Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. dergleichen Candidatis heut zu Tage nicht sondersviel überlauffen: Der unterste Gradus von allen Ge- lehrten ist der Baccalaureus, von dessen Namens Ur- sprung verschiedene Meynungen sind. Es ist aber der Jenige ein Baccalaureus, der in den niedrigen Wissen- schafften sich geübet/ und darüber von der Academie ein offentliches Zeugnüß sich erworben hat. Doch wird dieser Gradus heute auf den Universitäten nicht sonders mehr geachtet/ und wann man die/ so in der Communität zu Jena leben/ nicht darzu anhielte/ würde ihn keiner verlangen; Daselbst heist man die Baccalaureos Schaf-Käse/ weil einer dem Decano Philosophiae etliche Schaf-Käse verehret/ damit er bey seiner Promotion über seine Mitgraduirten stehen möchte. Man findet aber einen Unterschied unter den Baccalaureis, und kan jetztbesagte Description auf ei- nen Jenischen gezogen werden/ als woselbst man nur Baccalaureos Philosophiae findet/ auf andern Uni- versitäten/ die älter sind/ hat man auch Baccalaureos Juris und Theologiae. Unter den Catholischen findet man Baccalaureos Formatos, Baccalaureos Sententia- rios, und Baccalaureos Biblicos. Contzen. lib. 4. Poli- tic. c. 16. §. 4. p. 228. Ob aber gleich der Baccalauri- sche Gradus an ihm selber in schlechter Achtung jetzo ist/ so muß man doch bekennen/ daß ein Baccalaureus in den Rechten einem Doctori oder Magistro Artium fürgehet. Jn Thüringen hat man die Constitution Johann Friderichs und Johann Wilhelms/ Her- tzogen von Sachsen/ darinn diese Worte zu lesen: Daß man in diesem Fürstenthum keinen zum Schul- oder Kirchen-Dienst/ deßgleichen auch zum Statt- schreibers-Dienst brauchen wird/ er habe dann aufs wenigste Gradum Baccalaureataus hier (zu Jena/) oder auf einer andern Universität erlanget. Der J i i 2
Romans II. Buch. dergleichen Candidatis heut zu Tage nicht ſondersviel uͤberlauffen: Der unterſte Gradus von allen Ge- lehrten iſt der Baccalaureus, von deſſen Namens Ur- ſprung verſchiedene Meynungen ſind. Es iſt aber der Jenige ein Baccalaureus, der in den niedrigen Wiſſen- ſchafften ſich geuͤbet/ und daruͤber von der Academie ein offentliches Zeugnuͤß ſich erworben hat. Doch wird dieſer Gradus heute auf den Univerſitaͤten nicht ſonders mehr geachtet/ und wann man die/ ſo in der Communitaͤt zu Jena leben/ nicht darzu anhielte/ wuͤrde ihn keiner verlangen; Daſelbſt heiſt man die Baccalaureos Schaf-Kaͤſe/ weil einer dem Decano Philoſophiæ etliche Schaf-Kaͤſe verehret/ damit er bey ſeiner Promotion uͤber ſeine Mitgraduirten ſtehen moͤchte. Man findet aber einen Unterſchied unter den Baccalaureis, und kan jetztbeſagte Deſcription auf ei- nen Jeniſchen gezogen werden/ als woſelbſt man nur Baccalaureos Philoſophiæ findet/ auf andern Uni- verſitaͤten/ die aͤlter ſind/ hat man auch Baccalaureos Juris und Theologiæ. Unter den Catholiſchen findet man Baccalaureos Formatos, Baccalaureos Sententia- rios, und Baccalaureos Biblicos. Contzen. lib. 4. Poli- tic. c. 16. §. 4. p. 228. Ob aber gleich der Baccalauri- ſche Gradus an ihm ſelber in ſchlechter Achtung jetzo iſt/ ſo muß man doch bekennen/ daß ein Baccalaureus in den Rechten einem Doctori oder Magiſtro Artium fuͤrgehet. Jn Thuͤringen hat man die Conſtitution Johann Friderichs und Johann Wilhelms/ Her- tzogen von Sachſen/ darinn dieſe Worte zu leſen: Daß man in dieſem Fuͤrſtenthum keinen zum Schul- oder Kirchen-Dienſt/ deßgleichen auch zum Statt- ſchreibers-Dienſt brauchen wird/ er habe dann aufs wenigſte Gradum Baccalaureatûs hier (zu Jena/) oder auf einer andern Univerſitaͤt erlanget. Der J i i 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0887" n="867"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/> dergleichen <hi rendition="#aq">Candidatis</hi> heut zu Tage nicht ſonders<lb/> viel uͤberlauffen: Der unterſte <hi rendition="#aq">Gradus</hi> von allen Ge-<lb/> lehrten iſt der <hi rendition="#aq">Baccalaureus,</hi> von deſſen Namens Ur-<lb/> ſprung verſchiedene Meynungen ſind. Es iſt aber der<lb/> Jenige ein <hi rendition="#aq">Baccalaureus,</hi> der in den niedrigen Wiſſen-<lb/> ſchafften ſich geuͤbet/ und daruͤber von der <hi rendition="#aq">Academie</hi><lb/> ein offentliches Zeugnuͤß ſich erworben hat. Doch<lb/> wird dieſer <hi rendition="#aq">Gradus</hi> heute auf den <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten nicht<lb/> ſonders mehr geachtet/ und wann man die/ ſo in der<lb/><hi rendition="#aq">Communit</hi>aͤt zu Jena leben/ nicht darzu anhielte/<lb/> wuͤrde ihn keiner verlangen; Daſelbſt heiſt man die<lb/><hi rendition="#aq">Baccalaureos</hi> Schaf-Kaͤſe/ weil einer dem <hi rendition="#aq">Decano<lb/> Philoſophiæ</hi> etliche Schaf-Kaͤſe verehret/ damit er<lb/> bey ſeiner <hi rendition="#aq">Promotion</hi> uͤber ſeine Mit<hi rendition="#aq">gradui</hi>rten ſtehen<lb/> moͤchte. Man findet aber einen Unterſchied unter den<lb/><hi rendition="#aq">Baccalaureis,</hi> und kan jetztbeſagte <hi rendition="#aq">Deſcription</hi> auf ei-<lb/> nen Jeniſchen gezogen werden/ als woſelbſt man nur<lb/><hi rendition="#aq">Baccalaureos Philoſophiæ</hi> findet/ auf andern <hi rendition="#aq">Uni-<lb/> verſit</hi>aͤten/ die aͤlter ſind/ hat man auch <hi rendition="#aq">Baccalaureos<lb/> Juris</hi> und <hi rendition="#aq">Theologiæ.</hi> Unter den Catholiſchen findet<lb/> man <hi rendition="#aq">Baccalaureos Formatos, Baccalaureos Sententia-<lb/> rios,</hi> und <hi rendition="#aq">Baccalaureos Biblicos. Contzen. lib. 4. Poli-<lb/> tic. c. 16. §. 4. p.</hi> 228. Ob aber gleich der <hi rendition="#aq">Baccalauri-</hi><lb/> ſche <hi rendition="#aq">Gradus</hi> an ihm ſelber in ſchlechter Achtung jetzo<lb/> iſt/ ſo muß man doch bekennen/ daß ein <hi rendition="#aq">Baccalaureus</hi><lb/> in den Rechten einem <hi rendition="#aq">Doctori</hi> oder <hi rendition="#aq">Magiſtro Artium</hi><lb/> fuͤrgehet. Jn Thuͤringen hat man die <hi rendition="#aq">Conſtitution</hi><lb/> Johann Friderichs und Johann Wilhelms/ Her-<lb/> tzogen von Sachſen/ darinn dieſe Worte zu leſen:<lb/> Daß man in dieſem Fuͤrſtenthum keinen zum Schul-<lb/> oder Kirchen-Dienſt/ deßgleichen auch zum Statt-<lb/> ſchreibers-Dienſt brauchen wird/ er habe dann aufs<lb/> wenigſte <hi rendition="#aq">Gradum Baccalaureatûs</hi> hier (zu Jena/)<lb/> oder auf einer andern <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤt erlanget.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i i 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [867/0887]
Romans II. Buch.
dergleichen Candidatis heut zu Tage nicht ſonders
viel uͤberlauffen: Der unterſte Gradus von allen Ge-
lehrten iſt der Baccalaureus, von deſſen Namens Ur-
ſprung verſchiedene Meynungen ſind. Es iſt aber der
Jenige ein Baccalaureus, der in den niedrigen Wiſſen-
ſchafften ſich geuͤbet/ und daruͤber von der Academie
ein offentliches Zeugnuͤß ſich erworben hat. Doch
wird dieſer Gradus heute auf den Univerſitaͤten nicht
ſonders mehr geachtet/ und wann man die/ ſo in der
Communitaͤt zu Jena leben/ nicht darzu anhielte/
wuͤrde ihn keiner verlangen; Daſelbſt heiſt man die
Baccalaureos Schaf-Kaͤſe/ weil einer dem Decano
Philoſophiæ etliche Schaf-Kaͤſe verehret/ damit er
bey ſeiner Promotion uͤber ſeine Mitgraduirten ſtehen
moͤchte. Man findet aber einen Unterſchied unter den
Baccalaureis, und kan jetztbeſagte Deſcription auf ei-
nen Jeniſchen gezogen werden/ als woſelbſt man nur
Baccalaureos Philoſophiæ findet/ auf andern Uni-
verſitaͤten/ die aͤlter ſind/ hat man auch Baccalaureos
Juris und Theologiæ. Unter den Catholiſchen findet
man Baccalaureos Formatos, Baccalaureos Sententia-
rios, und Baccalaureos Biblicos. Contzen. lib. 4. Poli-
tic. c. 16. §. 4. p. 228. Ob aber gleich der Baccalauri-
ſche Gradus an ihm ſelber in ſchlechter Achtung jetzo
iſt/ ſo muß man doch bekennen/ daß ein Baccalaureus
in den Rechten einem Doctori oder Magiſtro Artium
fuͤrgehet. Jn Thuͤringen hat man die Conſtitution
Johann Friderichs und Johann Wilhelms/ Her-
tzogen von Sachſen/ darinn dieſe Worte zu leſen:
Daß man in dieſem Fuͤrſtenthum keinen zum Schul-
oder Kirchen-Dienſt/ deßgleichen auch zum Statt-
ſchreibers-Dienſt brauchen wird/ er habe dann aufs
wenigſte Gradum Baccalaureatûs hier (zu Jena/)
oder auf einer andern Univerſitaͤt erlanget.
Der
J i i 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/887 |
Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/887>, abgerufen am 22.07.2024. |