Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen dem Haupt eures Buhlen/ denselben behaltet/ undsteiget alsdann herab/ leget eure Kleider an/ und keh- ret in euer/ oder in ein ander Hauß/ daselbst verbren- net die Haar-Flechte zu Pulver/ so wird euer Buhler über 2. Stunden zu euch kommen/ und euch in allem vergnügen/ auch dem Himmel dancken/ daß er eure Gunst nur Lebens-lang behalten/ und euch gefallen möge. Diß und kein ander Mittel ist es/ wordurch ihr möget vergnüget werden/ bedencket es nun selber bey euch/ ob ihr das Fürgeschlagene zu vollführen getrauet. Die Jannetine war von Hertzen froh/ als sie die- gekaufft
Deß Academiſchen dem Haupt eures Buhlen/ denſelben behaltet/ undſteiget alsdann herab/ leget eure Kleider an/ und keh- ret in euer/ oder in ein ander Hauß/ daſelbſt verbren- net die Haar-Flechte zu Pulver/ ſo wird euer Buhler uͤber 2. Stunden zu euch kommen/ und euch in allem vergnuͤgen/ auch dem Himmel dancken/ daß er eure Gunſt nur Lebens-lang behalten/ und euch gefallen moͤge. Diß und kein ander Mittel iſt es/ wordurch ihr moͤget vergnuͤget werden/ bedencket es nun ſelber bey euch/ ob ihr das Fuͤrgeſchlagene zu vollfuͤhren getrauet. Die Jannetine war von Hertzen froh/ als ſie die- gekaufft
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Deß Academiſchen
dem Haupt eures Buhlen/ denſelben behaltet/ und
ſteiget alsdann herab/ leget eure Kleider an/ und keh-
ret in euer/ oder in ein ander Hauß/ daſelbſt verbren-
net die Haar-Flechte zu Pulver/ ſo wird euer Buhler
uͤber 2. Stunden zu euch kommen/ und euch in allem
vergnuͤgen/ auch dem Himmel dancken/ daß er eure
Gunſt nur Lebens-lang behalten/ und euch gefallen
moͤge. Diß und kein ander Mittel iſt es/ wordurch
ihr moͤget vergnuͤget werden/ bedencket es nun ſelber
bey euch/ ob ihr das Fuͤrgeſchlagene zu vollfuͤhren
getrauet.
Die Jannetine war von Hertzen froh/ als ſie die-
ſen Vorſchlag vernahm/ und ſagte/ daß ſie denſelben
mit der allerbeſten Freude und Luſt vollbringen wolte/
ſie uͤberreichte dem Brandano noch einen ſchoͤnen
Beutel voll Gold-Muͤntze/ und bathe ihn um den
ſchrifftlichen Aufſatz deß Gebets/ wie auch/ daß er ih-
rentwegen das bleyerne Bild nur moͤchte zubereiten/
allermaſſen ſie entſchloſſen waͤre/ am folgenden A-
bend mit ihrer Magd ſich nach ihrem Hof/ der eine
halbe Meile von der Stadt entlegen/ zu erheben/ und
in dem fuͤruͤberflieſſenden Bach zu baden/ das uͤbrige
aber auf dem alten Thurn/ den ſie an der einen Ecke
deß Garten haͤtte/ zu verrichten. Brandano ſprach:
Bey Leibe nicht/ Frau/ ihr doͤrffet keine lebendige
Seele mit euch nehmen/ ſondern muͤſſet gantz alleine
bleiben/ gehet aber jetzo hin/ und machet das Ubrige zu
eurem Vorhaben bereit/ ich wil inzwiſchen das Bild
ſelber gieſſen/ und das Gebet aufſetzen. Alſo ſchied
ſie voller Freuden von ihm/ und bildete ihr ein/ ſie haͤt-
te den Jaques wieder in ihre Arme bekommen. Sie
ruͤſtete ſich am folgenden Tag/ und legte ein leichtes
Kleid an/ gieng auch auf den Mittag wieder zu Bran-
dano, der ein bleyern Bild bey einem Kannengieſſer
gekaufft
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