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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
dig/ habe auf der Reformirten Wäyde gewäydet/ da-
hero diese Leute den Cerebacchium, der übel zu Fuß
gewesen/ selber angemahnet/ sich dieses Thiers/ wel-
ches ihnen, verfallen wäre/ anzumassen/ und seine
Räyse darauf fortzusetzen; Worüber aber das Klo-
ster einen Verwalter außgesandt/ der ihn verfolget/
und dem Amtmann allhier/ als einen Dieb/ überge-
ben hätte.

Als diese Leute deß Cerebacchii Unschuld gnug-
sam erwiesen/ der Münch auch selber solches alles be-
kräfftigte/ begunte sich Condado seiner in Ernst anzu-
nehmen/ und zu erzehlen/ wie er in seinen Diensten
stehe/ und welcher Gestalt nicht allein er/ sondern noch
3. andere seiner Leute durch eine seltzame Ebentheuer
ohnweit Campogasco im Veltliner Gebiet von ihm
abgekommen wären/ bathe also/ er möchte den armen
Menschen deß Gefängnüsses fordersamst wieder ent-
schlagen/ zumahl/ da das Kloster ja seinen Esel wieder
bekommen hätte. Die schöne Lucretia legete auch eine
Collecte für den Gefangenen ein/ um ihres Erledigers
willen/ dahero der Amtmann versprach/ den Cerebac-
chium,
dafern keine andere Klage mehr von dem Klo-
ster einkäme/ bald wieder auf freyen Fuß zu stellen.
Jnzwischen ward aufgetischet/ und mangelte es kei-
nes Weges an den niedlichsten Speisen/ und aller-
hand fürtrefflichen Weinen. Man sahe aber endlich
an Bergering/ als ihm der Wein ein wenig zu Kopff
stiege/ daß er lieber gesehen/ wann seine halb-Schwe-
ster dem Vantenay geblieben/ als daß sie erlediget wä-
re/ dannnenhero sahe er den Candado mit funcklen-
den Augen an/ sagte aber kein Wort/ sondern verbarg
den Zorn/ und stellete sich gantz freundlich gegen ihn
an. Endlich nahm er eine silberne Kanne mit Wein/
die eine Rheinische Maaß hielte/ und brachte sie dem

Con-

Romans II. Buch.
dig/ habe auf der Reformirten Waͤyde gewaͤydet/ da-
hero dieſe Leute den Cerebacchium, der uͤbel zu Fuß
geweſen/ ſelber angemahnet/ ſich dieſes Thiers/ wel-
ches ihnen, verfallen waͤre/ anzumaſſen/ und ſeine
Raͤyſe darauf fortzuſetzen; Woruͤber aber das Klo-
ſter einen Verwalter außgeſandt/ der ihn verfolget/
und dem Amtmann allhier/ als einen Dieb/ uͤberge-
ben haͤtte.

Als dieſe Leute deß Cerebacchii Unſchuld gnug-
ſam erwieſen/ der Muͤnch auch ſelber ſolches alles be-
kraͤfftigte/ begunte ſich Condado ſeiner in Ernſt anzu-
nehmen/ und zu erzehlen/ wie er in ſeinen Dienſten
ſtehe/ und welcher Geſtalt nicht allein er/ ſondern noch
3. andere ſeiner Leute durch eine ſeltzame Ebentheuer
ohnweit Campogaſco im Veltliner Gebiet von ihm
abgekommen waͤren/ bathe alſo/ er moͤchte den armen
Menſchen deß Gefaͤngnuͤſſes forderſamſt wieder ent-
ſchlagen/ zumahl/ da das Kloſter ja ſeinen Eſel wieder
bekommen haͤtte. Die ſchoͤne Lucretia legete auch eine
Collecte fuͤr den Gefangenen ein/ um ihres Erledigers
willen/ dahero der Amtmann verſprach/ den Cerebac-
chium,
dafern keine andere Klage mehr von dem Klo-
ſter einkaͤme/ bald wieder auf freyen Fuß zu ſtellen.
Jnzwiſchen ward aufgetiſchet/ und mangelte es kei-
nes Weges an den niedlichſten Speiſen/ und aller-
hand fuͤrtrefflichen Weinen. Man ſahe aber endlich
an Bergering/ als ihm der Wein ein wenig zu Kopff
ſtiege/ daß er lieber geſehen/ wann ſeine halb-Schwe-
ſter dem Vantenay geblieben/ als daß ſie erlediget waͤ-
re/ dannnenhero ſahe er den Candado mit funcklen-
den Augen an/ ſagte aber kein Wort/ ſondern verbarg
den Zorn/ und ſtellete ſich gantz freundlich gegen ihn
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die eine Rheiniſche Maaß hielte/ und brachte ſie dem

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[557/0573] Romans II. Buch. dig/ habe auf der Reformirten Waͤyde gewaͤydet/ da- hero dieſe Leute den Cerebacchium, der uͤbel zu Fuß geweſen/ ſelber angemahnet/ ſich dieſes Thiers/ wel- ches ihnen, verfallen waͤre/ anzumaſſen/ und ſeine Raͤyſe darauf fortzuſetzen; Woruͤber aber das Klo- ſter einen Verwalter außgeſandt/ der ihn verfolget/ und dem Amtmann allhier/ als einen Dieb/ uͤberge- ben haͤtte. Als dieſe Leute deß Cerebacchii Unſchuld gnug- ſam erwieſen/ der Muͤnch auch ſelber ſolches alles be- kraͤfftigte/ begunte ſich Condado ſeiner in Ernſt anzu- nehmen/ und zu erzehlen/ wie er in ſeinen Dienſten ſtehe/ und welcher Geſtalt nicht allein er/ ſondern noch 3. andere ſeiner Leute durch eine ſeltzame Ebentheuer ohnweit Campogaſco im Veltliner Gebiet von ihm abgekommen waͤren/ bathe alſo/ er moͤchte den armen Menſchen deß Gefaͤngnuͤſſes forderſamſt wieder ent- ſchlagen/ zumahl/ da das Kloſter ja ſeinen Eſel wieder bekommen haͤtte. Die ſchoͤne Lucretia legete auch eine Collecte fuͤr den Gefangenen ein/ um ihres Erledigers willen/ dahero der Amtmann verſprach/ den Cerebac- chium, dafern keine andere Klage mehr von dem Klo- ſter einkaͤme/ bald wieder auf freyen Fuß zu ſtellen. Jnzwiſchen ward aufgetiſchet/ und mangelte es kei- nes Weges an den niedlichſten Speiſen/ und aller- hand fuͤrtrefflichen Weinen. Man ſahe aber endlich an Bergering/ als ihm der Wein ein wenig zu Kopff ſtiege/ daß er lieber geſehen/ wann ſeine halb-Schwe- ſter dem Vantenay geblieben/ als daß ſie erlediget waͤ- re/ dannnenhero ſahe er den Candado mit funcklen- den Augen an/ ſagte aber kein Wort/ ſondern verbarg den Zorn/ und ſtellete ſich gantz freundlich gegen ihn an. Endlich nahm er eine ſilberne Kanne mit Wein/ die eine Rheiniſche Maaß hielte/ und brachte ſie dem Con-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/573>, abgerufen am 22.11.2024.