zu passiren/ ein wenig spielete/ aber
es wäre bald darüber zu neuen Händeln kommen/ da-
hero wurden sie abgeschafft/ und nachdem der gröste
Theil der Nacht verflossen/ gieng ein Jeder wieder
seines Weges. Marniz erwoge am folgenden Tag
alles das Jenige/ was bey diesem Studenten-
Schmauß fürgefallen/ da er dann seine besondere
Speculationes über hatte. Als sie in der Nacht her-
nach/ nach gehaltener Mahlzeit/ eben am Fenster
stunden/ höreten sie eine anmuthige Music, und als
man im Hauß forschete/ was solches bedeute/ beka-
men sie Bericht/ daß dorten eine galante Jungfrau
wohnete/ um deren Gunst sich mancher ehrlicher
Student bewürbe/ dahero sie schier allen Abend mit
einer angenehmen Music heimgesuchet würde. Ve-
nereus
war bald auf seinen Beinen/ er stellete sich mit
ein/ und gleich wie er eine gute Stimme hatte/ also
sunge er auch wacker darunter/ und war zu allem
Glück keiner/ der ihm etwas sagen durffte/ dann sie
meydeten die Feindschafft Klingenfelds/ in dessen
Compagnie sie ihn gesehen hatten. Als die Music voll-
endet/ und die andern fortgangen waren/ wuste er es
dahin zu bringen/ daß er ins Hauß zu der Jungfrau
kam/ und die gantze Nacht seine Freude mit ihr hatte.
Früh Morgens kam er wieder nach Hauß/ und erzeh-
lete/ was er für eine schöne Nacht gehabt/ dessen sich
dann Marniz abermahl verwunderte/ als der je länger
je mehr hinter die Studenten-Streiche kam. Um den

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Romans II. Buch.
hielte es auf den Studenten-Gelachen alſo/ daß der
Jenige/ ſo in einem Gelach 50. Pfeiffen außrauchen
kunte/ Magiſter, der 80. ein Licentiat, und welcher 100.
außdampffen kunte/ ein Doctor, aber alles von der Ta-
backs-Wiſſenſchafft zu verſtehen/ genennet ward.
Endlich kamen die Karten herfuͤr/ darinn man/ um
die Zeit vollends zu paſſiren/ ein wenig ſpielete/ aber
es waͤre bald daruͤber zu neuen Haͤndeln kommen/ da-
hero wurden ſie abgeſchafft/ und nachdem der groͤſte
Theil der Nacht verfloſſen/ gieng ein Jeder wieder
ſeines Weges. Marniz erwoge am folgenden Tag
alles das Jenige/ was bey dieſem Studenten-
Schmauß fuͤrgefallen/ da er dann ſeine beſondere
Speculationes uͤber hatte. Als ſie in der Nacht her-
nach/ nach gehaltener Mahlzeit/ eben am Fenſter
ſtunden/ hoͤreten ſie eine anmuthige Muſic, und als
man im Hauß forſchete/ was ſolches bedeute/ beka-
men ſie Bericht/ daß dorten eine galante Jungfrau
wohnete/ um deren Gunſt ſich mancher ehrlicher
Student bewuͤrbe/ dahero ſie ſchier allen Abend mit
einer angenehmen Muſic heimgeſuchet wuͤrde. Ve-
nereus
war bald auf ſeinen Beinen/ er ſtellete ſich mit
ein/ und gleich wie er eine gute Stimme hatte/ alſo
ſunge er auch wacker darunter/ und war zu allem
Gluͤck keiner/ der ihm etwas ſagen durffte/ dann ſie
meydeten die Feindſchafft Klingenfelds/ in deſſen
Compagnie ſie ihn geſehen hatten. Als die Muſic voll-
endet/ und die andern fortgangen waren/ wuſte er es
dahin zu bringen/ daß er ins Hauß zu der Jungfrau
kam/ und die gantze Nacht ſeine Freude mit ihr hatte.
Fruͤh Morgens kam er wieder nach Hauß/ und erzeh-
lete/ was er fuͤr eine ſchoͤne Nacht gehabt/ deſſen ſich
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je mehr hinter die Studenten-Streiche kam. Um den

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[963/0983] Romans II. Buch. hielte es auf den Studenten-Gelachen alſo/ daß der Jenige/ ſo in einem Gelach 50. Pfeiffen außrauchen kunte/ Magiſter, der 80. ein Licentiat, und welcher 100. außdampffen kunte/ ein Doctor, aber alles von der Ta- backs-Wiſſenſchafft zu verſtehen/ genennet ward. Endlich kamen die Karten herfuͤr/ darinn man/ um die Zeit vollends zu paſſiren/ ein wenig ſpielete/ aber es waͤre bald daruͤber zu neuen Haͤndeln kommen/ da- hero wurden ſie abgeſchafft/ und nachdem der groͤſte Theil der Nacht verfloſſen/ gieng ein Jeder wieder ſeines Weges. Marniz erwoge am folgenden Tag alles das Jenige/ was bey dieſem Studenten- Schmauß fuͤrgefallen/ da er dann ſeine beſondere Speculationes uͤber hatte. Als ſie in der Nacht her- nach/ nach gehaltener Mahlzeit/ eben am Fenſter ſtunden/ hoͤreten ſie eine anmuthige Muſic, und als man im Hauß forſchete/ was ſolches bedeute/ beka- men ſie Bericht/ daß dorten eine galante Jungfrau wohnete/ um deren Gunſt ſich mancher ehrlicher Student bewuͤrbe/ dahero ſie ſchier allen Abend mit einer angenehmen Muſic heimgeſuchet wuͤrde. Ve- nereus war bald auf ſeinen Beinen/ er ſtellete ſich mit ein/ und gleich wie er eine gute Stimme hatte/ alſo ſunge er auch wacker darunter/ und war zu allem Gluͤck keiner/ der ihm etwas ſagen durffte/ dann ſie meydeten die Feindſchafft Klingenfelds/ in deſſen Compagnie ſie ihn geſehen hatten. Als die Muſic voll- endet/ und die andern fortgangen waren/ wuſte er es dahin zu bringen/ daß er ins Hauß zu der Jungfrau kam/ und die gantze Nacht ſeine Freude mit ihr hatte. Fruͤh Morgens kam er wieder nach Hauß/ und erzeh- lete/ was er fuͤr eine ſchoͤne Nacht gehabt/ deſſen ſich dañ Marniz abermahl verwunderte/ als der je laͤnger je mehr hinter die Studenten-Streiche kam. Um den Mit- P p p 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 963. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/983>, abgerufen am 23.11.2024.