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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
an die Land-Strassen um die Stadt aufgehänget.
Solches aber geschahe hernach allererst/ als unsere
fremde Gesellschafft diesen Ort schon wieder verlas-
sen hatte. Jm übrigen musten Klingenfeld und Cavi-
na
an bemeltem Morgen wieder zum Hertzogen kom-
men mit welchem sie am Mittag zur Mahlzeit gien-
gen/ da sie dann von dem Carniolani zu reden kamen/
und es bejammerten/ daß ein so geschickter und an-
sehnlicher Edelmann durch ein unzüchtiges Weib/
und durch blosse Huren-Liebe zu solchem Elend ver-
führet worden. Freylich ist es zu bejammern/ sprach
Klingenfeld/ wann ein solch edles Gemüth durch das
verführerische Frauenzimmer in das Liebes-Netze fället/
dann auß einer ungebührlichen Liebe kan nimmer
nichts Gutes folgen/ und beschreibet solche ein gelehr-
ter Breßlauer gar wol/ wann er sie in seinem Ge-
schichts-Herold gleichsam also anredet: Du bist/
O Tugend-Mörderin das neulich-erfundene Höllen-
Feuer/ von welchem ein einziger Tropff/ wann es ei-
nen bewaffneten Menschen berühret/ biß auf das
Marck hin brennet/ Stein und Stahl auffrisset/ und
fast nie zu löschen ist. Du bist/ O Zauberin/ das anmu-
thig-liebliche Frauen-Bild/ dessen äusserliche Wun-
der-Gestalt die Schönheit selber beloben muß; Die
du doch/ wann du uns deinen hulden Kuß und Gruß
anbeutest/ unterdessen erbärmlich umbringest. Dan-
nenhero wil ein Jedweder fast dahin sinnen/ wie er
dich mit einem neuen Ehren-Titul beschencken möge.
Die Liebe ist/ welche billig von dem H. Hieronymo ein
Aberwitz/ vom klugen Petrarcha eine angenehme
Wunden/ ein liebliches Gifft/ eine süsse Bitterkeit/
eine fröliche Marterung/ ein sanffter Tod benennet
worden. Die Liebe ist/ so der gelehrte Drexeli in seinen
schönen Büchern/ bald einen Donnerschlag/ von dem

Teufel
J 5

Romans I. Buch.
an die Land-Straſſen um die Stadt aufgehaͤnget.
Solches aber geſchahe hernach allererſt/ als unſere
fremde Geſellſchafft dieſen Ort ſchon wieder verlaſ-
ſen hatte. Jm uͤbrigen muſten Klingenfeld und Cavi-
na
an bemeltem Morgen wieder zum Hertzogen kom-
men mit welchem ſie am Mittag zur Mahlzeit gien-
gen/ da ſie dann von dem Carniolani zu reden kamen/
und es bejammerten/ daß ein ſo geſchickter und an-
ſehnlicher Edelmann durch ein unzuͤchtiges Weib/
und durch bloſſe Huren-Liebe zu ſolchem Elend ver-
fuͤhret worden. Freylich iſt es zu bejammern/ ſprach
Klingenfeld/ wann ein ſolch edles Gemuͤth durch das
verfuͤhreriſche Frauenzim̃er in das Liebes-Netze faͤllet/
dann auß einer ungebuͤhrlichen Liebe kan nimmer
nichts Gutes folgen/ und beſchreibet ſolche ein gelehr-
ter Breßlauer gar wol/ wann er ſie in ſeinem Ge-
ſchichts-Herold gleichſam alſo anredet: Du biſt/
O Tugend-Moͤrderin das neulich-erfundene Hoͤllen-
Feuer/ von welchem ein einziger Tropff/ wann es ei-
nen bewaffneten Menſchen beruͤhret/ biß auf das
Marck hin brennet/ Stein und Stahl auffriſſet/ und
faſt nie zu loͤſchen iſt. Du biſt/ O Zauberin/ das anmu-
thig-liebliche Frauen-Bild/ deſſen aͤuſſerliche Wun-
der-Geſtalt die Schoͤnheit ſelber beloben muß; Die
du doch/ wann du uns deinen hulden Kuß und Gruß
anbeuteſt/ unterdeſſen erbaͤrmlich umbringeſt. Dan-
nenhero wil ein Jedweder faſt dahin ſinnen/ wie er
dich mit einem neuen Ehren-Titul beſchencken moͤge.
Die Liebe iſt/ welche billig von dem H. Hieronymo ein
Aberwitz/ vom klugen Petrarcha eine angenehme
Wunden/ ein liebliches Gifft/ eine ſuͤſſe Bitterkeit/
eine froͤliche Marterung/ ein ſanffter Tod benennet
worden. Die Liebe iſt/ ſo der gelehrte Drexeli in ſeinen
ſchoͤnen Buͤchern/ bald einen Donnerſchlag/ von dem

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J 5
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[137/0149] Romans I. Buch. an die Land-Straſſen um die Stadt aufgehaͤnget. Solches aber geſchahe hernach allererſt/ als unſere fremde Geſellſchafft dieſen Ort ſchon wieder verlaſ- ſen hatte. Jm uͤbrigen muſten Klingenfeld und Cavi- na an bemeltem Morgen wieder zum Hertzogen kom- men mit welchem ſie am Mittag zur Mahlzeit gien- gen/ da ſie dann von dem Carniolani zu reden kamen/ und es bejammerten/ daß ein ſo geſchickter und an- ſehnlicher Edelmann durch ein unzuͤchtiges Weib/ und durch bloſſe Huren-Liebe zu ſolchem Elend ver- fuͤhret worden. Freylich iſt es zu bejammern/ ſprach Klingenfeld/ wann ein ſolch edles Gemuͤth durch das verfuͤhreriſche Frauenzim̃er in das Liebes-Netze faͤllet/ dann auß einer ungebuͤhrlichen Liebe kan nimmer nichts Gutes folgen/ und beſchreibet ſolche ein gelehr- ter Breßlauer gar wol/ wann er ſie in ſeinem Ge- ſchichts-Herold gleichſam alſo anredet: Du biſt/ O Tugend-Moͤrderin das neulich-erfundene Hoͤllen- Feuer/ von welchem ein einziger Tropff/ wann es ei- nen bewaffneten Menſchen beruͤhret/ biß auf das Marck hin brennet/ Stein und Stahl auffriſſet/ und faſt nie zu loͤſchen iſt. Du biſt/ O Zauberin/ das anmu- thig-liebliche Frauen-Bild/ deſſen aͤuſſerliche Wun- der-Geſtalt die Schoͤnheit ſelber beloben muß; Die du doch/ wann du uns deinen hulden Kuß und Gruß anbeuteſt/ unterdeſſen erbaͤrmlich umbringeſt. Dan- nenhero wil ein Jedweder faſt dahin ſinnen/ wie er dich mit einem neuen Ehren-Titul beſchencken moͤge. Die Liebe iſt/ welche billig von dem H. Hieronymo ein Aberwitz/ vom klugen Petrarcha eine angenehme Wunden/ ein liebliches Gifft/ eine ſuͤſſe Bitterkeit/ eine froͤliche Marterung/ ein ſanffter Tod benennet worden. Die Liebe iſt/ ſo der gelehrte Drexeliꝰ in ſeinen ſchoͤnen Buͤchern/ bald einen Donnerſchlag/ von dem Teufel J 5

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/149>, abgerufen am 27.11.2024.