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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
innen stecket/ so man Anthropoglossa heisset/ das ist
ein Pfeifflein/ das eines Menschen Stimme vorbil-
det/ über das dem Bilde bewegliche Augen in den
Kopff bringet/ so wird die durch die Röhre ankom-
mende Lufft Wunder thun.

Doch finden sich viel Verständige/ so das Egypti-
sche Bildnüß deß Memnonis vor ein Werck deß Teu-
fels/ und keines Menschen urtheilen/ weil die Säiten
eine solche lange Zeit/ als in demselben geschehen/
nicht hätten außhalten können. Jch hätte bald ver-
gessen zu melden/ daß man in das obere Gehäuß eini-
ge Löchlein machen müsse/ damit der Klang der Säi-
ten hinauß dringe/ und gehöret werde.

Wer dieses Stück wol gefasset hat/ kan deß
Memnonis Egyptische Vögel/ so sich beweget/ und ei-
nen Gesang von sich hören lassen/ auch ohne Mühe in
das Werck richten.

Aber/ ich gehe weiter in meinem Discurs von die-
ser Materie: Pyrrhus, der den Römern so viel hat zu
thun gemacht/ ein König in Epirus, hatte einen Achat/
in welchem die 9. Musae und Apollo mit der Cyther
sehr natürlich zu sehen waren/ und ist dieses das
Mercklichste/ daß allein die blosse Natur/ und keines
Weges die Kunst an dieser Bildung geschäfftig ge-
wesen/ also/ daß eine Jede von den Musen das jenige
Zeichen/ so man ihr zugeleget/ führete. So mangelte
es demnach nur daran/ daß sie auf ihren Instrumenten
spieleten; Aber/ was soll ich sagen/ auch dieses schiene
würcklich zu geschehen/ und wann man die hörende
Augen/ und die sehende Ohren hätte zu Rath ziehen
mögen/ würden sie bekennet haben/ daß sie gleichsam
eine stille Harmonie gehöret. Die Echo liebte den
Narcissum, und als sie von diesem verachtet worden/
ist sie in einen Stein verwandelt/ der hernach allstäts

seine

Deß Academiſchen
innen ſtecket/ ſo man Anthropogloſſa heiſſet/ das iſt
ein Pfeifflein/ das eines Menſchen Stimme vorbil-
det/ uͤber das dem Bilde bewegliche Augen in den
Kopff bringet/ ſo wird die durch die Roͤhre ankom-
mende Lufft Wunder thun.

Doch finden ſich viel Verſtaͤndige/ ſo das Egypti-
ſche Bildnuͤß deß Memnonis vor ein Werck deß Teu-
fels/ und keines Menſchen urtheilen/ weil die Saͤiten
eine ſolche lange Zeit/ als in demſelben geſchehen/
nicht haͤtten außhalten koͤnnen. Jch haͤtte bald ver-
geſſen zu melden/ daß man in das obere Gehaͤuß eini-
ge Loͤchlein machen muͤſſe/ damit der Klang der Saͤi-
ten hinauß dringe/ und gehoͤret werde.

Wer dieſes Stuͤck wol gefaſſet hat/ kan deß
Memnonis Egyptiſche Voͤgel/ ſo ſich beweget/ und ei-
nen Geſang von ſich hoͤren laſſen/ auch ohne Muͤhe in
das Werck richten.

Aber/ ich gehe weiter in meinem Diſcurs von die-
ſer Materie: Pyrrhus, der den Roͤmern ſo viel hat zu
thun gemacht/ ein Koͤnig in Epirus, hatte einen Achat/
in welchem die 9. Muſæ und Apollo mit der Cyther
ſehr natuͤrlich zu ſehen waren/ und iſt dieſes das
Mercklichſte/ daß allein die bloſſe Natur/ und keines
Weges die Kunſt an dieſer Bildung geſchaͤfftig ge-
weſen/ alſo/ daß eine Jede von den Muſen das jenige
Zeichen/ ſo man ihr zugeleget/ fuͤhrete. So mangelte
es demnach nur daran/ daß ſie auf ihren Inſtrumenten
ſpieleten; Aber/ was ſoll ich ſagen/ auch dieſes ſchiene
wuͤrcklich zu geſchehen/ und wann man die hoͤrende
Augen/ und die ſehende Ohren haͤtte zu Rath ziehen
moͤgen/ wuͤrden ſie bekennet haben/ daß ſie gleichſam
eine ſtille Harmonie gehoͤret. Die Echo liebte den
Narciſſum, und als ſie von dieſem verachtet worden/
iſt ſie in einen Stein verwandelt/ der hernach allſtaͤts

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[196/0208] Deß Academiſchen innen ſtecket/ ſo man Anthropogloſſa heiſſet/ das iſt ein Pfeifflein/ das eines Menſchen Stimme vorbil- det/ uͤber das dem Bilde bewegliche Augen in den Kopff bringet/ ſo wird die durch die Roͤhre ankom- mende Lufft Wunder thun. Doch finden ſich viel Verſtaͤndige/ ſo das Egypti- ſche Bildnuͤß deß Memnonis vor ein Werck deß Teu- fels/ und keines Menſchen urtheilen/ weil die Saͤiten eine ſolche lange Zeit/ als in demſelben geſchehen/ nicht haͤtten außhalten koͤnnen. Jch haͤtte bald ver- geſſen zu melden/ daß man in das obere Gehaͤuß eini- ge Loͤchlein machen muͤſſe/ damit der Klang der Saͤi- ten hinauß dringe/ und gehoͤret werde. Wer dieſes Stuͤck wol gefaſſet hat/ kan deß Memnonis Egyptiſche Voͤgel/ ſo ſich beweget/ und ei- nen Geſang von ſich hoͤren laſſen/ auch ohne Muͤhe in das Werck richten. Aber/ ich gehe weiter in meinem Diſcurs von die- ſer Materie: Pyrrhus, der den Roͤmern ſo viel hat zu thun gemacht/ ein Koͤnig in Epirus, hatte einen Achat/ in welchem die 9. Muſæ und Apollo mit der Cyther ſehr natuͤrlich zu ſehen waren/ und iſt dieſes das Mercklichſte/ daß allein die bloſſe Natur/ und keines Weges die Kunſt an dieſer Bildung geſchaͤfftig ge- weſen/ alſo/ daß eine Jede von den Muſen das jenige Zeichen/ ſo man ihr zugeleget/ fuͤhrete. So mangelte es demnach nur daran/ daß ſie auf ihren Inſtrumenten ſpieleten; Aber/ was ſoll ich ſagen/ auch dieſes ſchiene wuͤrcklich zu geſchehen/ und wann man die hoͤrende Augen/ und die ſehende Ohren haͤtte zu Rath ziehen moͤgen/ wuͤrden ſie bekennet haben/ daß ſie gleichſam eine ſtille Harmonie gehoͤret. Die Echo liebte den Narciſſum, und als ſie von dieſem verachtet worden/ iſt ſie in einen Stein verwandelt/ der hernach allſtaͤts ſeine

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/208>, abgerufen am 03.07.2024.