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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
106. Wann ein Student beleydiget wird/ neben einem andern/
der kein Student ist/ theilet er mit seinem Gesellen seine Freyheit/
damit sie zugleich bey den Beschirmern der Gemeinde klagen
können.
107. Eine Gesellschafft weniger Studenten kan einen Syndi-
cum
machen/ das ist/ einen ordnen/ mit Befehl/ ihre Sachen vor
Gericht zu handeln.
108. Wann ein Student getödtet wird/ aber der Thäter nicht
gefangen wird/ seyn die 10. nächfte Häuser 5. Jahr lang unter
dem Verbott der Kirchen. Wann auch einem Studenten etwas
gestohlen wird/ muß die Nachbarschafft darfür hafften.
109. Ein Doctor, oder Student, der trefflich gelehrt/ und we-
gen einer Mißhandlung zum Tod verurtheilet ist/ kan um seiner
Geschicklichkeit willen mit dem Leben beschencket werden.
110. Kein Student, auch nicht ihre Diener/ sollen Waffen un-
ter das Volck tragen.
111. Ein Student, wann er falsche Müntze unwissend auß-
gibt/ wird nicht gestrafft/ dann es ist vermuthlich/ daß er mehr
die Rechte/ als das Geld/ kenne.
112. Wann Studenten/ nach Ubergab ihrer Güther/ seyn reich
worden/ ob sie wol müssen den Gläubigern wieder einantwor-
ten/ können doch die Bücher ihnen keines Weges genommen werden.
113. Bücher können den Studenten auß keiner Ursach genom-
men werden/ auch nicht unter dem Schein/ ein gefälletes Urtheil
zu vollziehen/ er sey dann seltzam/ und lasse sich nicht weisen.
114. Die Bücher sollen keinem andern/ ohne außdrucklichen
Befehl/ gegeben werden.
115. Juden/ und andere/ welche die Bücher der Studenten
kauffen/ können solche nicht so lang behalten/ biß sie von dem
Herrn abbegehret werden.
116. Ein Kramer ist schuldig/ den Studenten die Bücher vor-
zulegen/ daß sie sehen/ ob solche ihre gewesen. Derenthalben seyn
sie gezwungen/ wo einer klagen wil/ dem Kläger die Bücher vor-
zulegen/ damit er seinen Vorsatz darauf gründe.
117. Wiewol die Juden bey den Christen nicht wohnen sollen/
jedoch werden der Juden Kinder von den Schulen der Christen
nicht außgeschlossen.
118. Die Studenten werden andern Gläubigern vorgezogen/
und haben hierinn einen solchen Vortheil/ daß die Güther der
Stadt den Professoren für ihre Besoldung verpfändet geachtet
werden.
119. Ein
Deß Academiſchen
106. Wann ein Student beleydiget wird/ neben einem andern/
der kein Student iſt/ theilet er mit ſeinem Geſellen ſeine Freyheit/
damit ſie zugleich bey den Beſchirmern der Gemeinde klagen
koͤnnen.
107. Eine Geſellſchafft weniger Studenten kan einen Syndi-
cum
machen/ das iſt/ einen ordnen/ mit Befehl/ ihre Sachen vor
Gericht zu handeln.
108. Wann ein Student getoͤdtet wird/ aber der Thaͤter nicht
gefangen wird/ ſeyn die 10. naͤchfte Haͤuſer 5. Jahr lang unter
dem Verbott der Kirchen. Wann auch einem Studenten etwas
geſtohlen wird/ muß die Nachbarſchafft darfuͤr hafften.
109. Ein Doctor, oder Student, der trefflich gelehrt/ und we-
gen einer Mißhandlung zum Tod verurtheilet iſt/ kan um ſeiner
Geſchicklichkeit willen mit dem Leben beſchencket werden.
110. Kein Student, auch nicht ihre Diener/ ſollen Waffen un-
ter das Volck tragen.
111. Ein Student, wann er falſche Muͤntze unwiſſend auß-
gibt/ wird nicht geſtrafft/ dann es iſt vermuthlich/ daß er mehr
die Rechte/ als das Geld/ kenne.
112. Wann Studenten/ nach Ubergab ihrer Guͤther/ ſeyn reich
worden/ ob ſie wol muͤſſen den Glaͤubigern wieder einantwor-
ten/ koͤñen doch die Buͤcher ihnen keines Weges genom̃en werden.
113. Buͤcher koͤnnen den Studenten auß keiner Urſach genom-
men werden/ auch nicht unter dem Schein/ ein gefaͤlletes Urtheil
zu vollziehen/ er ſey dann ſeltzam/ und laſſe ſich nicht weiſen.
114. Die Buͤcher ſollen keinem andern/ ohne außdrucklichen
Befehl/ gegeben werden.
115. Juden/ und andere/ welche die Buͤcher der Studenten
kauffen/ koͤnnen ſolche nicht ſo lang behalten/ biß ſie von dem
Herꝛn abbegehret werden.
116. Ein Kramer iſt ſchuldig/ den Studenten die Buͤcher vor-
zulegen/ daß ſie ſehen/ ob ſolche ihre geweſen. Derenthalben ſeyn
ſie gezwungen/ wo einer klagen wil/ dem Klaͤger die Buͤcher vor-
zulegen/ damit er ſeinen Vorſatz darauf gruͤnde.
117. Wiewol die Juden bey den Chriſten nicht wohnen ſollen/
jedoch werden der Juden Kinder von den Schulen der Chriſten
nicht außgeſchloſſen.
118. Die Studenten werden andern Glaͤubigern vorgezogen/
und haben hierinn einen ſolchen Vortheil/ daß die Guͤther der
Stadt den Profeſſoren fuͤr ihre Beſoldung verpfaͤndet geachtet
werden.
119. Ein
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[104/0116] Deß Academiſchen 106. Wann ein Student beleydiget wird/ neben einem andern/ der kein Student iſt/ theilet er mit ſeinem Geſellen ſeine Freyheit/ damit ſie zugleich bey den Beſchirmern der Gemeinde klagen koͤnnen. 107. Eine Geſellſchafft weniger Studenten kan einen Syndi- cum machen/ das iſt/ einen ordnen/ mit Befehl/ ihre Sachen vor Gericht zu handeln. 108. Wann ein Student getoͤdtet wird/ aber der Thaͤter nicht gefangen wird/ ſeyn die 10. naͤchfte Haͤuſer 5. Jahr lang unter dem Verbott der Kirchen. Wann auch einem Studenten etwas geſtohlen wird/ muß die Nachbarſchafft darfuͤr hafften. 109. Ein Doctor, oder Student, der trefflich gelehrt/ und we- gen einer Mißhandlung zum Tod verurtheilet iſt/ kan um ſeiner Geſchicklichkeit willen mit dem Leben beſchencket werden. 110. Kein Student, auch nicht ihre Diener/ ſollen Waffen un- ter das Volck tragen. 111. Ein Student, wann er falſche Muͤntze unwiſſend auß- gibt/ wird nicht geſtrafft/ dann es iſt vermuthlich/ daß er mehr die Rechte/ als das Geld/ kenne. 112. Wann Studenten/ nach Ubergab ihrer Guͤther/ ſeyn reich worden/ ob ſie wol muͤſſen den Glaͤubigern wieder einantwor- ten/ koͤñen doch die Buͤcher ihnen keines Weges genom̃en werden. 113. Buͤcher koͤnnen den Studenten auß keiner Urſach genom- men werden/ auch nicht unter dem Schein/ ein gefaͤlletes Urtheil zu vollziehen/ er ſey dann ſeltzam/ und laſſe ſich nicht weiſen. 114. Die Buͤcher ſollen keinem andern/ ohne außdrucklichen Befehl/ gegeben werden. 115. Juden/ und andere/ welche die Buͤcher der Studenten kauffen/ koͤnnen ſolche nicht ſo lang behalten/ biß ſie von dem Herꝛn abbegehret werden. 116. Ein Kramer iſt ſchuldig/ den Studenten die Buͤcher vor- zulegen/ daß ſie ſehen/ ob ſolche ihre geweſen. Derenthalben ſeyn ſie gezwungen/ wo einer klagen wil/ dem Klaͤger die Buͤcher vor- zulegen/ damit er ſeinen Vorſatz darauf gruͤnde. 117. Wiewol die Juden bey den Chriſten nicht wohnen ſollen/ jedoch werden der Juden Kinder von den Schulen der Chriſten nicht außgeſchloſſen. 118. Die Studenten werden andern Glaͤubigern vorgezogen/ und haben hierinn einen ſolchen Vortheil/ daß die Guͤther der Stadt den Profeſſoren fuͤr ihre Beſoldung verpfaͤndet geachtet werden. 119. Ein

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/116>, abgerufen am 30.11.2024.