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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
wo die Tafeln zubereitet waren/ da sich alsobald eine neue Music
von allerhand seltzamen/ und wunderlich in einander gestimmten
Instrumenten hören ließ/ als von allerley Orgel Wercken/ und
anderm unterschiedlichem Klingspiel/ von Trompeten/ Pfeiffen/
Krumm-Hörnern/ Trummeln/ Geigen/ Psaltern/ Harpffen/ Zin-
cken/ Cythern/ und sonst anderm bey uns nicht gebräuchlichem
Säytenspiel.

Als nun der Soldan sich oben an zur Tafelgesetzet/ musten
der Fürst auß Caramannien/ und der junge Printz von Cap-
padocia,
neben ihm sitzen/ welche Beyde von ihren Eltern an sei-
nen Hof geschickt waren/ sich in seiner Königl. Huld zu conser-
vi
ren/ und etwan durch eine ansehnliche Heyrath mit ihm zu
befreunden. Ein wenig besser hinab sassen/ der oberste Herr/
oder Statthalter von Damasco, der Stadt-Oberste von Tri-
poli,
nächst diesen die andere grosse Herren/ welche allesamt deß
Soldans Vasallen und Lehns-Verwandte/ in feiner Ordnung.
Nachdem also alle 4. Seiten der Tafeln wol besetzet waren/ zeh-
lete man auf einer Jedweden 500. Gezelte/ und sassen 2000.
Personen zur Tafel. Umher stunden gleichfalls biß in 2000.
fürnehme Bediente und ansehnliche Leute zur Aufwartung/
ohne die ab- und zutrettende Diener/ derer Zweifels-frey auch
keine geringe Menge gewesen.

So bald alles gesetzt/ (oder vielmehr/ nach selbiger Landes-
Art gelagert/) hat der Herr auß Damasco dem Soldan ein gros-
ses güldenes Becken vorgehalten/ der Fürst auß Cappadocia
aber ihm Wasser über die Hände gegossen/ auß einem stattlichen
Gießfaß von lauterm Gold/ welches mit allerley Edelgesteinen
versetzet/ und der Fürst auß Caramannia die Hand-Quehle ge-
reichet.

Nach dem Hände-Waschen/ credentzte ihm zufoderst der
Fürst auß Lybien/ den er vorhin hatte zum Obersten der Ge-
pränge und Ceremonien vorgesetzet/ darvon er zwar gessen/ was
ihm geschmecket/ jedoch nichts noch genossen/ das nicht erstlich
mit Zucker und mancherley schön riechenden Wassern bestreuet/
oder besprenget wäre. Wann er seinen Theil zu sich genommen/
hat er hernach die Speisen den andern neben ihm sitzenden Für-
sten vorschieben lassen. Was er getruncken/ ist allbereit oben
vermeldet.

Jndem er also über der Tafel saß/ war Jedermann gantz
still/ und gab den Musicalischen Instrumenten Gehör/ welche
aber/ nach gehaltener Mahlzeit/ durch den Herrn von Damasco

von
Y y y

Romans II. Buch.
wo die Tafeln zubereitet waren/ da ſich alſobald eine neue Muſic
von allerhand ſeltzamen/ und wunderlich in einander geſtim̃ten
Inſtrumenten hoͤren ließ/ als von allerley Orgel Wercken/ und
anderm unterſchiedlichem Klingſpiel/ von Trompeten/ Pfeiffen/
Krum̃-Hoͤrnern/ Trummeln/ Geigen/ Pſaltern/ Harpffen/ Zin-
cken/ Cythern/ und ſonſt anderm bey uns nicht gebraͤuchlichem
Saͤytenſpiel.

Als nun der Soldan ſich oben an zur Tafelgeſetzet/ muſten
der Fuͤrſt auß Caramannien/ und der junge Printz von Cap-
padocia,
neben ihm ſitzen/ welche Beyde von ihren Eltern an ſei-
nen Hof geſchickt waren/ ſich in ſeiner Koͤnigl. Huld zu conſer-
vi
ren/ und etwan durch eine anſehnliche Heyrath mit ihm zu
befreunden. Ein wenig beſſer hinab ſaſſen/ der oberſte Herꝛ/
oder Statthalter von Damaſco, der Stadt-Oberſte von Tri-
poli,
naͤchſt dieſen die andere groſſe Herren/ welche alleſamt deß
Soldans Vaſallen und Lehns-Verwandte/ in feiner Ordnung.
Nachdem alſo alle 4. Seiten der Tafeln wol beſetzet waren/ zeh-
lete man auf einer Jedweden 500. Gezelte/ und ſaſſen 2000.
Perſonen zur Tafel. Umher ſtunden gleichfalls biß in 2000.
fuͤrnehme Bediente und anſehnliche Leute zur Aufwartung/
ohne die ab- und zutrettende Diener/ derer Zweifels-frey auch
keine geringe Menge geweſen.

So bald alles geſetzt/ (oder vielmehr/ nach ſelbiger Landes-
Art gelagert/) hat der Herꝛ auß Damaſco dem Soldan ein groſ-
ſes guͤldenes Becken vorgehalten/ der Fuͤrſt auß Cappadocia
aber ihm Waſſer uͤber die Haͤnde gegoſſen/ auß einem ſtattlichen
Gießfaß von lauterm Gold/ welches mit allerley Edelgeſteinen
verſetzet/ und der Fuͤrſt auß Caramannia die Hand-Quehle ge-
reichet.

Nach dem Haͤnde-Waſchen/ credentzte ihm zufoderſt der
Fuͤrſt auß Lybien/ den er vorhin hatte zum Oberſten der Ge-
praͤnge und Ceremonien vorgeſetzet/ darvon er zwar geſſen/ was
ihm geſchmecket/ jedoch nichts noch genoſſen/ das nicht erſtlich
mit Zucker und mancherley ſchoͤn riechenden Waſſern beſtreuet/
oder beſprenget waͤre. Wann er ſeinen Theil zu ſich genom̃en/
hat er hernach die Speiſen den andern neben ihm ſitzenden Fuͤr-
ſten vorſchieben laſſen. Was er getruncken/ iſt allbereit oben
vermeldet.

Jndem er alſo uͤber der Tafel ſaß/ war Jedermann gantz
ſtill/ und gab den Muſicaliſchen Inſtrumenten Gehoͤr/ welche
aber/ nach gehaltener Mahlzeit/ durch den Herꝛn von Damaſco

von
Y y y
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[1073/1099] Romans II. Buch. wo die Tafeln zubereitet waren/ da ſich alſobald eine neue Muſic von allerhand ſeltzamen/ und wunderlich in einander geſtim̃ten Inſtrumenten hoͤren ließ/ als von allerley Orgel Wercken/ und anderm unterſchiedlichem Klingſpiel/ von Trompeten/ Pfeiffen/ Krum̃-Hoͤrnern/ Trummeln/ Geigen/ Pſaltern/ Harpffen/ Zin- cken/ Cythern/ und ſonſt anderm bey uns nicht gebraͤuchlichem Saͤytenſpiel. Als nun der Soldan ſich oben an zur Tafelgeſetzet/ muſten der Fuͤrſt auß Caramannien/ und der junge Printz von Cap- padocia, neben ihm ſitzen/ welche Beyde von ihren Eltern an ſei- nen Hof geſchickt waren/ ſich in ſeiner Koͤnigl. Huld zu conſer- viren/ und etwan durch eine anſehnliche Heyrath mit ihm zu befreunden. Ein wenig beſſer hinab ſaſſen/ der oberſte Herꝛ/ oder Statthalter von Damaſco, der Stadt-Oberſte von Tri- poli, naͤchſt dieſen die andere groſſe Herren/ welche alleſamt deß Soldans Vaſallen und Lehns-Verwandte/ in feiner Ordnung. Nachdem alſo alle 4. Seiten der Tafeln wol beſetzet waren/ zeh- lete man auf einer Jedweden 500. Gezelte/ und ſaſſen 2000. Perſonen zur Tafel. Umher ſtunden gleichfalls biß in 2000. fuͤrnehme Bediente und anſehnliche Leute zur Aufwartung/ ohne die ab- und zutrettende Diener/ derer Zweifels-frey auch keine geringe Menge geweſen. So bald alles geſetzt/ (oder vielmehr/ nach ſelbiger Landes- Art gelagert/) hat der Herꝛ auß Damaſco dem Soldan ein groſ- ſes guͤldenes Becken vorgehalten/ der Fuͤrſt auß Cappadocia aber ihm Waſſer uͤber die Haͤnde gegoſſen/ auß einem ſtattlichen Gießfaß von lauterm Gold/ welches mit allerley Edelgeſteinen verſetzet/ und der Fuͤrſt auß Caramannia die Hand-Quehle ge- reichet. Nach dem Haͤnde-Waſchen/ credentzte ihm zufoderſt der Fuͤrſt auß Lybien/ den er vorhin hatte zum Oberſten der Ge- praͤnge und Ceremonien vorgeſetzet/ darvon er zwar geſſen/ was ihm geſchmecket/ jedoch nichts noch genoſſen/ das nicht erſtlich mit Zucker und mancherley ſchoͤn riechenden Waſſern beſtreuet/ oder beſprenget waͤre. Wann er ſeinen Theil zu ſich genom̃en/ hat er hernach die Speiſen den andern neben ihm ſitzenden Fuͤr- ſten vorſchieben laſſen. Was er getruncken/ iſt allbereit oben vermeldet. Jndem er alſo uͤber der Tafel ſaß/ war Jedermann gantz ſtill/ und gab den Muſicaliſchen Inſtrumenten Gehoͤr/ welche aber/ nach gehaltener Mahlzeit/ durch den Herꝛn von Damaſco von Y y y

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1073. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1099>, abgerufen am 25.11.2024.