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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Menschen zu thun hätten/ und warum ihrer so viel
über einem allein her wären? Er bekam aber eine her-
be Antwort/ indem einer von den andern sagete/ er
möge sich in keine andere Händel stecken/ und darauf
drung eben derselbe mit grosser Gewalt auf den An-
gefochtenen/ mit den Worten: Halt/ du Teutscher
Hund/ du must sterben/ und solten wir auch alle mit
einander darüber das Leben lassen. Als Klingenfeld
dieses hörete/ rieff er dem angefallenen Studenten
auf Teutsch zu/ was für ein Landsmann er sey? Je-
ner antwortete: Jch bin ein Sachs/ und bitte euch
von Hertzen/ helffet mir diese Leute bestehen/ ich wil
mich vor dem Magistrat schon rechtfertigen/ solten sie
auch mit einander umkommen. Damahl zuckete Klin-
genfeld den Degen/ und sprach zum Printzen: Mein
Herr/ die Teutschen sind jetzo für Hunde gescholten
worden/ solches stehet mir nicht an. Hiermit gieng er
auf die Welschen mit solchem Grimm loß/ daß dieselbe
grösten Theils von dem Ersten abliessen/ und sich ge-
gen ihn wendeten. Es hatte weder Cavina, noch der
Printz/ das Hertz/ wider ihre Landes-Leute zu fechten/
weil es ein Landschaffts Wort war/ darüber sie unei-
nig worden/ Cerebacchius aber hatte kein Hertz/ son-
dern verbarg sich hinter den Pferden. Dannenhero
tratt Campanelli mit entzucktem Degen herzu/ und
nachdem er sich dem Klingenfeld an die Seite gestel-
let/ machten sie den Jtaliänern dermassen zu thun/
daß sie bald eine Reue empfanden/ sich mit den Teut-
schen so weit eingelassen zu haben.

Klingenfeld hatte ihrer 2. schon die Degen auß
der Faust gerissen/ und sie mit solcher Gewalt zu Bo-
den geworffen/ daß ihnen geschwand/ als die übrigen
sich schon zuruck zu ziehen begunten/ aber der Sachs/
und seine Beystände/ giengen muthig auf sie loß/ und

trieben

Deß Academiſchen
Menſchen zu thun haͤtten/ und warum ihrer ſo viel
uͤber einem allein her waͤren? Er bekam aber eine her-
be Antwort/ indem einer von den andern ſagete/ er
moͤge ſich in keine andere Haͤndel ſtecken/ und darauf
drung eben derſelbe mit groſſer Gewalt auf den An-
gefochtenen/ mit den Worten: Halt/ du Teutſcher
Hund/ du muſt ſterben/ und ſolten wir auch alle mit
einander daruͤber das Leben laſſen. Als Klingenfeld
dieſes hoͤrete/ rieff er dem angefallenen Studenten
auf Teutſch zu/ was fuͤr ein Landsmann er ſey? Je-
ner antwortete: Jch bin ein Sachs/ und bitte euch
von Hertzen/ helffet mir dieſe Leute beſtehen/ ich wil
mich vor dem Magiſtrat ſchon rechtfertigen/ ſolten ſie
auch mit einander umkommen. Damahl zuckete Klin-
genfeld den Degen/ und ſprach zum Printzen: Mein
Herꝛ/ die Teutſchen ſind jetzo fuͤr Hunde geſcholten
worden/ ſolches ſtehet mir nicht an. Hiermit gieng er
auf die Welſchen mit ſolchem Grim̃ loß/ daß dieſelbe
groͤſten Theils von dem Erſten ablieſſen/ und ſich ge-
gen ihn wendeten. Es hatte weder Cavina, noch der
Printz/ das Hertz/ wider ihre Landes-Leute zu fechten/
weil es ein Landſchaffts Wort war/ daruͤber ſie unei-
nig worden/ Cerebacchius aber hatte kein Hertz/ ſon-
dern verbarg ſich hinter den Pferden. Dannenhero
tratt Campanelli mit entzucktem Degen herzu/ und
nachdem er ſich dem Klingenfeld an die Seite geſtel-
let/ machten ſie den Jtaliaͤnern dermaſſen zu thun/
daß ſie bald eine Reue empfanden/ ſich mit den Teut-
ſchen ſo weit eingelaſſen zu haben.

Klingenfeld hatte ihrer 2. ſchon die Degen auß
der Fauſt geriſſen/ und ſie mit ſolcher Gewalt zu Bo-
den geworffen/ daß ihnen geſchwand/ als die uͤbrigen
ſich ſchon zuruck zu ziehen begunten/ aber der Sachs/
und ſeine Beyſtaͤnde/ giengen muthig auf ſie loß/ und

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[298/0310] Deß Academiſchen Menſchen zu thun haͤtten/ und warum ihrer ſo viel uͤber einem allein her waͤren? Er bekam aber eine her- be Antwort/ indem einer von den andern ſagete/ er moͤge ſich in keine andere Haͤndel ſtecken/ und darauf drung eben derſelbe mit groſſer Gewalt auf den An- gefochtenen/ mit den Worten: Halt/ du Teutſcher Hund/ du muſt ſterben/ und ſolten wir auch alle mit einander daruͤber das Leben laſſen. Als Klingenfeld dieſes hoͤrete/ rieff er dem angefallenen Studenten auf Teutſch zu/ was fuͤr ein Landsmann er ſey? Je- ner antwortete: Jch bin ein Sachs/ und bitte euch von Hertzen/ helffet mir dieſe Leute beſtehen/ ich wil mich vor dem Magiſtrat ſchon rechtfertigen/ ſolten ſie auch mit einander umkommen. Damahl zuckete Klin- genfeld den Degen/ und ſprach zum Printzen: Mein Herꝛ/ die Teutſchen ſind jetzo fuͤr Hunde geſcholten worden/ ſolches ſtehet mir nicht an. Hiermit gieng er auf die Welſchen mit ſolchem Grim̃ loß/ daß dieſelbe groͤſten Theils von dem Erſten ablieſſen/ und ſich ge- gen ihn wendeten. Es hatte weder Cavina, noch der Printz/ das Hertz/ wider ihre Landes-Leute zu fechten/ weil es ein Landſchaffts Wort war/ daruͤber ſie unei- nig worden/ Cerebacchius aber hatte kein Hertz/ ſon- dern verbarg ſich hinter den Pferden. Dannenhero tratt Campanelli mit entzucktem Degen herzu/ und nachdem er ſich dem Klingenfeld an die Seite geſtel- let/ machten ſie den Jtaliaͤnern dermaſſen zu thun/ daß ſie bald eine Reue empfanden/ ſich mit den Teut- ſchen ſo weit eingelaſſen zu haben. Klingenfeld hatte ihrer 2. ſchon die Degen auß der Fauſt geriſſen/ und ſie mit ſolcher Gewalt zu Bo- den geworffen/ daß ihnen geſchwand/ als die uͤbrigen ſich ſchon zuruck zu ziehen begunten/ aber der Sachs/ und ſeine Beyſtaͤnde/ giengen muthig auf ſie loß/ und trieben

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/310>, abgerufen am 22.11.2024.