Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen machen solte. Cornelius aber gieng ohne Abschiedvon der Gesellschafft hinweg/ Willens/ seiner Frauen ungebrandte Aschen zu versuchen zu geben/ weil er sie aber nicht angetroffen/ gerieth er darüber in solche Verzweifflung/ daß er gar auß dem Land gelauffen/ und seine Frau deß Edelmanns Willen überlassen/ der sie dann gar zu sich genommen. Auf einer gewissen Schwäbischen Universität herfür/
Deß Academiſchen machen ſolte. Cornelius aber gieng ohne Abſchiedvon der Geſellſchafft hinweg/ Willens/ ſeiner Frauen ungebrandte Aſchen zu verſuchen zu geben/ weil er ſie aber nicht angetroffen/ gerieth er daruͤber in ſolche Verzweifflung/ daß er gar auß dem Land gelauffen/ und ſeine Frau deß Edelmanns Willen uͤberlaſſen/ der ſie dann gar zu ſich genommen. Auf einer gewiſſen Schwaͤbiſchen Univerſitaͤt herfuͤr/
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Deß Academiſchen
machen ſolte. Cornelius aber gieng ohne Abſchied
von der Geſellſchafft hinweg/ Willens/ ſeiner Frauen
ungebrandte Aſchen zu verſuchen zu geben/ weil er ſie
aber nicht angetroffen/ gerieth er daruͤber in ſolche
Verzweifflung/ daß er gar auß dem Land gelauffen/
und ſeine Frau deß Edelmanns Willen uͤberlaſſen/
der ſie dann gar zu ſich genommen.
Auf einer gewiſſen Schwaͤbiſchen Univerſitaͤt
hielte ſich ein Studioſus auf/ den ich Bertrand nennen
wil dieſer careſſirte eine Academiſche Jungfrau/ und
genoſſe allen guten Willen von ihr. Er hatte einen gu-
ten Freund/ dem ich den Namen Almino geben wil/
welchen er einsmahls mit zu ſeiner Liebſten fuͤhrete/
und als ſie auf den Abend Abſchied von einander nah-
men/ thaͤte Almino durch eine behende Hurtigkeit auf
der Treppen/ weiß nicht was/ fand aber dardurch/ daß
die Jungfrau/ ſo ſich Claͤrl/ oder Clara/ nennen ließ/
nicht mehr in den Jungfern-Stand zu zehlen ſey/
dannenhero ſprach er ſachtmuͤthig zu ihr ins Ohr:
Jungfer Claͤrl/ wo habt ihr euer Ehren-Kraͤntzlein
gelaſſen? Sie lachete deſſen/ und gab ihm zu verſte-
hen/ daß ſie nicht wiſſe/ worinn ihr Ehren-Kraͤntzlein
beſtuͤnde/ inmaſſen ſie ihr Lebenlang nicht anders be-
ſchaffen geweſen. Darauf verabredete ſich Almino
mit ihr/ daß ihm erlaubet ſeyn moͤchte/ bey Nachtzei-
ten zu ihr zu kommen. Gleichwie nun Bertrand ihrer
bey Tage/ alſo genoſſe ihrer hingegen dieſer hierauf
eine gute Zeit deß Nachts/ dann die Jungfrau hatte
ihre beſondere Schlaffkammer/ und ihre Schweſter
ſchlieff bey der Mutter/ wie aber die Mutter eins-
mahls hefftig kranck/ und von einigen guten Freun-
den uͤber Nacht bewahret ward/ kam dieſe Schweſter
zu der andern/ da eben Almino ſich zu ihr geleget hat-
te/ weßwegen dieſer in aller Stille ſich auß den Federn
herfuͤr/
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