Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen hen war/ giengen sie am andern Morgen wieder fort/und zwar gerades Weges in die Schweitz hinein. Sie hatten den Voder- und Hinter-Rhein schon hinter sich geleget/ und das Gebiet deß Cantons Glaris schon erreichet/ als sie in ein Thal kommen/ das allenthalben mit Klippen besetzet war/ hieselbst höre- ten sie ein erbärmliches Geschrey eines weinenden Weibes-Bildes/ und etlicher ruffenden Männer dar- neben/ weil demnach nur eine Strasse allhier/ zogen sie sich auß dem Thal wieder nach dem Gebürge zu- rück/ jedoch blieben sie in der Strassen halten/ zu ver- nehmen/ wie starck diese ankommende Parthey/ und ob man ihr gewachsen seyn könne. Sie waren kaum wieder ins Gebürge hinein chem
Deß Academiſchen hen war/ giengen ſie am andern Morgen wieder fort/und zwar gerades Weges in die Schweitz hinein. Sie hatten den Voder- und Hinter-Rhein ſchon hinter ſich geleget/ und das Gebiet deß Cantons Glaris ſchon erreichet/ als ſie in ein Thal kom̃en/ das allenthalben mit Klippen beſetzet war/ hieſelbſt hoͤre- ten ſie ein erbaͤrmliches Geſchrey eines weinenden Weibes-Bildes/ und etlicher ruffenden Maͤnner dar- neben/ weil demnach nur eine Straſſe allhier/ zogen ſie ſich auß dem Thal wieder nach dem Gebuͤrge zu- ruͤck/ jedoch blieben ſie in der Straſſen halten/ zu ver- nehmen/ wie ſtarck dieſe ankommende Parthey/ und ob man ihr gewachſen ſeyn koͤnne. Sie waren kaum wieder ins Gebuͤrge hinein chem
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Deß Academiſchen
hen war/ giengen ſie am andern Morgen wieder fort/
und zwar gerades Weges in die Schweitz hinein.
Sie hatten den Voder- und Hinter-Rhein ſchon
hinter ſich geleget/ und das Gebiet deß Cantons
Glaris ſchon erreichet/ als ſie in ein Thal kom̃en/ das
allenthalben mit Klippen beſetzet war/ hieſelbſt hoͤre-
ten ſie ein erbaͤrmliches Geſchrey eines weinenden
Weibes-Bildes/ und etlicher ruffenden Maͤnner dar-
neben/ weil demnach nur eine Straſſe allhier/ zogen
ſie ſich auß dem Thal wieder nach dem Gebuͤrge zu-
ruͤck/ jedoch blieben ſie in der Straſſen halten/ zu ver-
nehmen/ wie ſtarck dieſe ankommende Parthey/ und
ob man ihr gewachſen ſeyn koͤnne.
Sie waren kaum wieder ins Gebuͤrge hinein
geruͤcket/ als 5. reutende Perſonen daher kamen/ wel-
che eine Kutſche begleiteten/ darinn die weinende
Frauens-Perſon annoch ſtaͤts mit Heulen anhielte.
Wie dieſe in den engen Weg deß Gebuͤrges kamen/
præſentirten ſich Condado und Klingenfeld mitten
im Wege/ und wolten nicht außweichen. Jener
ſprach zum Hauſſen: Maͤnner/ ihr muͤſſet mir ſagen/
mit was Recht/ ihr dieſe ſchreyende Dame bey euch
fuͤhret. Als er dieſes geſaget/ ſchrye die Dame im
Wagen: O! ihr liebſten Erloͤſer/ ach! um deß Him-
mels Willen/ nehmet euch meiner Unſchuld an/ und
machet mich wieder loß. Es zuckete aber in demſelben
Augenblick einer von den Reitenden den Degen/ und
ſtieß auf Condado loß/ welchem Klingenfeld zuvor
kam/ und ihne mit einer Piſtol/ zu Boden warff.
Darauf drungen die andern 4. herzu ſchoſſen und
hieben/ aber der Wagen ſtunde ihnen im Wege/ und
es kam unſern 2 Raͤyß Gefaͤhrten ſehr zu ſtatten/ daß
der Weg gantz enge war/ daher ſie nicht un den Sei-
ten noch von hinten kunten angegriffen werden/ ſol-
chem
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