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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
der bey dem König in Pohlen sehr höch daran/ und
schon ein Pohlnischer Starost war. Er war ein eini-
ges Kind seiner Eltern/ und von denselben hertzlich ge-
liebet. Sein Hofmeister hiesse Besser/ ein Mann/ der
den Degen/ und alle Exercitia, auß dem Grunde ver-
stunde. Damahl war unter der Militz zu Leipzig unter
andern auch ein Lieutenant, Lochau genannt/ und ein
Fähnrich/ der ein Edelmann auß dem Geschlecht der
Bennigsen/ dessen Hofmeister war Lange. Meydel
und Besser bekommen Händel mit Lochau und Ben-
nigsen/ gerathen einander in die Haare/ und tummeln
sich wacker herum/ daher die Sache/ ohne ein würck-
liches Duell, nicht zu schlichten stunde. Sie fordern
einander vor das Thor/ um zu Fuß mit dem Degen
sich zu schlagen. Meydel schlug sich mit Lochau/ und
hielten sich Beyde wol. Darauf giengen Besser und
Bennigsen einen Gang/ aber der Letzte bekam also-
bald eine Wunde im Arm. Nun war es verabredet/
wann Bennigsen verwundet/ solte sich Besser auch
mit Langen auf den Hieb schlagen. Aber/ so bald sich
Bennigsen verwundet sahe/ griffe er zu den Pistolen/
und schosse sie vor den andern in die Erde/ forderte sie
darauf auf Pistolen/ Lochau löset auch eine Pistol in
die Erde/ und darauf kommen etliche bestellete Sol-
daten ihren Officirern zu Hülffe/ und überfallen den
Bessern Mörderischer Weise/ dieser schläget sich mit
ihnen herum/ und entkommt ihnen über einen hohen
Zaum. Jnzwischen springet Meydel auch nach seinem
Pferd/ welches etwas ferne stund/ und wil sich seiner
Pistolen bemächtigen. Aber Lochau reitet hinzu/ und
schiesset ihn darnieder. Meydel ergreiffet einen Ast
deß Baums/ neben welchem sein Pferd stund/ hielte
sich daran/ und schrye: HErr JEsu/ sey meiner See-
len gnädig! Darauf fället er nieder/ und ist Mauß-

todt.

Romans I. Buch.
der bey dem Koͤnig in Pohlen ſehr hoͤch daran/ und
ſchon ein Pohlniſcher Staroſt war. Er war ein eini-
ges Kind ſeiner Eltern/ und von denſelben hertzlich ge-
liebet. Sein Hofmeiſter hieſſe Beſſer/ ein Mann/ der
den Degen/ und alle Exercitia, auß dem Grunde ver-
ſtunde. Damahl war unter der Militz zu Leipzig unter
andern auch ein Lieutenant, Lochau genannt/ und ein
Faͤhnrich/ der ein Edelmann auß dem Geſchlecht der
Bennigſen/ deſſen Hofmeiſter war Lange. Meydel
und Beſſer bekommen Haͤndel mit Lochau und Ben-
nigſen/ gerathen einander in die Haare/ und tummeln
ſich wacker herum/ daher die Sache/ ohne ein wuͤrck-
liches Duell, nicht zu ſchlichten ſtunde. Sie fordern
einander vor das Thor/ um zu Fuß mit dem Degen
ſich zu ſchlagen. Meydel ſchlug ſich mit Lochau/ und
hielten ſich Beyde wol. Darauf giengen Beſſer und
Bennigſen einen Gang/ aber der Letzte bekam alſo-
bald eine Wunde im Arm. Nun war es verabredet/
wann Bennigſen verwundet/ ſolte ſich Beſſer auch
mit Langen auf den Hieb ſchlagen. Aber/ ſo bald ſich
Bennigſen verwundet ſahe/ griffe er zu den Piſtolen/
und ſchoſſe ſie vor den andern in die Erde/ forderte ſie
darauf auf Piſtolen/ Lochau loͤſet auch eine Piſtol in
die Erde/ und darauf kommen etliche beſtellete Sol-
daten ihren Officirern zu Huͤlffe/ und uͤberfallen den
Beſſern Moͤrderiſcher Weiſe/ dieſer ſchlaͤget ſich mit
ihnen herum/ und entkommt ihnen uͤber einen hohen
Zaum. Jnzwiſchen ſpringet Meydel auch nach ſeinem
Pferd/ welches etwas ferne ſtund/ und wil ſich ſeiner
Piſtolen bemaͤchtigen. Aber Lochau reitet hinzu/ und
ſchieſſet ihn darnieder. Meydel ergreiffet einen Aſt
deß Baums/ neben welchem ſein Pferd ſtund/ hielte
ſich daran/ und ſchrye: HErꝛ JEſu/ ſey meiner See-
len gnaͤdig! Darauf faͤllet er nieder/ und iſt Mauß-

todt.
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[367/0381] Romans I. Buch. der bey dem Koͤnig in Pohlen ſehr hoͤch daran/ und ſchon ein Pohlniſcher Staroſt war. Er war ein eini- ges Kind ſeiner Eltern/ und von denſelben hertzlich ge- liebet. Sein Hofmeiſter hieſſe Beſſer/ ein Mann/ der den Degen/ und alle Exercitia, auß dem Grunde ver- ſtunde. Damahl war unter der Militz zu Leipzig unter andern auch ein Lieutenant, Lochau genannt/ und ein Faͤhnrich/ der ein Edelmann auß dem Geſchlecht der Bennigſen/ deſſen Hofmeiſter war Lange. Meydel und Beſſer bekommen Haͤndel mit Lochau und Ben- nigſen/ gerathen einander in die Haare/ und tummeln ſich wacker herum/ daher die Sache/ ohne ein wuͤrck- liches Duell, nicht zu ſchlichten ſtunde. Sie fordern einander vor das Thor/ um zu Fuß mit dem Degen ſich zu ſchlagen. Meydel ſchlug ſich mit Lochau/ und hielten ſich Beyde wol. Darauf giengen Beſſer und Bennigſen einen Gang/ aber der Letzte bekam alſo- bald eine Wunde im Arm. Nun war es verabredet/ wann Bennigſen verwundet/ ſolte ſich Beſſer auch mit Langen auf den Hieb ſchlagen. Aber/ ſo bald ſich Bennigſen verwundet ſahe/ griffe er zu den Piſtolen/ und ſchoſſe ſie vor den andern in die Erde/ forderte ſie darauf auf Piſtolen/ Lochau loͤſet auch eine Piſtol in die Erde/ und darauf kommen etliche beſtellete Sol- daten ihren Officirern zu Huͤlffe/ und uͤberfallen den Beſſern Moͤrderiſcher Weiſe/ dieſer ſchlaͤget ſich mit ihnen herum/ und entkommt ihnen uͤber einen hohen Zaum. Jnzwiſchen ſpringet Meydel auch nach ſeinem Pferd/ welches etwas ferne ſtund/ und wil ſich ſeiner Piſtolen bemaͤchtigen. Aber Lochau reitet hinzu/ und ſchieſſet ihn darnieder. Meydel ergreiffet einen Aſt deß Baums/ neben welchem ſein Pferd ſtund/ hielte ſich daran/ und ſchrye: HErꝛ JEſu/ ſey meiner See- len gnaͤdig! Darauf faͤllet er nieder/ und iſt Mauß- todt.

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/381>, abgerufen am 22.11.2024.