Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Hülffe mir jetzt höchst-nöthig wäre/ aber in Erman-
gelung ihrer/ muß ich mich ihrer Ringe bedienen.
Hierauf sprang der Printz vom Pferd/ fiel dem Con-
dado
um den Halß/ und küssete ihn. Condado so wol/
als alle die Andern/ wusten nicht/ wie sie solches ver-
stehen solten. Der Printz aber sagte dem Condado
in das Ohr/ ob er hier wolte bekandt seyn/ dann er für
seine Person kenne ihn sehr wol. Condado verwun-
derte sich dessen/ und sprach: Wann Euer Durchl.
meine Person bekandt ist/ so beliebe derselben solche
heimlich zu halten/ und mich nur vor Pardo, einen
Grafen von Policastro, außzugeben/ solches sagte ihm
der Printz zu/ und bedeutete darauf seinem Herrn
Vatter/ daß er in einer sonderbaren Freundschafft
mit diesem fürnehmen Jtaliänischen Grafen gele-
bet/ also gebühre es sich/ daß man ihm alle Höflichkeit
erzeige. Darauf ward ein wolgeziertes Pferd herge-
bracht/ und muste Condado mit ihnen nach der Burg
reiten. Dieser ward daselbst in ein prächtiges Zim-
mer geführet/ und als er den Printzen fragte: Wo-
her er ihn doch kenne/ da lächelte dieser/ und sprach:
Jch wil es euch bald sagen; Hiermit nahm er einen
Abtritt/ und über eine halbe Stunde kam der alte
Fürst mit einer schönen Damen an der Hand zu Con-
dado,
welche die gelehrte Ilmene war/ mit welcher er
zu Padua bekandt gewesen/ und von welcher er einen
von jetztbeschriebenen Ringen/ den andern aber von
Campanelli erhalten hatte/ dahero machte ihr Con-
dado
eine tieffe Reverentz/ und entschuldigte sich/ daß
er jenes mahl nicht gewust/ daß sie eines solchen für-
nehmen Printzen Tochter sey. Diese aber praesentirte
ihm einen Kuß/ fieng an zu lachen/ und entkleidete sich
für seinen Augen/ da sie dann erwiese/ daß sie nicht ei-
ne Ilmene, oder eine Prinzessin/ sondern der einzige

Sohn

Deß Academiſchen
Huͤlffe mir jetzt hoͤchſt-noͤthig waͤre/ aber in Erman-
gelung ihrer/ muß ich mich ihrer Ringe bedienen.
Hierauf ſprang der Printz vom Pferd/ fiel dem Con-
dado
um den Halß/ und kuͤſſete ihn. Condado ſo wol/
als alle die Andern/ wuſten nicht/ wie ſie ſolches ver-
ſtehen ſolten. Der Printz aber ſagte dem Condado
in das Ohr/ ob er hier wolte bekandt ſeyn/ dann er fuͤr
ſeine Perſon kenne ihn ſehr wol. Condado verwun-
derte ſich deſſen/ und ſprach: Wann Euer Durchl.
meine Perſon bekandt iſt/ ſo beliebe derſelben ſolche
heimlich zu halten/ und mich nur vor Pardo, einen
Grafen von Policaſtro, außzugeben/ ſolches ſagte ihm
der Printz zu/ und bedeutete darauf ſeinem Herꝛn
Vatter/ daß er in einer ſonderbaren Freundſchafft
mit dieſem fuͤrnehmen Jtaliaͤniſchen Grafen gele-
bet/ alſo gebuͤhre es ſich/ daß man ihm alle Hoͤflichkeit
erzeige. Darauf ward ein wolgeziertes Pferd herge-
bracht/ und muſte Condado mit ihnen nach der Burg
reiten. Dieſer ward daſelbſt in ein praͤchtiges Zim-
mer gefuͤhret/ und als er den Printzen fragte: Wo-
her er ihn doch kenne/ da laͤchelte dieſer/ und ſprach:
Jch wil es euch bald ſagen; Hiermit nahm er einen
Abtritt/ und uͤber eine halbe Stunde kam der alte
Fuͤrſt mit einer ſchoͤnen Damen an der Hand zu Con-
dado,
welche die gelehrte Ilmene war/ mit welcher er
zu Padua bekandt geweſen/ und von welcher er einen
von jetztbeſchriebenen Ringen/ den andern aber von
Campanelli erhalten hatte/ dahero machte ihr Con-
dado
eine tieffe Reverentz/ und entſchuldigte ſich/ daß
er jenes mahl nicht gewuſt/ daß ſie eines ſolchen fuͤr-
nehmen Printzen Tochter ſey. Dieſe aber præſentirte
ihm einen Kuß/ fieng an zu lachen/ und entkleidete ſich
fuͤr ſeinen Augen/ da ſie dann erwieſe/ daß ſie nicht ei-
ne Ilmene, oder eine Prinzeſſin/ ſondern der einzige

Sohn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1070" n="1048"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Hu&#x0364;lffe mir jetzt ho&#x0364;ch&#x017F;t-no&#x0364;thig wa&#x0364;re/ aber in Erman-<lb/>
gelung ihrer/ muß ich mich ihrer Ringe bedienen.<lb/>
Hierauf &#x017F;prang der Printz vom Pferd/ fiel dem <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
dado</hi> um den Halß/ und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihn. <hi rendition="#aq">Condado</hi> &#x017F;o wol/<lb/>
als alle die Andern/ wu&#x017F;ten nicht/ wie &#x017F;ie &#x017F;olches ver-<lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;olten. Der Printz aber &#x017F;agte dem <hi rendition="#aq">Condado</hi><lb/>
in das Ohr/ ob er hier wolte bekandt &#x017F;eyn/ dann er fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on kenne ihn &#x017F;ehr wol. <hi rendition="#aq">Condado</hi> verwun-<lb/>
derte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;prach: Wann Euer Durchl.<lb/>
meine Per&#x017F;on bekandt i&#x017F;t/ &#x017F;o beliebe der&#x017F;elben &#x017F;olche<lb/>
heimlich zu halten/ und mich nur vor <hi rendition="#aq">Pardo,</hi> einen<lb/>
Grafen von <hi rendition="#aq">Polica&#x017F;tro,</hi> außzugeben/ &#x017F;olches &#x017F;agte ihm<lb/>
der Printz zu/ und bedeutete darauf &#x017F;einem Her&#xA75B;n<lb/>
Vatter/ daß er in einer &#x017F;onderbaren Freund&#x017F;chafft<lb/>
mit die&#x017F;em fu&#x0364;rnehmen Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen Grafen gele-<lb/>
bet/ al&#x017F;o gebu&#x0364;hre es &#x017F;ich/ daß man ihm alle Ho&#x0364;flichkeit<lb/>
erzeige. Darauf ward ein wolgeziertes Pferd herge-<lb/>
bracht/ und mu&#x017F;te <hi rendition="#aq">Condado</hi> mit ihnen nach der Burg<lb/>
reiten. Die&#x017F;er ward da&#x017F;elb&#x017F;t in ein pra&#x0364;chtiges Zim-<lb/>
mer gefu&#x0364;hret/ und als er den Printzen fragte: Wo-<lb/>
her er ihn doch kenne/ da la&#x0364;chelte die&#x017F;er/ und &#x017F;prach:<lb/>
Jch wil es euch bald &#x017F;agen; Hiermit nahm er einen<lb/>
Abtritt/ und u&#x0364;ber eine halbe Stunde kam der alte<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t mit einer &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">Dam</hi>en an der Hand zu <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
dado,</hi> welche die gelehrte <hi rendition="#aq">Ilmene</hi> war/ mit welcher er<lb/>
zu <hi rendition="#aq">Padua</hi> bekandt gewe&#x017F;en/ und von welcher er einen<lb/>
von jetztbe&#x017F;chriebenen Ringen/ den andern aber von<lb/><hi rendition="#aq">Campanelli</hi> erhalten hatte/ dahero machte ihr <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
dado</hi> eine tieffe <hi rendition="#aq">Reveren</hi>tz/ und ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich/ daß<lb/>
er jenes mahl nicht gewu&#x017F;t/ daß &#x017F;ie eines &#x017F;olchen fu&#x0364;r-<lb/>
nehmen Printzen Tochter &#x017F;ey. Die&#x017F;e aber <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>rte<lb/>
ihm einen Kuß/ fieng an zu lachen/ und entkleidete &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;einen Augen/ da &#x017F;ie dann erwie&#x017F;e/ daß &#x017F;ie nicht ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Ilmene,</hi> oder eine Prinze&#x017F;&#x017F;in/ &#x017F;ondern der einzige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sohn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1048/1070] Deß Academiſchen Huͤlffe mir jetzt hoͤchſt-noͤthig waͤre/ aber in Erman- gelung ihrer/ muß ich mich ihrer Ringe bedienen. Hierauf ſprang der Printz vom Pferd/ fiel dem Con- dado um den Halß/ und kuͤſſete ihn. Condado ſo wol/ als alle die Andern/ wuſten nicht/ wie ſie ſolches ver- ſtehen ſolten. Der Printz aber ſagte dem Condado in das Ohr/ ob er hier wolte bekandt ſeyn/ dann er fuͤr ſeine Perſon kenne ihn ſehr wol. Condado verwun- derte ſich deſſen/ und ſprach: Wann Euer Durchl. meine Perſon bekandt iſt/ ſo beliebe derſelben ſolche heimlich zu halten/ und mich nur vor Pardo, einen Grafen von Policaſtro, außzugeben/ ſolches ſagte ihm der Printz zu/ und bedeutete darauf ſeinem Herꝛn Vatter/ daß er in einer ſonderbaren Freundſchafft mit dieſem fuͤrnehmen Jtaliaͤniſchen Grafen gele- bet/ alſo gebuͤhre es ſich/ daß man ihm alle Hoͤflichkeit erzeige. Darauf ward ein wolgeziertes Pferd herge- bracht/ und muſte Condado mit ihnen nach der Burg reiten. Dieſer ward daſelbſt in ein praͤchtiges Zim- mer gefuͤhret/ und als er den Printzen fragte: Wo- her er ihn doch kenne/ da laͤchelte dieſer/ und ſprach: Jch wil es euch bald ſagen; Hiermit nahm er einen Abtritt/ und uͤber eine halbe Stunde kam der alte Fuͤrſt mit einer ſchoͤnen Damen an der Hand zu Con- dado, welche die gelehrte Ilmene war/ mit welcher er zu Padua bekandt geweſen/ und von welcher er einen von jetztbeſchriebenen Ringen/ den andern aber von Campanelli erhalten hatte/ dahero machte ihr Con- dado eine tieffe Reverentz/ und entſchuldigte ſich/ daß er jenes mahl nicht gewuſt/ daß ſie eines ſolchen fuͤr- nehmen Printzen Tochter ſey. Dieſe aber præſentirte ihm einen Kuß/ fieng an zu lachen/ und entkleidete ſich fuͤr ſeinen Augen/ da ſie dann erwieſe/ daß ſie nicht ei- ne Ilmene, oder eine Prinzeſſin/ ſondern der einzige Sohn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1070
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1048. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1070>, abgerufen am 18.12.2024.