Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Recht auf unsern Lehrmeister JEsum; Dann/ er ist der Mann/welchem wir folgen müssen/ und durch Jhn allein haben wir das Wol- und Seelig-Leben. Untreue und undanckbare Jünger sind rechte Wunder-Thiere auf Erden. Nero ließ seinen Lehrmeister Senecam tödten/ dieweil er offtmahls von ihm geschlagen wor- den. Als Sfortia Fürft worden/ ließ er um dieser Ursachen willen seinen Meister Colam geisseln/ und mit einem Strick schleppen. Der sehr gelehrte Johannes Scotus wurde im Jahr 1300. von seinen Schülern mit Federn todt gestochen. Philologus entdeckte seinen verborgenen Lehrmeister Ciceronem, und dardurch ward Cicero getödtet/ nachdem man ihm zuvor die rechte Hand abgehauen. Dieses sind lauter Greuel; Jedoch haben wir zu sehen/ daß wir unsern Lehrer JEsum nicht auch mit schmählicher Undanckbarkeit belobnen. Ja/ man muß zusehen/ daß man Jhn nicht aufs Neue creutzige/ und offentlich zu schandeu mache. Klingenfeld: Pericles war auch undanckbar gegen seinen Der Podesta: Die Prediger sind Lampen deß Heiligthums/ Der Printz: Die Schüler deß M. Portii wolten nur allezeit das
Deß Academiſchen Recht auf unſern Lehrmeiſter JEſum; Dann/ er iſt der Mann/welchem wir folgen muͤſſen/ und durch Jhn allein haben wir das Wol- und Seelig-Leben. Untreue und undanckbare Juͤnger ſind rechte Wunder-Thiere auf Erden. Nero ließ ſeinen Lehrmeiſter Senecam toͤdten/ dieweil er offtmahls von ihm geſchlagen wor- den. Als Sfortia Fuͤrft worden/ ließ er um dieſer Urſachen willen ſeinen Meiſter Colam geiſſeln/ und mit einem Strick ſchleppen. Der ſehr gelehrte Johannes Scotus wurde im Jahr 1300. von ſeinen Schuͤlern mit Federn todt geſtochen. Philologus entdeckte ſeinen verborgenen Lehrmeiſter Ciceronem, und dardurch ward Cicero getoͤdtet/ nachdem man ihm zuvor die rechte Hand abgehauen. Dieſes ſind lauter Greuel; Jedoch haben wir zu ſehen/ daß wir unſern Lehrer JEſum nicht auch mit ſchmaͤhlicher Undanckbarkeit belobnen. Ja/ man muß zuſehen/ daß man Jhn nicht aufs Neue creutzige/ und offentlich zu ſchandeu mache. Klingenfeld: Pericles war auch undanckbar gegen ſeinen Der Podeſtà: Die Prediger ſind Lampen deß Heiligthums/ Der Printz: Die Schuͤler deß M. Portii wolten nur allezeit das
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Deß Academiſchen
Recht auf unſern Lehrmeiſter JEſum; Dann/ er iſt der Mann/
welchem wir folgen muͤſſen/ und durch Jhn allein haben wir das
Wol- und Seelig-Leben. Untreue und undanckbare Juͤnger ſind
rechte Wunder-Thiere auf Erden. Nero ließ ſeinen Lehrmeiſter
Senecam toͤdten/ dieweil er offtmahls von ihm geſchlagen wor-
den. Als Sfortia Fuͤrft worden/ ließ er um dieſer Urſachen willen
ſeinen Meiſter Colam geiſſeln/ und mit einem Strick ſchleppen.
Der ſehr gelehrte Johannes Scotus wurde im Jahr 1300. von
ſeinen Schuͤlern mit Federn todt geſtochen. Philologus entdeckte
ſeinen verborgenen Lehrmeiſter Ciceronem, und dardurch
ward Cicero getoͤdtet/ nachdem man ihm zuvor die rechte Hand
abgehauen. Dieſes ſind lauter Greuel; Jedoch haben wir zu
ſehen/ daß wir unſern Lehrer JEſum nicht auch mit ſchmaͤhlicher
Undanckbarkeit belobnen. Ja/ man muß zuſehen/ daß man Jhn
nicht aufs Neue creutzige/ und offentlich zu ſchandeu mache.
Klingenfeld: Pericles war auch undanckbar gegen ſeinen
Meifter Anaxagoram, deſſen er in ſeiner Armuth vergaß/ weil er
mit Staats-Sachen zu viel zu thun hatte. Anaxagoras ward
hieruͤber ſo traurig/ daß er ſich vornahm/ Hungers zu ſterben/
lag auch nunmehr in den letzten Zuͤgen. Als Pericles ſolches hoͤ-
rete/ lieff er zur Stund zu ihm hin/ bath um Verzeyhung/ und
botte ihm alles an. Anaxagoras, denſelben ſehend/ ſagte mit ei-
nem ſterbenden Mund: O Pericle! wer einer Lampen vonnoͤ-
then hat/ der muß Oehl hinein thun.
Der Podeſtà: Die Prediger ſind Lampen deß Heiligthums/
fuͤr Groffe und Kleine/ die Land und Leute vonnoͤthen haben.
Dieſen Spruch deß Anaxagoræ ſolten die Regenten wol beher-
tzigen. Pericles thate wol/ daß er ſein Unrecht erkannte/ und ſol-
ches zu verbeſſern ſuchte. Schuͤler muͤſſen ſich gegen ihren Lehr-
meiſter danckbar erzeigen; Gleichwie vor Zeiten alle Neu-
Jahrs-Tage die Schuͤler gewohnet waren/ ihren Lehrmeiſtern
einige Verehrung zu geben. Die beſte Verehrung aber iſt Liebe
und Gehorſam/ und dann/ daß man darbey die Fruͤchte ſeiner
Gelehrtſamkeit weiſe.
Der Printz: Die Schuͤler deß M. Portii wolten nur allezeit
hoͤren/ und niemahls gehoͤret werden. Sie wolten niemahls zei-
gen/ was ſie gelernet hatten/ darum wurden ſie Schimpffsweiſe
Auditores, Hoͤrer/ genennet. Jener Juͤngling aber erklaͤrete ſol-
ches anders/ er war deß Zenonis Juͤnger geweſen/ und kam wie-
der nach Hauß. Der Vatter fragte ihn: Was er fuͤr Weißheit
daſelbſt gelernet haͤtte? Der Student antwortete: Er wolte
das
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