Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. rer Ritters-Mann dem Jenigen/ der ihn fordert/ mitfreudigem und unverzagtem Muth im Feld erschei- net/ und zu erkennen verlanget/ ob die Faust deß For- derers auch mit den frischen Worten übereintreffe. Der Professor Tubin zog auf/ mit einer Begleitung von 200. Discipeln/ und einer mehr aufgeblasenen/ als ernsthafften oder Gravitätischen Einbildung. Bu- zomius stellete sich auch auf den Kampff-Platz/ aber allein/ und ohne einigen Beystand/ als der Warheit/ und Schluß-richtigen Vernunfft/ von welchen Bey- den sein Gegner sehr weit irre gieng. Es waren die Fürnehmste unter den Gelehrten/ und über das eine unzehlige Menge Volcks zugegen/ voller Begierde zu hören/ werden Preiß darvon tragen/ und den Platz behalten würde. Welche Begierde auch eine fürneh- me Matron, deß verstorbenen Gubernators selbiger Provintz Schwester/ dieser grossen Versammlung ein- mischete/ als die in ihrem aberglaubischen Götzen- Dienst für Eyfer wie ein Back-Ofen glühete/ und von ihrem Lehrer Tubin, den sie zum höchsten respectir- te/ ihr anders nichts/ dann lauter Palm-Zweige/ ein- bildete. Herr Tubinus tritt auf/ mit grosser Zuver- sicht und stoltzer Versicherung/ mit seinem Wider- sacher bald fertig zu seyn/ unwissend/ was für einen Mann er vor sich hätte/ und was hinter demselben steckte/ nemlich/ daß derselbe von der Theologischen Catheder noch aller warm/ und gleichsam glühend/ in Concincina gekommen wäre. Der erste Angriff gescha- he vom Tubino, in dem er weiß nicht was für falsche Grund-Sätze von GOtt vorn an den Streit stellete/ Willens/ seine seltzame abgöttische Grillen und aben- theuerliche Meynungen von den Göttern darauf vest zu stellen/ und solches ohne förmlichen Beweiß/ oder bündige Schliessung/ sintemahlen er/ und andere Götzen- D d
Romans I. Buch. rer Ritters-Mann dem Jenigen/ der ihn fordert/ mitfreudigem und unverzagtem Muth im Feld erſchei- net/ und zu erkennen verlanget/ ob die Fauſt deß For- derers auch mit den friſchen Worten uͤbereintreffe. Der Profeſſor Tubin zog auf/ mit einer Begleitung von 200. Diſcipeln/ und einer mehr aufgeblaſenen/ als ernſthafften oder Gravitaͤtiſchen Einbildung. Bu- zomius ſtellete ſich auch auf den Kampff-Platz/ aber allein/ und ohne einigen Beyſtand/ als der Warheit/ und Schluß-richtigen Vernunfft/ von welchen Bey- den ſein Gegner ſehr weit irre gieng. Es waren die Fuͤrnehmſte unter den Gelehrten/ und uͤber das eine unzehlige Menge Volcks zugegen/ voller Begierde zu hoͤren/ werden Preiß darvon tragen/ und den Platz behalten wuͤrde. Welche Begierde auch eine fuͤrneh- me Matron, deß verſtorbenen Gubernators ſelbiger Provintz Schweſter/ dieſer groſſen Verſam̃lung ein- miſchete/ als die in ihrem aberglaubiſchen Goͤtzen- Dienſt fuͤr Eyfer wie ein Back-Ofen gluͤhete/ und von ihrem Lehrer Tubin, den ſie zum hoͤchſten reſpectir- te/ ihr anders nichts/ dann lauter Palm-Zweige/ ein- bildete. Herꝛ Tubinus tritt auf/ mit groſſer Zuver- ſicht und ſtoltzer Verſicherung/ mit ſeinem Wider- ſacher bald fertig zu ſeyn/ unwiſſend/ was fuͤr einen Mann er vor ſich haͤtte/ und was hinter demſelben ſteckte/ nemlich/ daß derſelbe von der Theologiſchen Catheder noch aller warm/ und gleichſam gluͤhend/ in Concincina gekom̃en waͤre. Der erſte Angriff geſcha- he vom Tubino, in dem er weiß nicht was fuͤr falſche Grund-Saͤtze von GOtt vorn an den Streit ſtellete/ Willens/ ſeine ſeltzame abgoͤttiſche Grillen und aben- theuerliche Meynungen von den Goͤttern darauf veſt zu ſtellen/ und ſolches ohne foͤrmlichen Beweiß/ oder buͤndige Schlieſſung/ ſintemahlen er/ und andere Goͤtzen- D d
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0431" n="417"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/> rer Ritters-Mann dem Jenigen/ der ihn fordert/ mit<lb/> freudigem und unverzagtem Muth im Feld erſchei-<lb/> net/ und zu erkennen verlanget/ ob die Fauſt deß For-<lb/> derers auch mit den friſchen Worten uͤbereintreffe.<lb/> Der <hi rendition="#aq">Profeſſor Tubin</hi> zog auf/ mit einer Begleitung<lb/> von 200. <hi rendition="#aq">Diſcipel</hi>n/ und einer mehr aufgeblaſenen/<lb/> als ernſthafften oder <hi rendition="#aq">Gravit</hi>aͤtiſchen Einbildung. <hi rendition="#aq">Bu-<lb/> zomius</hi> ſtellete ſich auch auf den Kampff-Platz/ aber<lb/> allein/ und ohne einigen Beyſtand/ als der Warheit/<lb/> und Schluß-richtigen Vernunfft/ von welchen Bey-<lb/> den ſein Gegner ſehr weit irre gieng. Es waren die<lb/> Fuͤrnehmſte unter den Gelehrten/ und uͤber das eine<lb/> unzehlige Menge Volcks zugegen/ voller Begierde<lb/> zu hoͤren/ werden Preiß darvon tragen/ und den Platz<lb/> behalten wuͤrde. Welche Begierde auch eine fuͤrneh-<lb/> me <hi rendition="#aq">Matron,</hi> deß verſtorbenen <hi rendition="#aq">Gubernator</hi>s ſelbiger<lb/> Provintz Schweſter/ dieſer groſſen Verſam̃lung ein-<lb/> miſchete/ als die in ihrem aberglaubiſchen Goͤtzen-<lb/> Dienſt fuͤr Eyfer wie ein Back-Ofen gluͤhete/ und<lb/> von ihrem Lehrer <hi rendition="#aq">Tubin,</hi> den ſie zum hoͤchſten <hi rendition="#aq">reſpecti</hi>r-<lb/> te/ ihr anders nichts/ dann lauter Palm-Zweige/ ein-<lb/> bildete. Herꝛ <hi rendition="#aq">Tubinus</hi> tritt auf/ mit groſſer Zuver-<lb/> ſicht und ſtoltzer Verſicherung/ mit ſeinem Wider-<lb/> ſacher bald fertig zu ſeyn/ unwiſſend/ was fuͤr einen<lb/> Mann er vor ſich haͤtte/ und was hinter demſelben<lb/> ſteckte/ nemlich/ daß derſelbe von der <hi rendition="#aq">Theologi</hi>ſchen<lb/><hi rendition="#aq">Catheder</hi> noch aller warm/ und gleichſam gluͤhend/ in<lb/><hi rendition="#aq">Concincina</hi> gekom̃en waͤre. Der erſte Angriff geſcha-<lb/> he vom <hi rendition="#aq">Tubino,</hi> in dem er weiß nicht was fuͤr falſche<lb/> Grund-Saͤtze von GOtt vorn an den Streit ſtellete/<lb/> Willens/ ſeine ſeltzame abgoͤttiſche Grillen und aben-<lb/> theuerliche Meynungen von den Goͤttern darauf veſt<lb/> zu ſtellen/ und ſolches ohne foͤrmlichen Beweiß/ oder<lb/> buͤndige Schlieſſung/ ſintemahlen er/ und andere<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d</fw><fw place="bottom" type="catch">Goͤtzen-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [417/0431]
Romans I. Buch.
rer Ritters-Mann dem Jenigen/ der ihn fordert/ mit
freudigem und unverzagtem Muth im Feld erſchei-
net/ und zu erkennen verlanget/ ob die Fauſt deß For-
derers auch mit den friſchen Worten uͤbereintreffe.
Der Profeſſor Tubin zog auf/ mit einer Begleitung
von 200. Diſcipeln/ und einer mehr aufgeblaſenen/
als ernſthafften oder Gravitaͤtiſchen Einbildung. Bu-
zomius ſtellete ſich auch auf den Kampff-Platz/ aber
allein/ und ohne einigen Beyſtand/ als der Warheit/
und Schluß-richtigen Vernunfft/ von welchen Bey-
den ſein Gegner ſehr weit irre gieng. Es waren die
Fuͤrnehmſte unter den Gelehrten/ und uͤber das eine
unzehlige Menge Volcks zugegen/ voller Begierde
zu hoͤren/ werden Preiß darvon tragen/ und den Platz
behalten wuͤrde. Welche Begierde auch eine fuͤrneh-
me Matron, deß verſtorbenen Gubernators ſelbiger
Provintz Schweſter/ dieſer groſſen Verſam̃lung ein-
miſchete/ als die in ihrem aberglaubiſchen Goͤtzen-
Dienſt fuͤr Eyfer wie ein Back-Ofen gluͤhete/ und
von ihrem Lehrer Tubin, den ſie zum hoͤchſten reſpectir-
te/ ihr anders nichts/ dann lauter Palm-Zweige/ ein-
bildete. Herꝛ Tubinus tritt auf/ mit groſſer Zuver-
ſicht und ſtoltzer Verſicherung/ mit ſeinem Wider-
ſacher bald fertig zu ſeyn/ unwiſſend/ was fuͤr einen
Mann er vor ſich haͤtte/ und was hinter demſelben
ſteckte/ nemlich/ daß derſelbe von der Theologiſchen
Catheder noch aller warm/ und gleichſam gluͤhend/ in
Concincina gekom̃en waͤre. Der erſte Angriff geſcha-
he vom Tubino, in dem er weiß nicht was fuͤr falſche
Grund-Saͤtze von GOtt vorn an den Streit ſtellete/
Willens/ ſeine ſeltzame abgoͤttiſche Grillen und aben-
theuerliche Meynungen von den Goͤttern darauf veſt
zu ſtellen/ und ſolches ohne foͤrmlichen Beweiß/ oder
buͤndige Schlieſſung/ ſintemahlen er/ und andere
Goͤtzen-
D d
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |