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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
nicht nur die Ohren/ sondern zugleich sein gantzes
Hertz zu derselben/ und merckete so fleissig/ so begier-
lich auf/ als ob es lauter Rubinen und Perlen wären/
so dem Buzomio auß dem Munde fielen/ massen dann
Christus das Himmelreich einer köstlichen Perle
auch vergleichet. Nachdem er nun sattsamen Unter-
richt eingenommen von der wahren Erkänntnüß
GOttes/ von der ewigen Seeligkeit/ und der Erlö-
sung/ so durch JEsum Christum geschehen/ ist er in
dem Lebens-Brunnen gereiniget/ und dem HErrn
Christo neu gebohren worden.

Hierüber setzte es unter seinen vorigen Unglau-
bens-Genossen mancherley Reden und Urtheile. Et-
liche/ und zwar die Liederlichsten/ sagten/ er wäre in
Aberwitz gerathen/ wie dann die Predigt deß Creutzes
der unerleuchteten Vernunfft gemeinlich eine Thor-
heit ist; Kluge und weise Leute aber betrachteten es
besser/ und urtheileten/ es müste gewißlich die Christ-
liche Lehre viel Gutes/ und keinen schlechten Grund
haben/ nach dem mahl gleichwol ein solcher Haupt-
verständiger Mann/ der dieselbe gründlich durchge-
forschet/ keinen Widerstand mehr bey sich befunden
hätte/ ihrenthalben die Seinige zu verwerffen; Tru-
gen also kein Bedencken/ seine Fußstapffen einzutret-
ten/ und der Christlichen Warheit gleichfalls beyzu-
pflichten.

Hingegen widersetzete sich ein anderer/ mit Na-
men Tubin, desto härter und verstockter/ je verkleiner-
licher es seiner stoltzen Einbildung dauchte/ daß er ein
so spitzfündiger/ Wunder-gelehrter und beredter
Mann/ ein Außzug und kurtzer Begriff so vieler Wis-
senschafften/ ein Ruhm und allgemeines Oracul der
gantzen Provintz Pulocambis, von einem andern sich
noch erst solte meistern lassen/ und der Jenige lernen/

der

Romans I. Buch.
nicht nur die Ohren/ ſondern zugleich ſein gantzes
Hertz zu derſelben/ und merckete ſo fleiſſig/ ſo begier-
lich auf/ als ob es lauter Rubinen und Perlen waͤren/
ſo dem Buzomio auß dem Munde fielen/ maſſen dann
Chriſtus das Himmelreich einer koͤſtlichen Perle
auch vergleichet. Nachdem er nun ſattſamen Unter-
richt eingenommen von der wahren Erkaͤnntnuͤß
GOttes/ von der ewigen Seeligkeit/ und der Erloͤ-
ſung/ ſo durch JEſum Chriſtum geſchehen/ iſt er in
dem Lebens-Brunnen gereiniget/ und dem HErꝛn
Chriſto neu gebohren worden.

Hieruͤber ſetzte es unter ſeinen vorigen Unglau-
bens-Genoſſen mancherley Reden und Urtheile. Et-
liche/ und zwar die Liederlichſten/ ſagten/ er waͤre in
Aberwitz gerathen/ wie dann die Predigt deß Creutzes
der unerleuchteten Vernunfft gemeinlich eine Thor-
heit iſt; Kluge und weiſe Leute aber betrachteten es
beſſer/ und urtheileten/ es muͤſte gewißlich die Chriſt-
liche Lehre viel Gutes/ und keinen ſchlechten Grund
haben/ nach dem mahl gleichwol ein ſolcher Haupt-
verſtaͤndiger Mann/ der dieſelbe gruͤndlich durchge-
forſchet/ keinen Widerſtand mehr bey ſich befunden
haͤtte/ ihrenthalben die Seinige zu verwerffen; Tru-
gen alſo kein Bedencken/ ſeine Fußſtapffen einzutret-
ten/ und der Chriſtlichen Warheit gleichfalls beyzu-
pflichten.

Hingegen widerſetzete ſich ein anderer/ mit Na-
men Tubin, deſto haͤrter und verſtockter/ je verkleiner-
licher es ſeiner ſtoltzen Einbildung dauchte/ daß er ein
ſo ſpitzfuͤndiger/ Wunder-gelehrter und beredter
Mann/ ein Außzug und kurtzer Begriff ſo vieler Wiſ-
ſenſchafften/ ein Ruhm und allgemeines Oracul der
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noch erſt ſolte meiſtern laſſen/ und der Jenige lernen/

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[415/0429] Romans I. Buch. nicht nur die Ohren/ ſondern zugleich ſein gantzes Hertz zu derſelben/ und merckete ſo fleiſſig/ ſo begier- lich auf/ als ob es lauter Rubinen und Perlen waͤren/ ſo dem Buzomio auß dem Munde fielen/ maſſen dann Chriſtus das Himmelreich einer koͤſtlichen Perle auch vergleichet. Nachdem er nun ſattſamen Unter- richt eingenommen von der wahren Erkaͤnntnuͤß GOttes/ von der ewigen Seeligkeit/ und der Erloͤ- ſung/ ſo durch JEſum Chriſtum geſchehen/ iſt er in dem Lebens-Brunnen gereiniget/ und dem HErꝛn Chriſto neu gebohren worden. Hieruͤber ſetzte es unter ſeinen vorigen Unglau- bens-Genoſſen mancherley Reden und Urtheile. Et- liche/ und zwar die Liederlichſten/ ſagten/ er waͤre in Aberwitz gerathen/ wie dann die Predigt deß Creutzes der unerleuchteten Vernunfft gemeinlich eine Thor- heit iſt; Kluge und weiſe Leute aber betrachteten es beſſer/ und urtheileten/ es muͤſte gewißlich die Chriſt- liche Lehre viel Gutes/ und keinen ſchlechten Grund haben/ nach dem mahl gleichwol ein ſolcher Haupt- verſtaͤndiger Mann/ der dieſelbe gruͤndlich durchge- forſchet/ keinen Widerſtand mehr bey ſich befunden haͤtte/ ihrenthalben die Seinige zu verwerffen; Tru- gen alſo kein Bedencken/ ſeine Fußſtapffen einzutret- ten/ und der Chriſtlichen Warheit gleichfalls beyzu- pflichten. Hingegen widerſetzete ſich ein anderer/ mit Na- men Tubin, deſto haͤrter und verſtockter/ je verkleiner- licher es ſeiner ſtoltzen Einbildung dauchte/ daß er ein ſo ſpitzfuͤndiger/ Wunder-gelehrter und beredter Mann/ ein Außzug und kurtzer Begriff ſo vieler Wiſ- ſenſchafften/ ein Ruhm und allgemeines Oracul der gantzen Provintz Pulocambis, von einem andern ſich noch erſt ſolte meiſtern laſſen/ und der Jenige lernen/ der

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/429>, abgerufen am 22.11.2024.