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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
drückliche Meldung derer zu seiner Zeit/ gleichsam als
danckbare Gäste/ sich auch der Herberge bedancken.
Und wäre diß ein seltzamer Handel/ daß/ wann/ zum
Exempel/ heutiges Tages etwas Curieuses von ei-
nem erfahrnen Chymico, Medico, oder Mathematico,
erfunden/ Morgens darauf pro Memoria zu Papier
gebracht/ und übermorgen irgend von einem andern
getreuen Admiratore und Schüler der Natur/ auß
Liebe/ seinem Nächsten ferner darmit zu dienen/ in
öffentlichen Schrifften citiret worden/ die Güte der
Sache deßwegen von ihrem natürlichem Werth was
verlieren solte/ weil sie endlich ad Literas deduciret/
welches Urtheil mir eben so raisonabel vorkommet/
als wann etliche Musicanten/ (welches Laster über
alle Massen gemein/) vor sich kriegende ein altes
(bißweilen mit 2. 4. und 8. Tactigen Noten unter-
mengetes/) Stück/ so zwar nach allen Regeln der
Composition in gute Harmonie gesetzet/ ja/ wegen
beywohnender Majestät und vermischeter Lieblichkeit
einmahl von den besten Meistern beliebet worden/
auch biß dato keiner Imperfection auß rechtschaffe-
nem Grund der Music und Judicio Aurium, überfüh-
ret werden kan/ selbiges dannoch unter die Banck
und an die Seite schmeissen/ weil es nicht mehr neu/
sagende: O/ das ist was Altes! Und solchen vielmehr
die heutiges Tages gleichsam auf kupffernen Roll-
Wagen von rauhen Stein-Hauffen/ durch Antrieb
eines Pritschmeisters herab klappernde/ mit doppelt-
und dreyfach-geschwäntzten Noten/ als mit so viel
schwartzen Larven vermummerte/ nach dem Frantzösi-
schen geschwinden Tact lauffende/ ja hefftig-abstür-
tzende Satyrische Ballette, contrapunctirte Couranten/
kurtz-abschnappende Sarabanden/ hochlautend- und
dem Ohr bißweilen weh-thuende Ritornellen/ schnell-

flüssige

Deß Academiſchen
druͤckliche Meldung derer zu ſeiner Zeit/ gleichſam als
danckbare Gaͤſte/ ſich auch der Herberge bedancken.
Und waͤre diß ein ſeltzamer Handel/ daß/ wann/ zum
Exempel/ heutiges Tages etwas Curieuſes von ei-
nem erfahrnen Chymico, Medico, oder Mathematico,
erfunden/ Morgens darauf pro Memoriâ zu Papier
gebracht/ und uͤbermorgen irgend von einem andern
getreuen Admiratore und Schuͤler der Natur/ auß
Liebe/ ſeinem Naͤchſten ferner darmit zu dienen/ in
oͤffentlichen Schrifften citiret worden/ die Guͤte der
Sache deßwegen von ihrem natuͤrlichem Werth was
verlieren ſolte/ weil ſie endlich ad Literas deduciret/
welches Urtheil mir eben ſo raiſonabel vorkommet/
als wann etliche Muſicanten/ (welches Laſter uͤber
alle Maſſen gemein/) vor ſich kriegende ein altes
(bißweilen mit 2. 4. und 8. Tactigen Noten unter-
mengetes/) Stuͤck/ ſo zwar nach allen Regeln der
Compoſition in gute Harmonie geſetzet/ ja/ wegen
beywohnender Majeſtaͤt und vermiſcheter Lieblichkeit
einmahl von den beſten Meiſtern beliebet worden/
auch biß dato keiner Imperfection auß rechtſchaffe-
nem Grund der Muſic und Judicio Aurium, uͤberfuͤh-
ret werden kan/ ſelbiges dannoch unter die Banck
und an die Seite ſchmeiſſen/ weil es nicht mehr neu/
ſagende: O/ das iſt was Altes! Und ſolchen vielmehr
die heutiges Tages gleichſam auf kupffernen Roll-
Wagen von rauhen Stein-Hauffen/ durch Antrieb
eines Pritſchmeiſters herab klappernde/ mit doppelt-
und dreyfach-geſchwaͤntzten Noten/ als mit ſo viel
ſchwartzen Larven vermummerte/ nach dem Frantzoͤſi-
ſchen geſchwinden Tact lauffende/ ja hefftig-abſtuͤr-
tzende Satyriſche Ballette, contrapunctirte Couranten/
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[80/0090] Deß Academiſchen druͤckliche Meldung derer zu ſeiner Zeit/ gleichſam als danckbare Gaͤſte/ ſich auch der Herberge bedancken. Und waͤre diß ein ſeltzamer Handel/ daß/ wann/ zum Exempel/ heutiges Tages etwas Curieuſes von ei- nem erfahrnen Chymico, Medico, oder Mathematico, erfunden/ Morgens darauf pro Memoriâ zu Papier gebracht/ und uͤbermorgen irgend von einem andern getreuen Admiratore und Schuͤler der Natur/ auß Liebe/ ſeinem Naͤchſten ferner darmit zu dienen/ in oͤffentlichen Schrifften citiret worden/ die Guͤte der Sache deßwegen von ihrem natuͤrlichem Werth was verlieren ſolte/ weil ſie endlich ad Literas deduciret/ welches Urtheil mir eben ſo raiſonabel vorkommet/ als wann etliche Muſicanten/ (welches Laſter uͤber alle Maſſen gemein/) vor ſich kriegende ein altes (bißweilen mit 2. 4. und 8. Tactigen Noten unter- mengetes/) Stuͤck/ ſo zwar nach allen Regeln der Compoſition in gute Harmonie geſetzet/ ja/ wegen beywohnender Majeſtaͤt und vermiſcheter Lieblichkeit einmahl von den beſten Meiſtern beliebet worden/ auch biß dato keiner Imperfection auß rechtſchaffe- nem Grund der Muſic und Judicio Aurium, uͤberfuͤh- ret werden kan/ ſelbiges dannoch unter die Banck und an die Seite ſchmeiſſen/ weil es nicht mehr neu/ ſagende: O/ das iſt was Altes! Und ſolchen vielmehr die heutiges Tages gleichſam auf kupffernen Roll- Wagen von rauhen Stein-Hauffen/ durch Antrieb eines Pritſchmeiſters herab klappernde/ mit doppelt- und dreyfach-geſchwaͤntzten Noten/ als mit ſo viel ſchwartzen Larven vermummerte/ nach dem Frantzoͤſi- ſchen geſchwinden Tact lauffende/ ja hefftig-abſtuͤr- tzende Satyriſche Ballette, contrapunctirte Couranten/ kurtz-abſchnappende Sarabanden/ hochlautend- und dem Ohr bißweilen weh-thuende Ritornellen/ ſchnell- fluͤſſige

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/90>, abgerufen am 24.11.2024.