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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.

Nachdem aber diese Binde zuletzt entzwey ge-
schnitten worden/ gienge das Gefecht von neuem an/
und etliche von den Jtaliänern/ die ihren Theil schon
empfangen hatten/ begunten sich/ wie die schleichende
Hüner-Diebe/ auß dem Streit wegzustehlen. Sol-
ches mercketen ihre Lands-Leute/ welche demnach
Hauffen-Weiß herzu sprungen/ und inzwischen wa-
ren auch die Teutschen Studenten dieses Orts deß
Kampffs und der Ursach desselben innen geworden/
welche gleicher Gestalt häuffig herzu sprungen/ und
hätte darauß leichtlich ein hefftiges Blut-Bad ent-
stehen können/ wofern die Soldaten-Wacht sich
nicht eingefunden/ und die kämpffende Partheyen
geschieden hätte. Klingenfeld behielte zu diesem mahl
den Ruhm/ daß er vor einen unverzagten Edelmann
passirte/ der nicht gerne vor seinem Feind lauffe. Er
hatte 4. von seinen Gegenparthen also gezeichnet/
daß sie wol Lebens-lang seiner gedencken werden. Er
selber aber nur einen kleinen Ceremonien-Schramm
an dem Backen bekommen/ und Condado, gleichwie
auch Cavina, waren gar nicht verwundet. Es keh-
reten die Unsern ungehindert in ihre Herberge/ und
weil die Bürger selber bezeugeten/ daß sie von den
Jtaliänern gantz unabgesaget und hinterlistig über-
fallen worden/ als musten die Jtaliäner/ so viel man
deren habhafft werden mochte/ vor dem Magnifico
sich rechtfertigen/ und weil ihnen solches unmöglich/
die Teutschen hingegen auf gnugsame Satisfaction
trungen/ musten die muthwillige Balger ins Carcer
kriechen/ und ihren begangenen Frevel grösten Theils
mit Geld büssen. Die Urheber aber wurden gleich
am folgenden Tage relegiret/ wordurch diese Leute
gewitziget wurden/ daß sie so leicht das Hertz nicht
mehr hatten/ sich an den Teutschen zu reiben. Der

Rector
Romans I. Buch.

Nachdem aber dieſe Binde zuletzt entzwey ge-
ſchnitten worden/ gienge das Gefecht von neuem an/
und etliche von den Jtaliaͤnern/ die ihren Theil ſchon
empfangen hatten/ begunten ſich/ wie die ſchleichende
Huͤner-Diebe/ auß dem Streit wegzuſtehlen. Sol-
ches mercketen ihre Lands-Leute/ welche demnach
Hauffen-Weiß herzu ſprungen/ und inzwiſchen wa-
ren auch die Teutſchen Studenten dieſes Orts deß
Kampffs und der Urſach deſſelben innen geworden/
welche gleicher Geſtalt haͤuffig herzu ſprungen/ und
haͤtte darauß leichtlich ein hefftiges Blut-Bad ent-
ſtehen koͤnnen/ wofern die Soldaten-Wacht ſich
nicht eingefunden/ und die kaͤmpffende Partheyen
geſchieden haͤtte. Klingenfeld behielte zu dieſem mahl
den Ruhm/ daß er vor einen unverzagten Edelmann
paſſirte/ der nicht gerne vor ſeinem Feind lauffe. Er
hatte 4. von ſeinen Gegenparthen alſo gezeichnet/
daß ſie wol Lebens-lang ſeiner gedencken werden. Er
ſelber aber nur einen kleinen Ceremonien-Schramm
an dem Backen bekommen/ und Condado, gleichwie
auch Cavina, waren gar nicht verwundet. Es keh-
reten die Unſern ungehindert in ihre Herberge/ und
weil die Buͤrger ſelber bezeugeten/ daß ſie von den
Jtaliaͤnern gantz unabgeſaget und hinterliſtig uͤber-
fallen worden/ als muſten die Jtaliaͤner/ ſo viel man
deren habhafft werden mochte/ vor dem Magnifico
ſich rechtfertigen/ und weil ihnen ſolches unmoͤglich/
die Teutſchen hingegen auf gnugſame Satisfaction
trungen/ muſten die muthwillige Balger ins Carcer
kriechen/ und ihren begangenen Frevel groͤſten Theils
mit Geld buͤſſen. Die Urheber aber wurden gleich
am folgenden Tage relegiret/ wordurch dieſe Leute
gewitziget wurden/ daß ſie ſo leicht das Hertz nicht
mehr hatten/ ſich an den Teutſchen zu reiben. Der

Rector
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[431/0445] Romans I. Buch. Nachdem aber dieſe Binde zuletzt entzwey ge- ſchnitten worden/ gienge das Gefecht von neuem an/ und etliche von den Jtaliaͤnern/ die ihren Theil ſchon empfangen hatten/ begunten ſich/ wie die ſchleichende Huͤner-Diebe/ auß dem Streit wegzuſtehlen. Sol- ches mercketen ihre Lands-Leute/ welche demnach Hauffen-Weiß herzu ſprungen/ und inzwiſchen wa- ren auch die Teutſchen Studenten dieſes Orts deß Kampffs und der Urſach deſſelben innen geworden/ welche gleicher Geſtalt haͤuffig herzu ſprungen/ und haͤtte darauß leichtlich ein hefftiges Blut-Bad ent- ſtehen koͤnnen/ wofern die Soldaten-Wacht ſich nicht eingefunden/ und die kaͤmpffende Partheyen geſchieden haͤtte. Klingenfeld behielte zu dieſem mahl den Ruhm/ daß er vor einen unverzagten Edelmann paſſirte/ der nicht gerne vor ſeinem Feind lauffe. Er hatte 4. von ſeinen Gegenparthen alſo gezeichnet/ daß ſie wol Lebens-lang ſeiner gedencken werden. Er ſelber aber nur einen kleinen Ceremonien-Schramm an dem Backen bekommen/ und Condado, gleichwie auch Cavina, waren gar nicht verwundet. Es keh- reten die Unſern ungehindert in ihre Herberge/ und weil die Buͤrger ſelber bezeugeten/ daß ſie von den Jtaliaͤnern gantz unabgeſaget und hinterliſtig uͤber- fallen worden/ als muſten die Jtaliaͤner/ ſo viel man deren habhafft werden mochte/ vor dem Magnifico ſich rechtfertigen/ und weil ihnen ſolches unmoͤglich/ die Teutſchen hingegen auf gnugſame Satisfaction trungen/ muſten die muthwillige Balger ins Carcer kriechen/ und ihren begangenen Frevel groͤſten Theils mit Geld buͤſſen. Die Urheber aber wurden gleich am folgenden Tage relegiret/ wordurch dieſe Leute gewitziget wurden/ daß ſie ſo leicht das Hertz nicht mehr hatten/ ſich an den Teutſchen zu reiben. Der Rector

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/445>, abgerufen am 22.11.2024.