Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
Städten/ Kinder/ alle in güldenen Stück gekleidet. Alles/
was diese am Leibe trugen/ das blinckte von Silber und
Gold/ außbenommen die Schuhe/ welche von Karmasin-
Sammet waren/ darauf ein hell-funcklender Stern saß.
Abermahl andere hundert Personen/ so auf das Brodt ver-
ordnet/ traten auf/ in Leib-Röcken von weissem Sammet/
hinten und vornen überall mit güldenen Sternen bespickt.
Von der lincken Achsel stoltzierten ihnen güldene Ketten her-
unter/ und zogen sich durch den rechten Arm hin. Etliche aber
trugen an statt der Ketten Schnüre von Agtstein um den
Halß.

Auf allen 4 Seiten der Tafeln/ stunden 400. alte/ graue/
ansehnliche und gravitätische Männer/ allesamt mit langen
Schnee-weissen Bärten gezieret/ dieselbe trugen Aufsicht/
daß nicht etwas auf der Tafel mangelte/ und ertheileten ei-
nem jedweden Diener Befehl/ was er thun oder lassen solte.
Diese Ehr-würdige Alten/ welche gleichsam das Marschalls-
Amt versahen/ praesentirten sich in sehr grosser Gravität/
und hoch-ansehnlichem Schmuck. Jedweder commandirte
mit einem Stab in der Hand/ stund in einer langen Schau-
ben/ so biß auf die Füsse reichte/ daran der Uberzug von grü-
nem/ mit Gold-gesteptem Sammet/ der Unterzug aber von
Mardern war. Das Haupt deckten sie mit einem Baret
von braunem Sammet/ mit Sternen umher gestept/ und
mit einer Schnur außerlesener grosser/ gewaltig-schöner
Perlen eingefasset. Der mehrere Theil hatte grosse güldene
Ketten um den Halß/ daran herrlich-kostbare Kleinodien
hiengen/ und um die Arme schöne Schnüre von Corall- und
Agtstein/ sehr hohen Werths.

Derer die das Essen zu Tisch getragen/ sind auf einer
Seiten der Tafel 100. gestanden/ und einig und allein hierauf
bescheiden/ daß sie die Gerüchte aufsetzen/ und herab hebten.
Die hatten alle Leib-Röcke von Karmasin-Sammet/ hinten
und vornen mit güldenen Sternen bestückt. Jhre Hosen wa-
ren von Asch-farbenem Sammet/ mit Gold verbrämet/ dar-
auf etliche Buchstaben Zieser-Weise gesteppet/ so den Namen
ihres Herrn bedeuteten. Diese/ ob sie gleich fast allesamt
brüstig und erwachsene Gesellen waren/ warteten dannoch
ohne Biret mit blossem Haupt vor der Tafel auf/ trugen an
den Ohren überauß grosse Perlen/ und andere Edelgesteine/
welche ihnen doch bey weitem keinen solchen zierlichen

Schmuck/
Y y y 2

Romans II. Buch.
Staͤdten/ Kinder/ alle in guͤldenen Stuͤck gekleidet. Alles/
was dieſe am Leibe trugen/ das blinckte von Silber und
Gold/ außbenommen die Schuhe/ welche von Karmaſin-
Sammet waren/ darauf ein hell-funcklender Stern ſaß.
Abermahl andere hundert Perſonen/ ſo auf das Brodt ver-
ordnet/ traten auf/ in Leib-Roͤcken von weiſſem Sammet/
hinten und vornen uͤberall mit guͤldenen Sternen beſpickt.
Von der lincken Achſel ſtoltzierten ihnen guͤldene Ketten her-
unter/ und zogen ſich durch den rechten Arm hin. Etliche aber
trugen an ſtatt der Ketten Schnuͤre von Agtſtein um den
Halß.

Auf allen 4 Seiten der Tafeln/ ſtunden 400. alte/ graue/
anſehnliche und gravitaͤtiſche Maͤnner/ alleſamt mit langen
Schnee-weiſſen Baͤrten gezieret/ dieſelbe trugen Aufſicht/
daß nicht etwas auf der Tafel mangelte/ und ertheileten ei-
nem jedweden Diener Befehl/ was er thun oder laſſen ſolte.
Dieſe Ehr-wuͤrdige Alten/ welche gleichſam das Marſchalls-
Amt verſahen/ præſentirten ſich in ſehr groſſer Gravitaͤt/
und hoch-anſehnlichem Schmuck. Jedweder commandirte
mit einem Stab in der Hand/ ſtund in einer langen Schau-
ben/ ſo biß auf die Fuͤſſe reichte/ daran der Uberzug von gruͤ-
nem/ mit Gold-geſteptem Sammet/ der Unterzug aber von
Mardern war. Das Haupt deckten ſie mit einem Baret
von braunem Sammet/ mit Sternen umher geſtept/ und
mit einer Schnur außerleſener groſſer/ gewaltig-ſchoͤner
Perlen eingefaſſet. Der mehrere Theil hatte groſſe guͤldene
Ketten um den Halß/ daran herꝛlich-koſtbare Kleinodien
hiengen/ und um die Arme ſchoͤne Schnuͤre von Corall- und
Agtſtein/ ſehr hohen Werths.

Derer die das Eſſen zu Tiſch getragen/ ſind auf einer
Seiten der Tafel 100. geſtanden/ und einig und allein hierauf
beſcheiden/ daß ſie die Geruͤchte aufſetzen/ und herab hebten.
Die hatten alle Leib-Roͤcke von Karmaſin-Sammet/ hinten
und vornen mit guͤldenen Sternen beſtuͤckt. Jhre Hoſen wa-
ren von Aſch-farbenem Sammet/ mit Gold verbraͤmet/ dar-
auf etliche Buchſtaben Zieſer-Weiſe geſteppet/ ſo den Namen
ihres Herꝛn bedeuteten. Dieſe/ ob ſie gleich faſt alleſamt
bruͤſtig und erwachſene Geſellen waren/ warteten dannoch
ohne Biret mit bloſſem Haupt vor der Tafel auf/ trugen an
den Ohren uͤberauß groſſe Perlen/ und andere Edelgeſteine/
welche ihnen doch bey weitem keinen ſolchen zierlichen

Schmuck/
Y y y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1101" n="1075"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Sta&#x0364;dten/ Kinder/ alle in gu&#x0364;ldenen Stu&#x0364;ck gekleidet. Alles/<lb/>
was die&#x017F;e am Leibe trugen/ das blinckte von Silber und<lb/>
Gold/ außbenommen die Schuhe/ welche von Karma&#x017F;in-<lb/>
Sammet waren/ darauf ein hell-funcklender Stern &#x017F;aß.<lb/>
Abermahl andere hundert Per&#x017F;onen/ &#x017F;o auf das Brodt ver-<lb/>
ordnet/ traten auf/ in Leib-Ro&#x0364;cken von wei&#x017F;&#x017F;em Sammet/<lb/>
hinten und vornen u&#x0364;berall mit gu&#x0364;ldenen Sternen be&#x017F;pickt.<lb/>
Von der lincken Ach&#x017F;el &#x017F;toltzierten ihnen gu&#x0364;ldene Ketten her-<lb/>
unter/ und zogen &#x017F;ich durch den rechten Arm hin. Etliche aber<lb/>
trugen an &#x017F;tatt der Ketten Schnu&#x0364;re von Agt&#x017F;tein um den<lb/>
Halß.</p><lb/>
          <p>Auf allen 4 Seiten der Tafeln/ &#x017F;tunden 400. alte/ graue/<lb/>
an&#x017F;ehnliche und <hi rendition="#aq">gravit</hi>a&#x0364;ti&#x017F;che Ma&#x0364;nner/ alle&#x017F;amt mit langen<lb/>
Schnee-wei&#x017F;&#x017F;en Ba&#x0364;rten gezieret/ die&#x017F;elbe trugen Auf&#x017F;icht/<lb/>
daß nicht etwas auf der Tafel mangelte/ und ertheileten ei-<lb/>
nem jedweden Diener Befehl/ was er thun oder la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte.<lb/>
Die&#x017F;e Ehr-wu&#x0364;rdige Alten/ welche gleich&#x017F;am das Mar&#x017F;challs-<lb/>
Amt ver&#x017F;ahen/ <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>rten &#x017F;ich in &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Gravita&#x0364;t/</hi><lb/>
und hoch-an&#x017F;ehnlichem Schmuck. Jedweder <hi rendition="#aq">commandi</hi>rte<lb/>
mit einem Stab in der Hand/ &#x017F;tund in einer langen Schau-<lb/>
ben/ &#x017F;o biß auf die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e reichte/ daran der Uberzug von gru&#x0364;-<lb/>
nem/ mit Gold-ge&#x017F;teptem Sammet/ der Unterzug aber von<lb/>
Mardern war. Das Haupt deckten &#x017F;ie mit einem Baret<lb/>
von braunem Sammet/ mit Sternen umher ge&#x017F;tept/ und<lb/>
mit einer Schnur außerle&#x017F;ener gro&#x017F;&#x017F;er/ gewaltig-&#x017F;cho&#x0364;ner<lb/>
Perlen eingefa&#x017F;&#x017F;et. Der mehrere Theil hatte gro&#x017F;&#x017F;e gu&#x0364;ldene<lb/>
Ketten um den Halß/ daran her&#xA75B;lich-ko&#x017F;tbare Kleinodien<lb/>
hiengen/ und um die Arme &#x017F;cho&#x0364;ne Schnu&#x0364;re von Corall- und<lb/>
Agt&#x017F;tein/ &#x017F;ehr hohen Werths.</p><lb/>
          <p>Derer die das E&#x017F;&#x017F;en zu Ti&#x017F;ch getragen/ &#x017F;ind auf einer<lb/>
Seiten der Tafel 100. ge&#x017F;tanden/ und einig und allein hierauf<lb/>
be&#x017F;cheiden/ daß &#x017F;ie die Geru&#x0364;chte auf&#x017F;etzen/ und herab hebten.<lb/>
Die hatten alle Leib-Ro&#x0364;cke von Karma&#x017F;in-Sammet/ hinten<lb/>
und vornen mit gu&#x0364;ldenen Sternen be&#x017F;tu&#x0364;ckt. Jhre Ho&#x017F;en wa-<lb/>
ren von A&#x017F;ch-farbenem Sammet/ mit Gold verbra&#x0364;met/ dar-<lb/>
auf etliche Buch&#x017F;taben Zie&#x017F;er-Wei&#x017F;e ge&#x017F;teppet/ &#x017F;o den Namen<lb/>
ihres Her&#xA75B;n bedeuteten. Die&#x017F;e/ ob &#x017F;ie gleich fa&#x017F;t alle&#x017F;amt<lb/>
bru&#x0364;&#x017F;tig und erwach&#x017F;ene Ge&#x017F;ellen waren/ warteten dannoch<lb/>
ohne Biret mit blo&#x017F;&#x017F;em Haupt vor der Tafel auf/ trugen an<lb/>
den Ohren u&#x0364;berauß gro&#x017F;&#x017F;e Perlen/ und andere Edelge&#x017F;teine/<lb/>
welche ihnen doch bey weitem keinen &#x017F;olchen zierlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Schmuck/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1075/1101] Romans II. Buch. Staͤdten/ Kinder/ alle in guͤldenen Stuͤck gekleidet. Alles/ was dieſe am Leibe trugen/ das blinckte von Silber und Gold/ außbenommen die Schuhe/ welche von Karmaſin- Sammet waren/ darauf ein hell-funcklender Stern ſaß. Abermahl andere hundert Perſonen/ ſo auf das Brodt ver- ordnet/ traten auf/ in Leib-Roͤcken von weiſſem Sammet/ hinten und vornen uͤberall mit guͤldenen Sternen beſpickt. Von der lincken Achſel ſtoltzierten ihnen guͤldene Ketten her- unter/ und zogen ſich durch den rechten Arm hin. Etliche aber trugen an ſtatt der Ketten Schnuͤre von Agtſtein um den Halß. Auf allen 4 Seiten der Tafeln/ ſtunden 400. alte/ graue/ anſehnliche und gravitaͤtiſche Maͤnner/ alleſamt mit langen Schnee-weiſſen Baͤrten gezieret/ dieſelbe trugen Aufſicht/ daß nicht etwas auf der Tafel mangelte/ und ertheileten ei- nem jedweden Diener Befehl/ was er thun oder laſſen ſolte. Dieſe Ehr-wuͤrdige Alten/ welche gleichſam das Marſchalls- Amt verſahen/ præſentirten ſich in ſehr groſſer Gravitaͤt/ und hoch-anſehnlichem Schmuck. Jedweder commandirte mit einem Stab in der Hand/ ſtund in einer langen Schau- ben/ ſo biß auf die Fuͤſſe reichte/ daran der Uberzug von gruͤ- nem/ mit Gold-geſteptem Sammet/ der Unterzug aber von Mardern war. Das Haupt deckten ſie mit einem Baret von braunem Sammet/ mit Sternen umher geſtept/ und mit einer Schnur außerleſener groſſer/ gewaltig-ſchoͤner Perlen eingefaſſet. Der mehrere Theil hatte groſſe guͤldene Ketten um den Halß/ daran herꝛlich-koſtbare Kleinodien hiengen/ und um die Arme ſchoͤne Schnuͤre von Corall- und Agtſtein/ ſehr hohen Werths. Derer die das Eſſen zu Tiſch getragen/ ſind auf einer Seiten der Tafel 100. geſtanden/ und einig und allein hierauf beſcheiden/ daß ſie die Geruͤchte aufſetzen/ und herab hebten. Die hatten alle Leib-Roͤcke von Karmaſin-Sammet/ hinten und vornen mit guͤldenen Sternen beſtuͤckt. Jhre Hoſen wa- ren von Aſch-farbenem Sammet/ mit Gold verbraͤmet/ dar- auf etliche Buchſtaben Zieſer-Weiſe geſteppet/ ſo den Namen ihres Herꝛn bedeuteten. Dieſe/ ob ſie gleich faſt alleſamt bruͤſtig und erwachſene Geſellen waren/ warteten dannoch ohne Biret mit bloſſem Haupt vor der Tafel auf/ trugen an den Ohren uͤberauß groſſe Perlen/ und andere Edelgeſteine/ welche ihnen doch bey weitem keinen ſolchen zierlichen Schmuck/ Y y y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1101
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1075. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1101>, abgerufen am 25.11.2024.