Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
Wetter/ welches zwar jähling grossen Schaden thut/
jeooch nicht leichtlich über etliche Stunden dauret.
Der Gottlose ist wie ein Wetter/ das überhingehet/
und nicht mehr ist. Sprüch-W. X, 25. conf. Prov.
XIV, 11. Ps. 37, 9. Camer. Cent. II. Embl. 51. Cent. 4.
Embl.
24. Dann ist auch zu beobachten/ daß die Ty-
rannische Regenten ein übel-riechend Gedächtnüß
nach sich lassen/ welches Plinius in Paneg. Troj. erin-
nert/ wann er sagt: Principum funestorum manes &
posterorum execrationibus nunquam conquiescunt.

Und wie Sidonius Apollinaris libr. 5. Ep. 8. pag. 110.
schreibet: Improborum probra aeque ac praeconia bo-
norum immortalia manent:
Der Bösen Schande
ist so wol/ als das Lob der Frommen unsterblich.

Unter diesem Discurs kamen sie mit einander zu
der Stadt Basel/ allwo der Fuhrmann im Thor also-
bald forschete/ ob nicht ein junger schwartzer Mensch
in rothen Hosen und einem schwartzen Rock mit ei-
nem braunen Roß kürtzlich herein geritten wäre?
Die Wacht ertheilete ihm guten Bescheid/ daß nem-
lich dieser Mensch vor einer Viertel-Stunde erst ein-
gezogen wäre/ und würde man ihn in der Stadt
leichtlich außforschen können. Sie fuhren also mit
einander in die Stadt zu einer bequemen Herberge/
und so bald die Gesellschafft ins Haußgetretten/ der
Fuhrmann auch die Pferde in den Stall gezogen
hatte/ gieng er auß/ nach einem andern Wirthshauß/
das ihm bekandt ward/ da fand er den Troll im Hof
stehen der bey nahe alle seine Kleider außgezogen hat-
te/ und bey einem Ziehe-Brunnen/ seinen vom Pferd-
Koth verunsauberten Busen abwischete. Dieser er-
schrack von Hertzen/ als er den Fuhrmann also un-
versehens herzu tretten sahe retirirte sich demnach zu
seinem Silber-Pferd in den Stall/ und verriegelte

denselben

Romans II. Buch.
Wetter/ welches zwar jaͤhling groſſen Schaden thut/
jeooch nicht leichtlich uͤber etliche Stunden dauret.
Der Gottloſe iſt wie ein Wetter/ das uͤberhingehet/
und nicht mehr iſt. Spruͤch-W. X, 25. conf. Prov.
XIV, 11. Pſ. 37, 9. Camer. Cent. II. Embl. 51. Cent. 4.
Embl.
24. Dann iſt auch zu beobachten/ daß die Ty-
ranniſche Regenten ein uͤbel-riechend Gedaͤchtnuͤß
nach ſich laſſen/ welches Plinius in Paneg. Troj. erin-
nert/ wann er ſagt: Principum funeſtorum manes &
poſterorum execrationibus nunquam conquieſcunt.

Und wie Sidonius Apollinaris libr. 5. Ep. 8. pag. 110.
ſchreibet: Improborum probra æque ac præconia bo-
norum immortalia manent:
Der Boͤſen Schande
iſt ſo wol/ als das Lob der Frommen unſterblich.

Unter dieſem Diſcurs kamen ſie mit einander zu
der Stadt Baſel/ allwo der Fuhrmañ im Thor alſo-
bald forſchete/ ob nicht ein junger ſchwartzer Menſch
in rothen Hoſen und einem ſchwartzen Rock mit ei-
nem braunen Roß kuͤrtzlich herein geritten waͤre?
Die Wacht ertheilete ihm guten Beſcheid/ daß nem-
lich dieſer Menſch vor einer Viertel-Stunde erſt ein-
gezogen waͤre/ und wuͤrde man ihn in der Stadt
leichtlich außforſchen koͤnnen. Sie fuhren alſo mit
einander in die Stadt zu einer bequemen Herberge/
und ſo bald die Geſellſchafft ins Haußgetretten/ der
Fuhrmann auch die Pferde in den Stall gezogen
hatte/ gieng er auß/ nach einem andern Wirthshauß/
das ihm bekandt ward/ da fand er den Troll im Hof
ſtehen der bey nahe alle ſeine Kleider außgezogen hat-
te/ und bey einem Ziehe-Brunnen/ ſeinen vom Pferd-
Koth verunſauberten Buſen abwiſchete. Dieſer er-
ſchrack von Hertzen/ als er den Fuhrmann alſo un-
verſehens herzu tretten ſahe retirirte ſich demnach zu
ſeinem Silber-Pferd in den Stall/ und verriegelte

denſelben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0963" n="943"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Wetter/ welches zwar ja&#x0364;hling gro&#x017F;&#x017F;en Schaden thut/<lb/>
jeooch nicht leichtlich u&#x0364;ber etliche Stunden dauret.<lb/>
Der Gottlo&#x017F;e i&#x017F;t wie ein Wetter/ das u&#x0364;berhingehet/<lb/>
und nicht mehr i&#x017F;t. Spru&#x0364;ch-W. <hi rendition="#aq">X, 25. conf. Prov.<lb/>
XIV, 11. P&#x017F;. 37, 9. Camer. Cent. II. Embl. 51. Cent. 4.<lb/>
Embl.</hi> 24. Dann i&#x017F;t auch zu beobachten/ daß die Ty-<lb/>
ranni&#x017F;che Regenten ein u&#x0364;bel-riechend Geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß<lb/>
nach &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en/ welches <hi rendition="#aq">Plinius in Paneg. Troj.</hi> erin-<lb/>
nert/ wann er &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Principum fune&#x017F;torum manes &amp;<lb/>
po&#x017F;terorum execrationibus nunquam conquie&#x017F;cunt.</hi><lb/>
Und wie <hi rendition="#aq">Sidonius Apollinaris libr. 5. Ep. 8. pag.</hi> 110.<lb/>
&#x017F;chreibet: <hi rendition="#aq">Improborum probra æque ac præconia bo-<lb/>
norum immortalia manent:</hi> Der Bo&#x0364;&#x017F;en Schande<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o wol/ als das Lob der Frommen un&#x017F;terblich.</p><lb/>
          <p>Unter die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> kamen &#x017F;ie mit einander zu<lb/>
der Stadt Ba&#x017F;el/ allwo der Fuhrmañ im Thor al&#x017F;o-<lb/>
bald for&#x017F;chete/ ob nicht ein junger &#x017F;chwartzer Men&#x017F;ch<lb/>
in rothen Ho&#x017F;en und einem &#x017F;chwartzen Rock mit ei-<lb/>
nem braunen Roß ku&#x0364;rtzlich herein geritten wa&#x0364;re?<lb/>
Die Wacht ertheilete ihm guten Be&#x017F;cheid/ daß nem-<lb/>
lich die&#x017F;er Men&#x017F;ch vor einer Viertel-Stunde er&#x017F;t ein-<lb/>
gezogen wa&#x0364;re/ und wu&#x0364;rde man ihn in der Stadt<lb/>
leichtlich außfor&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Sie fuhren al&#x017F;o mit<lb/>
einander in die Stadt zu einer bequemen Herberge/<lb/>
und &#x017F;o bald die Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft ins Haußgetretten/ der<lb/>
Fuhrmann auch die Pferde in den Stall gezogen<lb/>
hatte/ gieng er auß/ nach einem andern Wirthshauß/<lb/>
das ihm bekandt ward/ da fand er den Troll im Hof<lb/>
&#x017F;tehen der bey nahe alle &#x017F;eine Kleider außgezogen hat-<lb/>
te/ und bey einem Ziehe-Brunnen/ &#x017F;einen vom Pferd-<lb/>
Koth verun&#x017F;auberten Bu&#x017F;en abwi&#x017F;chete. Die&#x017F;er er-<lb/>
&#x017F;chrack von Hertzen/ als er den Fuhrmann al&#x017F;o un-<lb/>
ver&#x017F;ehens herzu tretten &#x017F;ahe <hi rendition="#aq">retiri</hi>rte &#x017F;ich demnach zu<lb/>
&#x017F;einem Silber-Pferd in den Stall/ und verriegelte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den&#x017F;elben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[943/0963] Romans II. Buch. Wetter/ welches zwar jaͤhling groſſen Schaden thut/ jeooch nicht leichtlich uͤber etliche Stunden dauret. Der Gottloſe iſt wie ein Wetter/ das uͤberhingehet/ und nicht mehr iſt. Spruͤch-W. X, 25. conf. Prov. XIV, 11. Pſ. 37, 9. Camer. Cent. II. Embl. 51. Cent. 4. Embl. 24. Dann iſt auch zu beobachten/ daß die Ty- ranniſche Regenten ein uͤbel-riechend Gedaͤchtnuͤß nach ſich laſſen/ welches Plinius in Paneg. Troj. erin- nert/ wann er ſagt: Principum funeſtorum manes & poſterorum execrationibus nunquam conquieſcunt. Und wie Sidonius Apollinaris libr. 5. Ep. 8. pag. 110. ſchreibet: Improborum probra æque ac præconia bo- norum immortalia manent: Der Boͤſen Schande iſt ſo wol/ als das Lob der Frommen unſterblich. Unter dieſem Diſcurs kamen ſie mit einander zu der Stadt Baſel/ allwo der Fuhrmañ im Thor alſo- bald forſchete/ ob nicht ein junger ſchwartzer Menſch in rothen Hoſen und einem ſchwartzen Rock mit ei- nem braunen Roß kuͤrtzlich herein geritten waͤre? Die Wacht ertheilete ihm guten Beſcheid/ daß nem- lich dieſer Menſch vor einer Viertel-Stunde erſt ein- gezogen waͤre/ und wuͤrde man ihn in der Stadt leichtlich außforſchen koͤnnen. Sie fuhren alſo mit einander in die Stadt zu einer bequemen Herberge/ und ſo bald die Geſellſchafft ins Haußgetretten/ der Fuhrmann auch die Pferde in den Stall gezogen hatte/ gieng er auß/ nach einem andern Wirthshauß/ das ihm bekandt ward/ da fand er den Troll im Hof ſtehen der bey nahe alle ſeine Kleider außgezogen hat- te/ und bey einem Ziehe-Brunnen/ ſeinen vom Pferd- Koth verunſauberten Buſen abwiſchete. Dieſer er- ſchrack von Hertzen/ als er den Fuhrmann alſo un- verſehens herzu tretten ſahe retirirte ſich demnach zu ſeinem Silber-Pferd in den Stall/ und verriegelte denſelben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/963
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/963>, abgerufen am 23.11.2024.