Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
lat zu essen/ da laurete Troll auf/ kleidete sich gantz an-
ders/ bande wieder eine Schürtze vor/ setzete ein falsch
Haar auf unter eine Mütze/ und gieng nach dem Ha-
fen/ da ein Schifflein mit köstlichem frischem Kopff-
Kohl lage/ diesen erhandelte er mit einander/ obgleich
über 200. Köpffe darinn waren/ und nachdem ihn der
Bauer auf den Boden gebracht/ da ließ sich aber-
mahl kein Käuffer sehen/ derowegen thäte er Hauß-
suchung unter den Gefangenen/ aber Troll hatte sich
umgekleidet. Er erschien mit seinem kahlen Kopff/
hatte ein grosses Pflaster auf dem einen Auge/ mach-
te ein krummes Maul/ und verstellete sich dermassen/
daß er gar nicht zu erkennen war/ vor den Jenigen/
der dem Bauren den Kohl abgekauffet hatte. Sol-
chem nach muste dieser seinen Kohl auch wieder her-
ab in sein Schifflein tragen/ weil ihm aber 10. Köpffe
daran fehleten/ welche Troll in die obersten Käyen
vertheilet/ und 2. darvon in deß Gomery Bett gele-
get hatte/ wolte der Bauer auch diesen Rest haben.
Die Gefangenen mit einander erkläreten sich/ in ih-
ren Käyen suchen zu lassen/ aber wo er nicht würde
finden/ da solte er auch für Schläge nicht sorgen/ weil
er sie für Diebe angesprochen. Durch diese Rede
ward der Bauer abgeschrecket/ daß er das Suchen
unterließ/ und wie er jetzo zum Hauß hinauß gehen
wil/ erwischete ihn Troll beym Zipffel/ und sagte: Es
solte mir leyd seyn/ wann ein ehrlicher Haußmann so
liederlich um das Seinige käme. Es ist einer unter
uns/ der kan rohen Kopffkohl fressen/ wie eine Kuhe/
ich glaube/ dieser hat euch den Kohl gestohlen/ weil es
ihm aber unmöglich seyn wird/ 10. Köpffe auf ein-
mahl zu verzehren/ wollen wir hingehen/ und in seiner
Käyen nach suchen. Der Bauer war dessen zufrieden/
gieng mit ihm zu dem Gomery, und als er daselbst

suchte/

Deß Academiſchen
lat zu eſſen/ da laurete Troll auf/ kleidete ſich gantz an-
ders/ bande wieder eine Schuͤrtze vor/ ſetzete ein falſch
Haar auf unter eine Muͤtze/ und gieng nach dem Ha-
fen/ da ein Schifflein mit koͤſtlichem friſchem Kopff-
Kohl lage/ dieſen erhandelte er mit einander/ obgleich
uͤber 200. Koͤpffe darinn waren/ und nachdem ihn der
Bauer auf den Boden gebracht/ da ließ ſich aber-
mahl kein Kaͤuffer ſehen/ derowegen thaͤte er Hauß-
ſuchung unter den Gefangenen/ aber Troll hatte ſich
umgekleidet. Er erſchien mit ſeinem kahlen Kopff/
hatte ein groſſes Pflaſter auf dem einen Auge/ mach-
te ein krummes Maul/ und verſtellete ſich dermaſſen/
daß er gar nicht zu erkennen war/ vor den Jenigen/
der dem Bauren den Kohl abgekauffet hatte. Sol-
chem nach muſte dieſer ſeinen Kohl auch wieder her-
ab in ſein Schifflein tragen/ weil ihm aber 10. Koͤpffe
daran fehleten/ welche Troll in die oberſten Kaͤyen
vertheilet/ und 2. darvon in deß Gomery Bett gele-
get hatte/ wolte der Bauer auch dieſen Reſt haben.
Die Gefangenen mit einander erklaͤreten ſich/ in ih-
ren Kaͤyen ſuchen zu laſſen/ aber wo er nicht wuͤrde
finden/ da ſolte er auch fuͤr Schlaͤge nicht ſorgen/ weil
er ſie fuͤr Diebe angeſprochen. Durch dieſe Rede
ward der Bauer abgeſchrecket/ daß er das Suchen
unterließ/ und wie er jetzo zum Hauß hinauß gehen
wil/ erwiſchete ihn Troll beym Zipffel/ und ſagte: Es
ſolte mir leyd ſeyn/ wann ein ehrlicher Haußmann ſo
liederlich um das Seinige kaͤme. Es iſt einer unter
uns/ der kan rohen Kopffkohl freſſen/ wie eine Kuhe/
ich glaube/ dieſer hat euch den Kohl geſtohlen/ weil es
ihm aber unmoͤglich ſeyn wird/ 10. Koͤpffe auf ein-
mahl zu verzehren/ wollen wir hingehen/ und in ſeiner
Kaͤyen nach ſuchen. Der Bauer war deſſen zufrieden/
gieng mit ihm zu dem Gomery, und als er daſelbſt

ſuchte/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1062" n="1040"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
lat zu e&#x017F;&#x017F;en/ da laurete Troll auf/ kleidete &#x017F;ich gantz an-<lb/>
ders/ bande wieder eine Schu&#x0364;rtze vor/ &#x017F;etzete ein fal&#x017F;ch<lb/>
Haar auf unter eine Mu&#x0364;tze/ und gieng nach dem Ha-<lb/>
fen/ da ein Schifflein mit ko&#x0364;&#x017F;tlichem fri&#x017F;chem Kopff-<lb/>
Kohl lage/ die&#x017F;en erhandelte er mit einander/ obgleich<lb/>
u&#x0364;ber 200. Ko&#x0364;pffe darinn waren/ und nachdem ihn der<lb/>
Bauer auf den Boden gebracht/ da ließ &#x017F;ich aber-<lb/>
mahl kein Ka&#x0364;uffer &#x017F;ehen/ derowegen tha&#x0364;te er Hauß-<lb/>
&#x017F;uchung unter den Gefangenen/ aber Troll hatte &#x017F;ich<lb/>
umgekleidet. Er er&#x017F;chien mit &#x017F;einem kahlen Kopff/<lb/>
hatte ein gro&#x017F;&#x017F;es Pfla&#x017F;ter auf dem einen Auge/ mach-<lb/>
te ein krummes Maul/ und ver&#x017F;tellete &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
daß er gar nicht zu erkennen war/ vor den Jenigen/<lb/>
der dem Bauren den Kohl abgekauffet hatte. Sol-<lb/>
chem nach mu&#x017F;te die&#x017F;er &#x017F;einen Kohl auch wieder her-<lb/>
ab in &#x017F;ein Schifflein tragen/ weil ihm aber 10. Ko&#x0364;pffe<lb/>
daran fehleten/ welche Troll in die ober&#x017F;ten Ka&#x0364;yen<lb/>
vertheilet/ und 2. darvon in deß <hi rendition="#aq">Gomery</hi> Bett gele-<lb/>
get hatte/ wolte der Bauer auch die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Re&#x017F;t</hi> haben.<lb/>
Die Gefangenen mit einander erkla&#x0364;reten &#x017F;ich/ in ih-<lb/>
ren Ka&#x0364;yen &#x017F;uchen zu la&#x017F;&#x017F;en/ aber wo er nicht wu&#x0364;rde<lb/>
finden/ da &#x017F;olte er auch fu&#x0364;r Schla&#x0364;ge nicht &#x017F;orgen/ weil<lb/>
er &#x017F;ie fu&#x0364;r Diebe ange&#x017F;prochen. Durch die&#x017F;e Rede<lb/>
ward der Bauer abge&#x017F;chrecket/ daß er das Suchen<lb/>
unterließ/ und wie er jetzo zum Hauß hinauß gehen<lb/>
wil/ erwi&#x017F;chete ihn Troll beym Zipffel/ und &#x017F;agte: Es<lb/>
&#x017F;olte mir leyd &#x017F;eyn/ wann ein ehrlicher Haußmann &#x017F;o<lb/>
liederlich um das Seinige ka&#x0364;me. Es i&#x017F;t einer unter<lb/>
uns/ der kan rohen Kopffkohl fre&#x017F;&#x017F;en/ wie eine Kuhe/<lb/>
ich glaube/ die&#x017F;er hat euch den Kohl ge&#x017F;tohlen/ weil es<lb/>
ihm aber unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn wird/ 10. Ko&#x0364;pffe auf ein-<lb/>
mahl zu verzehren/ wollen wir hingehen/ und in &#x017F;einer<lb/>
Ka&#x0364;yen nach &#x017F;uchen. Der Bauer war de&#x017F;&#x017F;en zufrieden/<lb/>
gieng mit ihm zu dem <hi rendition="#aq">Gomery,</hi> und als er da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;uchte/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1040/1062] Deß Academiſchen lat zu eſſen/ da laurete Troll auf/ kleidete ſich gantz an- ders/ bande wieder eine Schuͤrtze vor/ ſetzete ein falſch Haar auf unter eine Muͤtze/ und gieng nach dem Ha- fen/ da ein Schifflein mit koͤſtlichem friſchem Kopff- Kohl lage/ dieſen erhandelte er mit einander/ obgleich uͤber 200. Koͤpffe darinn waren/ und nachdem ihn der Bauer auf den Boden gebracht/ da ließ ſich aber- mahl kein Kaͤuffer ſehen/ derowegen thaͤte er Hauß- ſuchung unter den Gefangenen/ aber Troll hatte ſich umgekleidet. Er erſchien mit ſeinem kahlen Kopff/ hatte ein groſſes Pflaſter auf dem einen Auge/ mach- te ein krummes Maul/ und verſtellete ſich dermaſſen/ daß er gar nicht zu erkennen war/ vor den Jenigen/ der dem Bauren den Kohl abgekauffet hatte. Sol- chem nach muſte dieſer ſeinen Kohl auch wieder her- ab in ſein Schifflein tragen/ weil ihm aber 10. Koͤpffe daran fehleten/ welche Troll in die oberſten Kaͤyen vertheilet/ und 2. darvon in deß Gomery Bett gele- get hatte/ wolte der Bauer auch dieſen Reſt haben. Die Gefangenen mit einander erklaͤreten ſich/ in ih- ren Kaͤyen ſuchen zu laſſen/ aber wo er nicht wuͤrde finden/ da ſolte er auch fuͤr Schlaͤge nicht ſorgen/ weil er ſie fuͤr Diebe angeſprochen. Durch dieſe Rede ward der Bauer abgeſchrecket/ daß er das Suchen unterließ/ und wie er jetzo zum Hauß hinauß gehen wil/ erwiſchete ihn Troll beym Zipffel/ und ſagte: Es ſolte mir leyd ſeyn/ wann ein ehrlicher Haußmann ſo liederlich um das Seinige kaͤme. Es iſt einer unter uns/ der kan rohen Kopffkohl freſſen/ wie eine Kuhe/ ich glaube/ dieſer hat euch den Kohl geſtohlen/ weil es ihm aber unmoͤglich ſeyn wird/ 10. Koͤpffe auf ein- mahl zu verzehren/ wollen wir hingehen/ und in ſeiner Kaͤyen nach ſuchen. Der Bauer war deſſen zufrieden/ gieng mit ihm zu dem Gomery, und als er daſelbſt ſuchte/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1062
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1040. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1062>, abgerufen am 22.07.2024.